Entdecken Ein Römergrab und viel PS - die versteckten Schätze der Großstadt

Köln · Eine versteckte D-Mark-Münze am Südportal des Kölner Doms? Männliche Erotik mitten in der Stadt? Ein Maskenmann mit ausgeprägter Mimik und eine römische Grabkammer an der Stadtgrenze? Die Rheinmetropole Köln hat weit mehr zu bieten als die großen bekannten Sehenswürdigkeiten wie den Dom, die Romanischen Kirchen oder die großen Museen in der City.

Die Michael Schumacher Private Collection zeigt in der Motorworld in Ossendorf die Schätze der Rennfahrerlegende.

Foto: Eppinger

Ein neuer Reiseführer aus dem Klartext-Verlag gibt sich auf die Spurensuche nach den verborgenen Schätzen der Großstadt.

Um zwei der zu Beginn gestellten Fragen aufzuklären, geht es zunächst zum Südportal des Kölner Doms am Roncalliplatz, wo die von Ewald Mataré gestalteten Kirchenportale ein Schatz des Gotteshauses darstellen, zu dem im Jahr 1948 auch der damalige Kunststudent Joseph Beuys seinen Beitrag geleistet hat. Das Markstück des Generalvikars wurde im Zaun vor dem Portal versteckt. Dort halten stilisierte Hähne Wache über die Unversehrtheit des Doms, der lange von Schmierereien unbedachter Besucher verunstaltet worden ist. Selbst Wildpinkler lassen den Respekt vermissen. Ein Zaun, gestaltet von Paul Nagel, schützt heute die neuralgischen Punkte im Süden und inzwischen auch Norden. Am Südportal findet sich die Mark-Münze von 1983 an einer Figur, die Norbert Feldhoff darstellt, der zunächst Generalvikar und später Dompropst war.

Versteckte Erotik am
historischen Rathausturm 

Die Erotik hat ihren Platz am Rathausturm mit seinen vielen Figuren gefunden. Dort befindet sich an der Nord-West-Ecke der Stein des Anstoßes, für den man allerdings ein Fernglas oder ein Teleobjektiv zur Hand haben sollte. Zu sehen ist dort ein kleines Kerlchen, das dem Betrachter seinen blanken Hintern und seine Geschlechtsteile ziemlich ungeniert entgegenstreckt. Dabei erweist sich die Figur als extrem gelenkig. Erotik gibt es übrigens auch am Kölner Dom – wo zum Beispiel eine nur leicht bekleidete Schönheit ihren Platz unter den steinernen Figuren gefunden hat.

Weitere Themen im von Autor Michael Markolwitz unterhaltsam verfassten und gut bebilderten Reiseführer zu den Geheimnissen der Domstadt ist zum Beispiel das älteste Navi der Welt im Vierungsturm des Doms, wo sich der „Trigonometrische Punkt“ befindet. Von diesem Bezugspunkt wurden in der Preußenzeit alle Entfernungen gemessen, die von Köln wegführten. Noch heute erinnert ein Schild und der Messtisch auf der Plattform daran.

In einem anderen Kapitel geht es um die begehbare Kunst von Dani Karavan auf dem Heinrich-Böll-Platz. Das Kunstwerk „Ma‘alot“ erstreckt sich über den gesamten Platz. Es ist streng geschützt und darf nicht verändert werden. Deshalb wird auch der Platz über dem Saal der Philharmonie nicht schalldicht gemacht, sondern von Ordnern bei Proben und Konzerten abgesperrt.

Der Blick fällt in Köln außerdem auf den „Platzjabeck“ an der Rathausuhr, der zu jeder Stunde den Menschen auf dem Alter Markt die Zunge herausstreckt. Der „rauchende Putto“ ist Teil des Fastnachtsbrunnens gegenüber des Farina-Stammhauses. Die kleine bronzene Figur auf der Brunnenspitze haut eine Pfeife rauchend mächtig auf die Pauke.

Weitere Ziele des neuen Köln-Reiseführers sind der stille Friedhof von St. Georg, das Flügelauto von HA Schult auf dem Zeughaus, das Schiffswrack an der Eigelsteintorburg, der Pegel Köln, das Denkmal für das Müllemer Böötchen mitten in der Südstadt, das Stollwerckmädchen am Severinskirchplatz, Konrads Kapellchen in Lindenthal, die römische Grabkammer in Weiden und die Schumacher Collection am alten Flughafen Butzweilerhof mit ihren rasanten Ferraris.

 

Michael Markolwitz: Köln auf den zweiten Blick, Der besondere Stadtführer zu den verborgenen Schätzen, Klartext-Verlag, 160 Seiten, 18,95 Euro