Verkehrserziehung Warnweste und Reflektoren: Damit die Kinder besser sichtbar sind
In Hilgen wurden Montag 37 Vorschulkinder für den Verkehr fit gemacht. Denn viele werden zu dunkel angezogen und sind schlecht sichtbar.
Burscheid. Erst am vergangenen Freitag ist es wieder passiert — ein sechsjähriger Junge wurde auf dem Weg zur Schule in Wermelskirchen von einem Auto angefahren. Er ging achtlos auf die Straße und wurde von einem Autofahrer zu spät gesehen. Zum Glück wurde er nur leicht verletzt. Trotzdem: Die Polizei nahm den Fall zum Anlass, die Eltern von Schulkindern zum wiederholten Mal darauf aufmerksam zu machen, dass die Kinder hellere und reflektierende Kleidung tragen sollen.
Dem Zweck folgt auch die Reihe „Funkeln im Dunkeln“, die Montag in der Caritas-Kindertagesstätte Sonneblume in Hilgen Halt gemacht hat. 37 Vorschulkinder im Alter von fünf bis sechs Jahren wurden dabei spielerisch für den Straßenverkehr fit gemacht — vor allem darin, was Farben und Reflektoren angeht.
„Finns Jacke kann ich am besten sehen“, riefen die Kinder, als sie sich im abgedunkelten Essensraum der Tagesstätte in Jacken und Winterstiefeln gegenüberstanden und der Lichtstrahl der Taschenlampen auf das helle Grün der Winterjacke fiel. Andere Kinder meinten, Thaleas Jacke am besten zu sehen — ein helllilafarbenes Modell mit Reflektorstreifen.
Die Gruppe von Finn und Thalea ist die dritte, die an diesem Tag durch das Programm der Verkehrswacht geführt wird. „Das ist eine sehr gute Gruppe“, meint Andrea Höfer von der Kita — sie meint sowohl Farben der Kleidung als auch die Aufmerksamkeit der Kinder. Karoline Strauch-Schmitz, Geschäftsführerin der Verkehrswacht im Rheinisch-Bergischen-Kreis, stimmt zu. Im Gegensatz dazu sei es verwunderlich, wie viele Kinder noch dunkle oder schwarze Jacken trügen. „Es ist der Hammer, wie wenige Kinder Reflektoren tragen“, sagt sie. Das Problem seien vor allem die Eltern, die ihren Kindern zu dunkle Kleidung anzögen. „Die Eltern ziehen die Kinder an wie kleine Erwachsene.“
Auch in dieser Gruppe gab es einige dunkelblaue oder schwarze Jacken. Dabei sei helle, reflektierende Kleidung so wichtig, sagt Karoline Strauch-Schmitz. Die Unfallzahlen mit Kindern seien hochgegangen. Deswegen müssten auch die Kinder sensibilisiert werden. So könne man auch Druck auf die Eltern ausüben. „Anders erreichen wir die kaum.“
In diesem Jahr waren die Verkehrswächter erstmals an den vier Kitas in Hilgen zu Gast. Uwe Graetke von der Stadt sagt, es sei noch Geld aus dem Topf der Landesmittel für Verkehrsprojekte übrig gewesen, da habe er das Projekt für Hilgen angefragt.
Karoline Strauch-Schmitz sagt, es gebe generell mehr Geld für Verkehrserziehung — bei allen Altersklassen. Weil die Unfallzahlen wieder stiegen. Gerade bei Kindern (siehe Kasten). Vor allem Kindern fehle es zunehmend an Verkehrskompetenz. „Die Kinder werden überall hingebracht und gefahren. Sie verlieren ihre eigene Mobilität“ — und das erhöhe die Unfallgefahr. „Ihnen geht die Fähigkeit verloren, sich selbst im Verkehr zurechtzufinden.“ Und wenn sie es dann von einem Tag auf den anderen doch mal selbst versuchten, sei die Unsicherheit groß, und die Gefahr auch.
Für Andrea Höfer von der Kita Sonnenblume ist es wichtig, die Kinder auf den Schulweg vorzubereiten. „Viele der Kinder gehen im kommenden Jahr auf verschiedene Grundschulen, teilweise mit weiten Schulwegen.“ Auch die Kita leiste ihren Beitrag: „Wir gehen viel spazieren und werden im Winter noch die Schulwege einüben“, sagte sie. Aber jedes weitere Programm sei willkommen. Denn auch wenn viele zu Fuß kämen — viele Kinder würden eben doch mit dem Auto zur Kita gefahren, wenn ihre Eltern sie auf dem Weg zur Arbeit vorbeibrächten.
Für die Kinder war das Programm Montag vor allem ein großer Spaß. Die Kinder machten nicht nur den Selbstversuch im Dunklen, erst ohne, dann mit Reflektoren im Schein der Taschenlampe. Sie malten auch eine Papierfigur nach ihren eigenen Vorstellungen an, um sie anschließend mit einer dunkel angemalten Figur in einem Karton zu vergleichen: Welche ist besser sichtbar? Vorgaben für die Gestaltung gab es nicht. So sollten die Kinder die Sichtbarkeit ihrer eigenen Farbwahl erkennen. Ganz vorne mit dabei waren vom Fußball inspirierte Farbkombinationen wie schwarz-gelb, blau-rot und schwarz-rot-gold. Aber immerhin waren es Farben, die weit besser sichtbar sind als schwarz, grau und braun.