Yksi, kaksi, kolme — auf nach Finnland

Selina Dietl zieht es für ein Semester nach Skandinavien. Unter anderem, weil sie Europa bereisen, aber die Natur wie in Burscheid nicht missen möchte.

Foto: D. Siewert

Burscheid. Zählen kann sie schon auf finnisch: „Yksi, kaksi, kolme“, sagt Selina Dietl. Eins, zwei, drei. Doch auch die nächsten Zahlen und ganze Sätze gehen ihr flüssig über die Lippen. „Moi“, für guten Morgen, ist da noch ganz einfach. Der Satz „Asun Burscheidissa“ (Ich komme aus Burscheid) deutet dagegen schnell an, dass die Grammatik schwierig ist, weil Präpositionen angehangen werden. „Auch die Herleitung von Begriffen ist schwierig, weil es eine ural-altaische Sprache ist“, sagt die 21-jährige, findet aber: „Die Sprache ist total süß.“

Die Hilgenerin studiert seit vergangenem Jahr „Sozialwissenschaft, Medienpolitik und Gesellschaft“ an der Heinrich-Heine-Uni in Düsseldorf. Von August bis Dezember wird sie durch des Förderprogramms „Erasmus“ ein Auslandssemester in Tampere, zwei Stunden Fahrzeit mit dem Zug von Helsinki entfernt, absolvieren. Zwar läuft das internationale Studienprogramm auf Englisch, doch will sich die Torhüterin der gerade in die Oberliga aufgestiegenen Pantherinnen auch auf Finnisch unterhalten. Und zwar ernsthaft. Die Abschlussprüfung für einen freiwillig belegten Finnisch-Kurs hat sie bald — und paukt in diesen Tagen eifrig dafür. Es geht ihr also um mehr als „süß“ und ein paar Alibi-Vokabeln.

„Ich habe seit Anfang meines Studium gehört, wie wichtig es für das spätere Berufsleben ist, Auslandserfahrung zu sammeln“, erläutert die junge Burscheiderin ihre ehrgeizigen Pläne. Statt nach Spanien oder Italien, Ländern, die sie eher mit Urlaub verbinde, habe sie in den Norden gewollt. „Und da wir in Norwegen und Schweden keinen Partner-Unis haben, reizte mich Finnland am meisten.“ Auch wegen der Natur, die sie auch in Burscheid so liebe. „Deshalb bleibe ich ja auch während meines Studiums in Burscheid wohnen.“

Tampere will sie außerdem als Sprungbrett nutzen, um das Land von dort aus zu bereisen. „Manchmal soll es von dort möglich sein, das Polarlicht zu sehen.“ Sehen werde sie das Nordlicht aber auf jeden Fall, wenn sie nach Lappland fahre. Je länger sie sich mit ihrem künftigen Studienort auseinandergesetzt habe, sei ihr klar gewesen: „Mich hat Finnland einfach gefangen.“

Damit sie nicht nur sprachlich, sondern auch fachlich weiterkomme, wolle sie auch an einem Hochschulradioprojekt für internationale Studenten mitwirken. Das ergänze ihr Praktikum und ihre freie Mitarbeit beim Bergischen Volksboten.

Allerdings müsse sie sich schon bald warm anziehen. „Im September kann es dort schon knackig kalt werden.“ Eine dicke Fellmütze, die hierzulande noch nicht so recht zum Einsatz kam, hat sie sich schon mal für die Abreise am 18. August zur Seite gelegt.

Respekt habe sie vor den hohen Lebenshaltungskosten dort — und dass sie möglicherweise lange auf bestimmte Süßwaren verzichten müsse. „Ich packe mir einen Vorrat an Kinderschokolade ein.“

Das könnte ihr auch helfen als Nervennahrung, wenn es bald deutlich früher als in Deutschland dunkel wird. „Dann stehe ich halt später auf und gehe früher ins Bett“, erläutert sie ihr Rezept gegen die Dunkelheit in späteren Monaten. Fit werde sie ohnehin bleiben. „Jedes Haus hat dort eine Sauna, auch am Studentenheim ist eine, die kostenlos genutzt werden kann.“ Zur Abkühlung werde ein Sprung in den eiskalten See daneben gewählt.