Wirtschaft: Firmen staunen über schnellen Aufschwung

Keine Kurzarbeit mehr, dafür steigende Mitarbeiter- und Umsatzzahlen sorgen für Erleichterung.

Burscheid. Die Stimmung in den Unternehmen ist so gut wie seit drei Jahren nicht mehr. Das sagt zumindest der Geschäftsklimaindex des Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo).

Auch im deutschen Mittelstand soll der Aufschwung laut einer Studie inzwischen angekommen sein. Einschätzungen, die auch in den Burscheider Firmen bestätigt werden.

"Ganz eindeutig am Exportmarkt" liege der Grund für den Aufschwung bei FM, ist Geschäftsführer Karsten Evers überzeugt. Eine Rekordnachfrage aus China und wachsende Auftragszahlen aus Nord- und Südamerika haben alle Prognosen über ein schweres erstes Quartal 2010 über den Haufen geworfen. "Wir haben auch noch überproportional profitiert, weil wir Marktanteile hinzugewonnen haben."

"Extrem wichtig" sei in dieser Phase die Flexibilität. "Wir haben enorme Kompromisse mit der Arbeitnehmervertretung vereinbart und konnten so die Leiharbeiterzahl auf fast 200 aufstocken." Die Zahl soll in den nächsten Monaten wieder zurückgefahren werden, auch durch Überführung in den Tarif. Derzeit arbeiten in Burscheid wieder über 1800 Mitarbeiter.

Beim Umsatz erwartet Evers dieses Jahr ein Plus von 30 bis 40 Prozent gegenüber 2009. "Und wir hoffen, dass sich das Niveau von 2010 auch im kommenden Jahr halten lässt."

Von einem V-förmigen Verlauf spricht Geschäftsführer Maryo Fietz. "Wir sind sehr steil abgestürzt und dann wieder sehr stark gekommen, auch wenn der Aufstieg nicht so steil erfolgt wie der Abstieg." Vor der Krise lag die Zahl der Beschäftigten bei 138, sank dann auf den Tiefstand von 78 und liegt mittlerweile wieder bei 120. "Einen Großteil der Leiharbeiter werden wir jetzt fest übernehmen."

Ein Umsatzplus von 35Prozent gegenüber 2009 macht Fietz derzeit aus. Knapp 11 Millionen Euro könnten es am Jahresende werden - nach 8,5 Millionen in 2009. "Das ist noch nicht wieder der Stand von 2008, aber das war ja auch ein fast schon überhitztes Jahr." Von der Geschwindigkeit der Erholung zeigt sich Fietz überrascht. "Nicht nur ich hatte erwartet, dass sich das über zwei, vielleicht drei Jahre hinzieht." Seine größte aktuelle Sorge: die anziehenden Rohstoffpreise.

"Das erste Halbjahr war sehr, sehr gut", bilanziert Geschäftsführer Johannes Orlowski. "Wir haben 160 Prozent mehr Umsatz gemacht." Seit Jahresbeginn gibt es keine Kurzarbeit mehr. Die Belegschaft ist wieder auf über 50 angewachsen, darunter einige, die die Firma in der Krise verlassen mussten.

Derzeit spürt Nickisch zwar ein Sommerloch "und im Automobilbereich zeigt sich, dass der Nachholbedarf inzwischen gestillt ist". Aber der Umsatz soll zum Jahresende die 3,5 Millionen Euro erreichen. "Damit schreiben wir wieder deutlich schwarze Zahlen."

Mit Kurzarbeit hat die Hugo- Faßbender-Dichtungsgesellschaft ihre 38 Mitarbeiter durch die Krise gerettet. Seit Anfang dieses Monats ist die Kurzarbeit beendet. "Es läuft nicht schlecht, aber wir sind noch nicht wieder auf dem Niveau vor der Krise", sagt Geschäftsführer Gerhard Hanke. Seine Umsatzerwartung für dieses Jahr liegt bei 4,1 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2009 lag der Umsatz bei nur 3 Millionen.

Von Euphorie könne zwar nicht die Rede sein, sagt Juniorchef Martin Geveke. "Aber die letzten Monate waren deutlich besser als 2009." Nach vier Wochen Betriebsferien sei derzeit noch offen, wie sich das zweite Halbjahr entwickelt. "Aber wir sind fast wieder auf dem Weg in die Region von 2007 und 2008."