Waldorfschule: Der andere Blick auf die Welt

Die Waldorfschule in Bergisch Born hat ihr 25-jähriges Bestehen mit einem hinreißenden Festakt gefeiert.

Bergisches Land. Muss man seinen Namen tanzen können, um lebenstauglich zu sein? Schon an der Frage und noch mehr an den denkbaren Antworten ließe sich einiges ablesen über Meinungen und Vorurteile zur Waldorfpädagogik.

Schüler der Waldorfschule in Bergisch Born haben die Bürgermeister von Burscheid, Leichlingen, Wermelskirchen, Remscheid, Hückeswagen, Radevormwald und Wipperfürth unter anderem gefragt, ob sie ihren Namen tanzen können.

Aus den Interviews ist ein Film entstanden, der am Samstag beim Festakt zum 25-jährigen Bestehen der Schule gezeigt wurde. Und an den Antworten ließ sich einiges ablesen über Qualitäten und Defizite der Amtsinhaber.

Seit 1986 können Schüler der Region die einzügige Waldorfschule besuchen. 445 tun das aktuell, 42 davon aus Burscheid — vom 1. bis zum 13. Schuljahr. Was und in welchem Geist sie dort lernen, haben sie in dem hinreißenden Festakt eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Keine einzige Festrede. Dafür eine mit hohem theatralischen Können gestaltete Collage aus Musik, Tanz, pädagogischen Zitaten, Szenen und kurzen (Selbst-)Darstellungen von Lebenswegen der ersten Absolventen. Und im Laufe der 90 Minuten bekommt man eine Ahnung davon, wie kreative Schulung fürs Leben schulen könnte.

Aus einer bewussten Körperhaltung kann eine Lebenshaltung erwachsen, aus dem Gefühl für Rhythmus ein Gespür für Sprache, Inszenierung, Formgebung. Sind Waldorfschüler weltfremd?

Zumindest die angeführten Berufswege lassen diesen Schluss nicht zu — Überraschungen eingeschlossen. Wer würde einen Waldorfschüler schon als künftigen Bundeswehrsoldaten und Forscher mit dem Spezialgebiet Piraterie vor den Küsten Somalias vermuten?

Keine Frage, der Festakt lebte auch von der Moderation des österreichischen Schauspielers Harald Krassnitzer, der Einrichtung als Stiefvater verbunden. Er lebte aber vor allem von der Kreativität der ganzen Schule und ihrem anderen Blick auf die Welt.

Einem Blick, der eigene Schwerpunkte setzt, womöglich manches Wichtige auch ausspart, aber dafür Potenzial erkennt, das anderen Lehranstalten verborgen bliebe. Ein Zwölftklässler, der als Jahresarbeit eine E-Gitarre baut, die Profi-Ansprüchen genügt, kann so entrückt nicht sein.

Muss man seinen Namen eurythmisch tanzen können, um lebenstauglich zu sein? Eher nein. Aber es schadet auch nicht. Im besten Fall eröffnet es einem den Zugang zu ungeahnten Fähigkeiten.