Burscheid „Wir mögen keine Kölschtümmelei“
Mit „Wellkumme em Klub“ bringen die Domstürmer ihr neues Album an den Start.
Herr Nauber, die Turbosession steht jetzt bald an. Wie bereiten Sie sich darauf vor?
Micky Nauber: Wir sind im Karneval gestartet, sind jetzt aber eine Band, die das ganze Jahr unterwegs ist. Beim Karneval ändert sich die Taktung, die Auftritte werden deutlich kürzer und müssen sehr genau geplant werden. Wichtig ist es, sich dabei körperlich und geistig fit zu halten, sich Ruhephasen zu gönnen, die Stimme zu pflegen und sich gut zu ernähren.
Wie halten Sie sich fit?
Nauber: Eigentlich mache ich nur ein bis zwei Mal die Woche Sport, was zu wenig ist, und bin auch noch einer, der um Mitternacht gerne mal zum Kühlschrank geht. Aber in der Session verliere ich bis zu zehn Kilo und damit das überflüssige Gewicht. Ansonsten setzte ich für die Stimme auf Dampfbäder und Ingwertee.
Bei den Klüngelköpp gab es einen Ausfall, weil ein Kollege nicht mehr weiter konnte. Wie schützen Sie sich davor?
Nauber: Das Problem ist, dass man, wenn man selbst Songs schreibt, sie produziert und dann noch damit auf die Bühne geht, Gefahr läuft, die Signale nicht rechtzeitig zu erkennen. Man hat ja auch sein Hobby zum Beruf gemacht. Ich versuche zum Beispiel, wenn ich zu Hause bin, nicht zu arbeiten und mich dann nur um die Familie zu kümmern. Da gibt es auch keine Mails oder Facebook. Wer ständig nichts verpassen will, läuft Gefahr auszubrennen. Außerdem sollte man Kollegen ihre Hits auch gönnen und seine Energie nicht in Neid stecken. Aber wirklich vor solchen Geschichten gefeit, ist trotzdem keiner. Man kann nur versuchen, möglichst bewusst zu leben.
Das Cover unterscheidet sich sehr von anderen Artworks. Was hat es damit auf sich?
Nauber: Das Cover ist eigentlich Programm. Wir haben einen Fotografen gefunden, der Wert auf lebendige und ungeglättete Bilder legt. Genauso wollten wir bei den Songs den Moment und das Gefühl einfangen und haben auch da auf eine allzu intensive Nachbearbeitung verzichtet.
Ein Song trägt den Titel „Ohne Dom, ohne Rhing, ohne Sunnesching“. Welche Rolle spielt für Sie Heimat?
Nauber: Wir mögen keine Kölschtümmelei und die ständige Selbstverherrlichung der eigenen Stadt. Und so kam die Idee, es mal ohne Kölle, schön und den steten Gröllfaktor zu machen. Wir sind an das Thema Heimat etwas kritischer, aber mit einem Augenzwinkern herangegangen. Man muss ja wissen, dass kölsche Musik auch überregional gehört wird, was wir bei Konzerten in Düsseldorf immer wieder erfahren. Und ist an Köln wirklich immer alles schön und so tolerant, wie ist es umgekehrt, wenn Düsseldorfer Kollegen nach Köln kommen. Und wer in Köln ankommt und erst mal Dreck und Baustellen sieht, macht sich auch so seine Gedanken. Aber es gibt auch eine Schönheit von innen, die wir in „Stadt der Leeder“ thematisieren.
Wie groß ist der Druck auf Sie einen neuen Sessionshit zu landen?
Nauber: Wir spüren das, gehen aber locker damit um und richten uns da nur nach unserem Gefühl. 50 Prozent eines Hits macht ja sowieso das Publikum. Wichtiger ist es, authentisch zu bleiben. Bei der neuen CD haben wir bis auf drei Titel nichts vorab gespielt, weil wir sehen wollten, wie das Publikum reagiert. Wichtig ist auch immer, den Leuten den Freiraum zu lassen, um die Songs selbst für sich zu interpretieren.