Zwischen Lachern und Traurigkeit

Die Theatergruppe der Evangelischen Jugend sorgte für zwei tolle Abende.

Burscheid. Am Samstagabend feierte das Theaterstück „Kommt ein Mann zur Welt“ Premiere. Wieder einmal schaffte es die Theatergruppe der Evangelischen Jugend Burscheid um Regisseurin Anke Theron-Schirmer, dass zwanzig Minuten vor dem offiziellen Beginn um 19 Uhr der Gemeindesaal bis auf den letzten Platz besetzt war.

In den nächsten knapp drei Stunden wurden die Besucher bestens unterhalten: Emotional wurde von großen Lachern über Nachdenklichkeit bis hin zu traurigen Momenten alles geboten. Den größten Anteil daran hatten die starken Darsteller, die gleich in mehrere Rollen schlüpften und die Inszenierung noch interessanter machten.

In der Geschichte von Martin Heckmanns geht es um den gesamten Lebenszyklus von Bruno. Dieser ist gespickt mit Identitätskrisen, emotionalen Hochs und Tiefs, kurzfristigem Erfolg, der Suche nach der wahren Liebe und dem Sinn des Lebens. Das Stück wirft dabei einige Fragen auf.

Bereits bei seiner Geburt hat Bruno Benjamin Rafael Stamm Stimmen im Kopf, die ihn immer wieder scheinbar beim eigenständigen Denken behindern, ihm aber auch Tipps im Alltag geben. So sucht Bruno nach dem Sinn in seinem Leben und wird unter anderem mit den Lebensweisen und Idealen eines Drogenkonsumenten und einer Sozialistin konfrontiert. Bruno trauert den verpassten Gelegenheiten nach, die sich aber zwangsläufig ergeben, eben dadurch dass er sich für eine Alternative und im gleichen Zug gegen eine andere entscheidet. „Man verpasst so vieles, wenn man nur sein Leben lebt“.

Die Szenen des Stücks wurden jeweils eingeleitet, indem ins Dunkel der Name der folgenden Szene an die Wand projiziert wird. Das Bühnenbild kam eher puristisch daher, aber viel Inventar wurde auch nicht gebraucht, um zu überzeugen. Vielmehr waren es die Dialoge und natürlich die Darsteller, die die Inszenierung sehenswert machten. Im Kunststudium lernt Bruno, dass es ein Ziel im Leben sein kann, Neues zu schaffen. Während er sich künstlerisch betätigt und eine Wand besprüht, wird er festgenommen und vor Gericht gestellt. Dort verteidigt er sich, dass er das Ergebnis einer Vorgeschichte sei und dafür, was geschehen ist, nicht mehr verantwortlich ist. „Ich bin jetzt ein anderer als der, der ich früher war. Der aktuelle Herr Stamm hätte das lieber anders gehabt“.

Im Arrest kommt er durch seine Freundin Suse zur Musik und schreibt einen Hit, was ihn, nach der Haftentlassung, kurzzeitig berühmt werden lässt. Jedoch ist auch diese Phase irgendwann vorbei und auch die Lebensberatung Provitalofen kann ihm keine Patentlösung für eine richtige Lebensweise geben. Das Stück lehrt, dass kein anderer das eigene Leben lebt.

Kurz vor seinem Tod kann Bruno nicht einmal mehr sprechen und seine letzten Worte finden nur noch zwischen ihm und den Stimmen in seinem Kopf statt. Bei allen getroffenen Entscheidungen und eingeschlagenen Wegen zeigt sich am Ende, dass auch Bruno nur ein Mensch ist und am Ende des Lebens der Tod steht. Wie dieses Leben dann ausgesehen hat, das entscheidet jeder für sich, ganz allein.

Nach dem langen Schlussapplaus zeigte sich Sigrid Caspers tief beeindruckt voll des Lobes: „Das war phantastisch. Die philosophisch angehauchte Sprache im Stück gefällt mir sehr und die Darsteller haben eine Spitzenleistung geboten. Besonders der Hauptdarsteller war absolut großartig. Wer diese Vorstellung verpasst hat, der hat wirklich allen Grund sich richtig zu ärgern.“