In der Heimat stehen alle kopf
Zwei Spanier bei JC feiern den WM-Titel ihrer Mannschaft – und hoffen auf einen positiven Schub für das ganze Land.
Burscheid. Das Trikot ist noch dasselbe wie vor zwei Jahren. Damals hatte Francisco Acedo Dominique damit vor der Fassade seines Arbeitgebers Johnson Controls posiert und den Gewinn der Fußball-Europameisterschaft bejubelt. Jetzt feiert der Spanier (36) zusammen mit seinem Kollegen und Landsmann Jesus Galan Garcia (35) ein zweites Mal. Und hat keine Mühe, den WM-Titel als "Jahrhundertereignis" einzustufen.
Eigentlich hatten die beiden ja spontan nach Sevilla fliegen wollen. Da, wo Franciscos Onkel eine Kneipe besitzt und die ganze Familie vor dem Fernseher das Finale verfolgte. Aber dann hat Kollege Jesus gekniffen. Er wollte seiner Frau die Stange halten. Denn die ist Niederländerin.
Am Tag des Finales hatte sich das Paar noch andauernd geneckt. "Aber zehn Minuten nach dem Anpfiff hat sie mich rausgeschmissen, weil ich rumgelaufen bin wie ein unruhiger Tiger", erzählt Galan Garcia lachend. Er ist dann in einer Düsseldorfer Kneipe gelandet.
Francisco Acedo Dominique zog ein spanisches Restaurant in Köln vor - und hupte sich nach dem Sieg im Autokorso über die Ringe. Zur Kneipe in Sevilla blieb nur der telefonische Kontakt. Aber auch in der Fremde lässt es sich feiern: "Die Deutschen sind faire Verlierer. Viele Kollegen haben mir gratuliert."
Als Jesus Galan Garcia dann noch seine Mutter aus Burgos am Telefon hatte, wusste er endgültig: Es ist etwas Großes passiert in seiner Heimat. "Denn wenn es einen Menschen gibt, der sich nicht für Fußball interessiert, dann ist das meine Mutter." Der Sieg, so glaubt er, kam genau zum richtigen Zeitpunkt. "Die Wirtschaftskrise hat Spanien arg gebeutelt. Der Titel wird den Leuten wieder Kraft geben."
So sieht das auch sein spanischer Kollege: "Immer galt Spanien als Favorit und wir haben es nie auf die Reihe bekommen. Jetzt kommen wir weg von der Looser-Rolle und das kann dem ganzen Land einen Ruck geben." Acedo Dominiques größte Hoffnung: "Dass die Differenzen zwischen Basken, Katalanen und den anderen Regionen aufhören und sich das Land als ein Spanien fühlt."
Auch von ihrer Nationalmannschaft erwarten die beiden in der Zukunft noch Großes. "Ich glaube nicht, dass der Titel etwas Einmaliges bleibt", sagt Galan Garcia. "Die Mannschaft wird bei der Europa- und Weltmeisterschaft weiter eine tragende Rolle spielen. Ich nenne das mal epochal."
In all dem Überschwang blieb nur ein Familienzweig verdächtig still. Von den niederländischen Verwandten seiner Frau hat Galan Garcia bisher noch nichts gehört. Sie hätten sich über seine Gratulation wahrscheinlich auch nicht gefreut: "Immerhin hat Holland das Tripel geschafft - dreimal Vizeweltmeister."