Zug in Blecher pfeift auf den Sturm

Das Festkomitee wird zum Jubiläum nicht um den Rosenmontags-Höhepunkt betrogen. Keine Probleme bis zur Ankunft in Glöbusch.

Odenthal. Als Martina Halfmann und Andreas Kaesbach um 13.15 Uhr in Blecher die Zugaufstellung zwischen Eifgenstraße und Feldstraße abschreiten, sind sie voller Optimismus. Ja, es windet etwas. Aber nach gefährlichem Sturm sieht das alles noch nicht aus. Und drei Stunden später, als der Zug in Glöbusch anfängt, sich wieder aufzulösen, kann Kaesbach bei seiner Premiere als Zugleiter zufrieden bilanzieren: „Alles gut. Keine Sturmschäden, keine Probleme.“

Dass entlang der kölnaffinen Bergstraße über die Düsseldorfer und alle anderen Zugabsagen gespottet wird, verwundert nicht. Aber auf die leichte Schulter hat auch das Festkomitee Bergische Jecken die Sturmwarnungen nicht genommen. „Wir haben noch am Morgen alle Gruppen abtelefoniert und sie gebeten, alles abzumontieren, was durch die Luft fliegen kann“, sagt die Vorsitzende Martina Halfmann. „Ein Risiko wollen wir nicht eingehen.“

Rosenmontagszug in Blecher: Närrisch und ausgelassen
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Rosenmontagszug in Blecher: Närrisch und ausgelassen

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Aber riskant scheint das auch wirklich nicht, als der Zug sich um 14.11 Uhr von der Feldstraße in Richtung Hauptstraße in Bewegung setzt. Der grauselige Kübelregen vom Vormittag hat sich längst verzogen. Ein paar graue Wolken, ein paar Windböen, aber nichts, was das karnevalistische Treiben in irgendeiner Weise beeinträchtigen könnte.

Doch die Wetterwarnungen haben trotzdem ihre Spuren hinterlassen. In der sonst proppenvollen Kurve vor dem Kreisverkehr in Blecher ist es diesmal deutlich luftiger. Dabei hatten die Organisatoren kurz vor dem Start noch darauf spekuliert, dass so mancher enttäuschte Kamelle-Sammler aus Opladen oder den anderen Orten, die von Zugabsagen betroffen waren, den Weg an die Bergstraße finden würde.

Was soll’s — die Karnevalslaune lassen sich die bergischen Jecken dadurch nicht verderben. Zumal es in diesem Jahr jede Menge Jubiläen zu feiern gilt. Allen voran das Festkomitee selbst, das sein halbes Jahrhundert Bergstraßenfrohsinn gleich ins Zugmotto hatte einfließen lassen: „Die Zick jing flott — 50 Johr FBJ“.

Da wollen „de Knüppelschers“ nicht hintanstehen und reimen munter: „Wein, Weib und Gesang — für uns schon 30 Jahre lang“. Die Bergischen Funken kommen auf nicht ganz jubiläumsreife 85 Jahre. Und dann ist da ja noch die Turngemeinde Hilgen — mit 50 Jahren Fußball ihrem Ortsteil.

Abteilungsleiter Klaus Nierhoff blickt erleichtert vom ausgeliehenen Wagen der Karnevalsgesellschaft Blau-Rot Schildgen herab. „Wenn es so geschüttet hätte wie am Morgen, wären wir auch gekommen, aber nur ungern.“ So, unter den unerwartet guten Bedingungen, läutet die Zugteilnahme das Gedenken ein an jenes legendäre Jahr 1966, als in den Untiefen der Hilgener Kneipenlandschaft die Idee eines eigenen Fußballvereins geboren wurde. Ein Jahr später wurde der FV Hilgen dann tatsächlich gegründet, 1969 ging er schon wieder als Fußballabteilung in der 1904 gegründeten TGH auf.

Für ein solches Jubiläum reicht die Zugteilnahme allein natürlich nicht aus. Am 23. April wird in der Max-Siebold-Halle weitergefeiert. Mit dabei ist dann aber auch eine Karnevalsgröße: Cat Ballou.