Musik „Wir konnten die Zwangspause für unser neues Album nutzen“

Köln · Am 20. August veröffentlicht die Kieler Band Leoniden ihr Album „Complex Happenings Reduced To A Simple Design“. Vor einigen Wochen waren die Musiker für zwei Picknick-Konzerte an der Pferderennbahn in Weidenpesch.

Bei den Leoniden steht im März ein Auftritt im Kölner Palladium auf dem Plan.

Foto: Joseph/Strauch

Für den 11, März ist ein Konzert im Palladium geplant. Gitarrist Lennart Eicke berichtet, was die Fans erwartet.

Sie haben auf der Pferderennbahn in Weidenpesch zwei Picknick-Konzerte an einem Tag gespielt. Was war das für ein Erlebnis?

Lennart Eicke: Für uns war das nach 18 Monaten Konzertpause ein schönes Erlebnis. Das war vor Ort sehr schön gemacht, aber auch etwas ungewohnt – ich selbst war noch nie auf einer Rennbahn. Wir waren bei den ersten Auftritten nach der langen Pause vollgepumpt mit Adrenalin. Das nachmittägliche Konzert hatte durchaus Festivalcharakter, auch abends hat uns das Open Air viel Spaß gemacht. 

Wie schwer war das Musikerleben in der Corona-Zwangspause?

Eicke: Wir sind eine Band, die im Jahr um die 100 Konzerte spielt, und die jährlich so etwa 150 Tage unterwegs ist. Durch Corona wurden wir von 100 auf 0 heruntergebremst. Aber die Pause war richtig und angesichts der Pandemie notwendig. Das war für uns als Band nicht gut, aber wir konnten die Zeit auch nutzen, um uns voll auf das neue Album konzentrieren. Normalerweise haben wir bei den Alben zwischen den Touren nur wenig Zeit, was viel Stress und Druck mit sich bringt. Jetzt hatten wir fast anderthalb Jahre Zeit, um am neuen Album zu arbeiten, was diesem sehr gutgetan hat. Wir konnten uns mehr auf Details konzentrieren und mit großem Freiraum an den neuen Songs arbeiten. 

Mit „Complex Happenings Reduced To A Simple Design“ ist der Titel ziemlich lang geworden.

Eicke: Bei den Titeln der ersten beiden Alben haben wir es uns etwas leicht gemacht. Der Titel des dritten Albums spiegelt die anspruchsvolle Aufgabe wider, komplexe Themen in kurze Songs zu packen. Egal, ob es um gesellschaftliche oder politische Themen oder um die Liebe geht, über das, was wir in einem Lied von dreieinhalb Minuten mit zwei Strophen und einem Refrain packen, schreiben andere Menschen dicke Bücher. Das macht die Arbeit für uns nicht einfacher, vor allem wenn man als Musiker auf Plattitüden verzichten und trotzdem aussagekräftige Texte haben will. 

Das aktuelle ist das Album mit den klarsten politischen Aussagen der Leoniden?

Eicke: Wir waren schon immer politische Menschen, bislang haben wir bei diesen Themen aber oft mit Metaphern gearbeitet und damit so manche Aussagen im Song etwas versteckt. Jetzt haben wir uns getraut, in den Liedern deutlicher zu werden. Die Stimmung in unserem Land ist im Moment aufgeladener als bislang. Das war von 10 oder 15 Jahren noch ganz anders. Die Krisen haben sich verschärft. Dabei gab es Themen wie Rassismus schon immer, aber heute werden diese auch öffentlich zum Thema gemacht. Das ist eine durchaus positive Entwicklung. Wir haben auch eine sehr politische Jugend wie bei „Fridays for Future“, die Missstände klar anprangert und die sich auch Gehör verschafft. Das gilt für das, was mit Geflüchteten an den EU-Grenzen passiert, genauso wie für den wachsenden Populismus oder die Klimagerechtigkeit. 

In Hamburg haben Sie bei einer großen Demonstration von „Fridays for Future“ auf der Bühne gestanden.

Eicke: Das hat uns sehr beeindruckt. Es war der erste Klimastreik und tausende junge Menschen sind an einem Freitagvormittag statt in die Schule auf die Straße gegangen. So etwas habe ich aus meiner eigenen Schulzeit nicht gekannt. Es ist sehr beeindruckend, was diese Bewegung politisch auf die Beine stellt.

Sie planen am 11. März 2022 zum Konzert ins Kölner Palladium zu kommen. Wie sind aktuell die Aussichten bei den Liveauftritten?

Eicke: Wir sind optimistisch und hoffen, dass alle Konzerte wie geplant stattfinden können. Am Anfang waren wir naiv und haben immer an die Konzerte geglaubt, die wir später absagen mussten. Jetzt bei dem Impffortschritt stehen die Chance aber deutlich besser. Viele Leute, die ich kenne, oder auch Besucher bei unseren aktuellen Konzerten, sagen uns, dass sie zumindest die erste Impfspritze schon erhalten haben. Impfskepsis habe ich selbst bislang noch nicht erlebt. Grundsätzlich gilt für uns nach wie vor, dass die Sicherheit und die Gesundheit unserer Fans an erster Stelle steht. Da werden wir kein Risiko eingehen. 

Welchen Bezug haben Sie als Kieler Band zu Köln und zur Musikszene am Rhein?

Eicke: Für uns als Band ist Köln schon lange das, was Berlin für andere Musikerkollegen ist. Wir haben in dieser Stadt viele unserer besten Konzerte gespielt. Es gab tolle Abende in Locations wie dem Gebäude 9, dem Blue Shell oder dem Scheuen Reh. Für uns ist Köln immer eine Musikhauptstadt gewesen. Wir haben hier auch viele Freunde und Arbeitsbeziehungen. So kommt unser Videoteam aus Köln und wir haben hier schon viele Musikvideos gedreht. Dass wir im kommenden Jahr in einer Halle wie dem Kölner Palladium spielen können, wo schon viele Topstars zu Gast waren, ist für uns nicht selbstverständlich. Wir freuen deshalb uns schon sehr auf diesen Termin.