Von der Sportwelt in die weite Welt
Einzelhändler Ralf Seck und seine Freundin Susanne Hartmann reisen ein Jahr lang rund um den Globus.
Burscheid. Der Mann ist im Stress: grüne Punkte, rote Punkte, blaue Punkte - sie alle verheißen den Kunden Ermäßigungen. Und am Schaufenster prangt in riesigen Lettern das Wort "Räumungsverkauf". Entsprechend groß ist der Andrang. Ralf Seck gibt nach neuneinhalb Jahren die "Sportwelt" auf. Nicht, weil die Geschäfte nicht liefen. Aber er hat jetzt andere Pläne: Gemeinsam mit Freundin Susanne Hartmann (43) macht sich der 45-Jährige ab Juli auf die Reise - in einem Jahr rund um den Globus.
Gunst der Stunde könnte man es nennen. Und langes Zaudern war nicht gefragt. Anfang des Jahres hatte sich die Finanzcontrollerin Hartmann vorsichtig bei ihrem Arbeitgeber Johnson Controls erkundigt, ob wohl die Möglichkeit bestehe, ein Jahr auszusetzen und dann wieder einzusteigen. "Zu meiner großen Freude kam die Zustimmung."
Für die beiden, die seit 17Jahren ein Paar sind, war das das nötige Stück Sicherheit. Denn der gelernte Werbekaufmann Seck sortiert sein Leben über die Weltreise hinaus neu: Den Laden das Jahr über zu halten, war nicht möglich; was danach kommt, weiß er noch nicht, sondern baut auf die Erfahrungen, die auf ihn zukommen: "Natürlich inspiriert einen eine solche Reise auch." Nur das steht fest: "Wir kommen auf jeden Fall nach Burscheid zurück."
Zurückgekehrt sind sie immer, wenn sie sich in den vergangenen Jahren die Welt angeguckt haben: Denn Reisen, das ist für Seck und Hartmann seit jeher fester Bestandteil ihres Lebens. Ob Afrika, Asien, Neuseeland, Süd- oder Mittelamerika, die Liste der besuchten Länder ist lang - und lang gehegt der Traum, einmal mehr Zeit für fremde Länder und Leute, Natur und Kultur zu haben.
Mit einem Round-the-World-Flugticket sind sie ausgestattet. Es macht viele Vorgaben, ist dafür aber mit 3000 Euro pro Person sehr günstig. Das Globetrotterpaar musste sich für eine Richtung entscheiden: Asien macht den Anfang, aber wegen der dortigen Regenzeit auf einen Monat beschränkt. Australien (drei Monate) und Neuseeland (zwei Monate) folgen; die zweite Hälfte der Reisezeit ist Süd- und Mittelamerika vorbehalten. 54 328 Flugkilometer sind so schon festgelegt, von den vielen Inlandsreisen per Flugzeug, Mietwagen, Bus, Bahn oder Schiff noch abgesehen.
Dabei haben Seck und Hartmann seit jeher eine Leidenschaft für das eher abseits Gelegene: mystische Orte wie die Osterinsel weit draußen im Pazifik mit ihren geheimnisvollen Steinskulpturen oder die legendäre Inkastadt Machu Picchu. Und womöglich wird auch der Antarktis ein Besuch abgestattet.
Selbst wenn dort dann der Sommer herrscht und nur Temperaturen um den Gefrierpunkt zu erwarten sind, beim Packen der Rucksäcke müssen die beiden die unterschiedlichsten Klimazonen bedenken. "Aber was Funktionskleidung angeht, sitzen wir ja an der Quelle", lacht Susanne Hartmann mit Blick auf das Ladenlokal ihres Freundes.
Zwei Reiseführer werden eingepackt: einer über Australien und dann das unverzichtbare "South American Handbook". Das muss reichen. "Wenn man länger unterwegs ist, begegnet man anderen Menschen, reist in einem anderen Rhythmus und hat andere Ziele", sagt Susanne Hartmann. Und ob es nachher viele Bilder geben wird, da ist sie sich noch nicht sicher: "Ralf fotografiert eher nicht, ich je nach Tagesverfassung."