Zensus 2011: Bei ihnen bleibt keine Frage offen

Zwei Interviewer berichten von ihren Erfahrungen an der Haustür. Bislang gab jeder Auskunft.

Rhein.-Berg. Kreis. Marianne Saam kriegt immer die Antworten, die sie haben will. Sie klingelt einfach bei Fremden an der Tür. Im Gespräch erzählen ihr die Menschen nicht nur, was sie beruflich machen, sondern auch, welcher Religion sie angehören. In 100 Türrahmen hat sie gestanden — und es hat immer funktioniert. Neben ihrem freundlichen Auftreten gibt es dafür noch einen anderen Grund: Saam ist eine von 330 Interviewern, die zurzeit im Rheinisch-Bergischen Kreis den Zensus durchführen.

Die 67-jährige Rentnerin ist bereits mit ihrem Pensum durch und hat in ihrem Bezirk in Odenthal nur positive Erfahrungen gemacht: „Bei mir gab es keinen, der nicht antworten wollte.“ Und das ist bislang der Trend vor Ort. Kreis-Projektleiter Willi Palm zum aktuellen Stand: „Es sind bereits 929 Fragebögen direkt beantwortet worden. Dazu wurden 367 Bögen online ausgefüllt und 884 mit der Post geschickt. Verweigerer gab es keinen einzigen.“ Einen Fall habe es gegeben, in dem ein Interviewer etwas ruppiger angegangen wurde. Doch im Großen und Ganzen sei die Volkszählung bislang konfliktfrei abgelaufen. Allerdings befindet sich die Befragung erst am Anfang: 34.000 ausgefüllte Bögen sind das Ziel im Kreis.

Trotzdem ist auch Interviewer Jürgen Kiel bereits mit seinem ersten Bezirk fertig. Er berichtet: „Ich fand die Befragung überhaupt nicht stressig.“ Der 66-Jährige war in Leichlingen unterwegs. Dass er in der Stadt bekannt ist, habe ihm einen Bonus an der Haustür verschafft. Vier bis fünf Tage vor seinem Besuch hat der Interviewer — so die gängige Praxis — ein Kärtchen im Briefkasten eines zufällig ausgewählten Hauses hinterlassen, zusammen mit einem Terminvorschlag. Der kann in Rücksprache mit dem Interviewer verschoben werden.

Dabei hat Kiel auch lehrreiche Erfahrungen gemacht. „Da war dann jemand dabei, der mir erzählen wollte, er müsse wochentags immer bis 23 Uhr arbeiten. Als ich dann gesagt habe, dass ich auch gerne um diese Zeit vorbeikommen kann, ging es auf einmal doch früher.“ Vor der Auskunft kann sich keiner drücken. Wer sich weigert, wird zunächst mit einem Schreiben zur Kooperation aufgefordert, danach droht ein Zwangsgeld.

Viele Bürger, die mit dem Termin nicht einverstanden waren, haben sich auch beim Kreis gemeldet. Palm: „Ich hatte zunächst 120 bis 150 Anrufe am Tag.“ Der Projektleiter schätzt, dass sich einige nur von der Echtheit der Interviewer überzeugen wollten.

Andere Anrufer waren verwirrt, weil sie bereits einen Fragebogen aus Düsseldorf erhalten hatten. Palm erklärt: „Das ist die zeitgleiche Befragung der Wohnungs- und Hauseigentümer.“ Es kann also sein, dass in manchen Fällen zwei Fragebögen auszufüllen sind. Der normale Zensus-Bogen besteht aus bis zu 46 Fragen. Interviewerin Saam: „Meistens ist man aber schon in fünf Minuten durch.“