Volkssport Unfallflucht: Nicht nur Bagatellschäden
Jeden dritten Tag macht sich ein Verursacher in Burscheid aus dem Staub. Auf dem Aldi-Parkplatz in Hilgen betrug der Sachschaden zuletzt rund 8000 Euro.
Burscheid. Schnell noch nach Feierabend auf den Parkplatz des Supermarktes, ein paar Einkäufe fürs Abendessen besorgen. Die Parklücke ist eng, die Hektik groß, es rumst. Niemand hat’s gesehen. Dann nichts wie weg.
So und ähnlich passiert das ständig auf Parkplätzen oder an Straßenrändern. Rechnerisch fast jeden dritten Tag macht sich ein Verkehrsteilnehmer in Burscheid nach einem Unfall unerlaubt davon. Und hinterlässt dabei neben viel Ärger oft auch einen großen Schaden.
Ein besonders drastischer Fall ereignete sich am vergangenen Donnerstag auf dem Aldi-Parkplatz in Hilgen-Dünweg. Dort hatte eine 51 Jahre alte Frau aus Odenthal gegen 17.45 Uhr ihren roten VW Polo geparkt. Nur wenige Minuten ließ sie ihren Wagen für einen kurzen Einkauf aus den Augen. Doch als sie zurückkam, war die gesamte Fahrerseite ramponiert. Die Polizei schätzt den Schaden auf 8000 Euro.
Der Verursacher muss den Schaden beim Einparken in die Parktasche links von dem Polo erzeugt haben: entweder mit der vorderen rechten Stoßstangenecke oder (im Falle des Rückwärtseinparkens) mit der hinteren linken Fahrzeugecke.
Auf jeden Fall, da ist sich die Polizei anhand der Spuren sicher, muss der Fahrer mehrfach vor- und zurückgefahren sein. Am Unfallort wurden silberne Lackspuren entdeckt und gesichert. Zeugen werden gebeten, sich bei der Polizei unter Telefon 0 22 02/2 05-0 zu melden.
Ein besonders krasses Beispiel dafür, „dass sich die Verkehrsmoral nicht verbessert hat“, sagt Peter Raubuch, Pressesprecher der Kreispolizei. 105-mal kam es 2012 allein in Burscheid zur Unfallflucht; in 49 Fällen konnte der Fahrer im Nachhinein noch ermittelt werden. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres machten sich auf Burscheids Straßen 48 Unfallfahrer aus dem Staub, 23 von ihnen wurden später erwischt.
Insgesamt ist die Tendenz beim Volkssport Unfallflucht über die Jahre leicht steigend: 2003 wurden kreisweit 1368 Fälle registriert, im vergangenen Jahr waren es 1624. Nicht immer ist der Schaden zwar so groß wie vergangene Woche in Hilgen. Aber vereinzelt kommt es selbst dann zur Flucht, wenn bei dem Unfall Personen verletzt wurden.
„Bei diesen schweren Fällen hat die Unfallflucht meist den Grund, dass die Fahrer unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stehen oder keinen Führerschein mehr besitzen“, sagt Raubuch. Anders gelagert sind die Motive bei den Bagatellschäden.
Hier geht es meist darum, den Schadensfreiheitsrabatt der Autoversicherung zu erhalten oder die selbst bei geringen Schäden oft dreistelligen Reparaturkosten nicht aus eigener Tasche zahlen zu müssen. Mitunter, so Raubuch, befürchten die Unfallverursacher auch ein Verfahren zum Führerscheinentzug, weil sie körperlich oder geistig nicht mehr in der Lage sein könnten, ein Fahrzeug zu führen. Wenn sie erwischt werden, kann der Führerschein allerdings umso schneller weg sein.