Rundgang Vom Eigelstein bis zur Salzgasse

Köln · Eine über 2000 Jahre alte Stadt wie Köln braucht ihre Straßen als wichtige Verkehrswege und Orientierungspunkte wie die großen Ausfallstraßen oder die bekannten Einkaufsmeilen in der City. Daneben gibt es viele schöne kleine Gassen, die es zu entdecken gilt.

 Der Stavenhof war eine von drei Kölner Bordellstraßen. Heute geht es hier beschaulich zu.

Der Stavenhof war eine von drei Kölner Bordellstraßen. Heute geht es hier beschaulich zu.

Foto: step/Eppinger

Viele Straßen haben im Verlauf und im Namen ihren Ursprung in der Antike oder im Mittelalter. Sie erzählen damit den Menschen, die sie besuchen, auch ein interessantes Stück Stadtgeschichte. Wir haben uns für Sie bei einem kleinen Stadtspaziergang auf die Suche gemacht.

Zu den lebendigsten Straßen der Stadt gehört direkt hinter dem Kölner Hauptbahnhof der Eigelstein mit seiner markanten Torburg, die aus dem 13. Jahrhundert stammt, und dem gemütlichen Platz darum. Die Straße hat ihre Ursprünge schon in der Römerzeit, als Teil einer Heerstraße, die nach Neuss führte. Im Jahr 1838 waren am Eigelstein noch 18 Brauereien zu finden. Bis vor wenigen Jahren hatte dort die Gaffel-Brauerei ihren Sitz. Inzwischen ist sie einem Hotel gewichen. Im Eigelstein-Viertel gibt es übrigens eines der ältesten deutschen Straßenfeste.

Heute finden sich am Eigelstein viele türkische Läden. Noch mehr Geschäfte, Imbisse und Restaurants haben in der angrenzenden Weidengasse, die zum Hansaring führt, ihren festen Platz, sodass die Straße gerne auch als „Klein-Istanbul“ bezeichnet wird. 1974 war es ein anatolischer Gastarbeiter, der dort als Erster seinen Gemüseladen eröffnete. Im Mittelalter waren es „Kappesburen“, Stadtsoldaten und Wäscherinnen, die in der Weidengasse in strohgedeckten Hütten wohnten. Heute fällt der Blick vom Eigelstein aus auf das imposante Hansahochhaus.

Lange galt der Eigelstein als das Ausgeh- und Amüsierviertel Köln. Nicht umsonst singen die Räuber „am Eigelstein es Musik“. Dabei spielte auch das Rotlichtmilieu eine große Rolle und so manch ein Vertreter der Kölner Unterwelt war dort unterwegs. Der Stavenhof, der ebenfalls vom Eigelstein abzweigt, war neben der Kleinen Brinkgasse und der Nächelsgasse eine von drei Kölner Bordellstraßen. Benannt wurde er schon lange vor dieser Zeit nach der Patrizierfamilie Stabe. Seit 1972 ist das gesamte Stadtgebiet zum Sperrbezirk erklärt worden. Und der Stavenhof ist zur gemütlichen Gasse geworden.

Vom quirligen Eigelstein-Viertel geht es jetzt durch den Hauptbahnhof zurück zur Hohe Straße. Sie gehört neben der Schildergasse zu den am meisten frequentierten Fußgängerzonen und Einkaufsstraßen Deutschlands. Aktuell ist dort wegen des Lockdowns aber eher wenig los. Sie ist 680 Meter lang und führt vom Wallrafplatz zur Hohen Pforte. Auch die Hohe Straße hat ihren Ursprung in der Römerzeit und orientiert sich in ihrem Verlauf an der Cardo Maximus, der Nord-Süd-Achse. Sie reichte ursprünglich von der Severinstorburg in der Südstadt bis zur Eigelsteintorburg und war in der Antike als eine der wenigen Straße durchgängig gepflastert. An ihr entstanden im 19. Jahrhundert die ersten Kölner Einkaufspassagen.

Jetzt führt der Weg in die Altstadt mit ihren großen Plätzen und kleinen Gassen wie der Salzgasse oder der Straße Auf dem Rothenberg, die direkt zur Kirche Groß St. Martin führt. An der Salzgasse finden sich viele Möglichkeiten zur Einkehr und zur Stärkung wie der Brauereiausschank „Zum Pfaffen“ am Ausgang zum Heumarkt. Das historische Zentrum Kölns wurde im Zweiten Weltkrieg massiv zerstört und musste größtenteils neu, nach historischem Vorbild aufgebaut werden. In ihrem engeren Sinne umfasst die Altstadt das Martinsviertel, verwaltungstechnisch die gesamte Innenstadt. In römischer Zeit war das Martinsviertel ein Hafengebiet.