Dieter Falks neue CD Im Galopp durch die Musikgeschichte

Düsseldorf · Der Düsseldorfer Dieter Falk hat zwölf seiner Lieblingslieder zu einem Instrumental-Album verbunden: „German Songbook“.

Dieter Falk in seinem Element.

Foto: rolf k. wegst

Auf seinem soeben erschienenen Instrumental-­Album „German Songbook“ hat der Musiker und Komponist Dieter Falk zwölf seiner Lieblingslieder vertont – ein bunter, lebendiger, bisweilen melancholischer Mix. Volkslieder aus der „Mundorgel“ vereinen sich mit Kirchenliedern und Pop-Hits. „Ich mag es, ohne Scheuklappen durch die Musikhistorie zu galoppieren“, sagt Falk.

Überhaupt sei eine derartige Sammlung längst überfällig gewesen. „In Amerika haben individuelle Songbooks eine lange Tradition. Ob Frank Sinatra, Rod Stewart oder Johnny Cash, sie alle haben sich ein solches Album gegönnt“, berichtet er. Die Auswahl fiel ihm schwer angesichts des musikalischen Füllhorns, aus dem er schöpft.

Etwa 30 Titel kamen in die engere Wahl. Das instrumentale Dutzend, das es auf die CD schaffte, ist eng verknüpft mit Falks persönlicher Geschichte. Er spielt im „German Songbook“ Klavier, Orgel und Keyboard; langjährige Freunde und Kollegen sind mit weiteren Instrumenten dabei – Schlagzeug, Gitarre, Bass, Trompete, Posaune und Saxofon. „Mein Sohn Paul hat die Arrangements geliefert“, sagt der Musiker, „er war sozusagen mein Co-Produzent.“

Mag er verraten, was ihn jeweils zu einem Lied inspirierte? Das gefällt ihm. Wo Dieter Falk doch selbst so viel Freude an diesem Album hat, mit dem er 2024 seine zahlreich geplanten Konzerte füttert. Sofort legt er los mit dem ersten Beispiel: „Die Gedanken sind frei“ zum Text von Hoffmann von Fallersleben, festgehalten im Liederheft „Mundorgel“, das Generationen von Jugendlichen bei Freizeiten und Wanderungen begleitete. „Mein Motto“, kommentiert er: „Ich nehme mir die Freiheit, Lieder querbeet zusammenzustellen. Gerade jetzt ist die Unabhängigkeit des Denkens besonders wichtig.“

Folgen wir ihm weiter durch seine Sammlung. „Winter adé“, wieder von Fallersleben, wieder „Mundorgel“: „Damit bin ich großgeworden. Es passt mit seiner Heiterkeit in unsere usselige Jahreszeit, weil darin langsam die Hoffnung auf Frühling aufkeimt.“ Bei „Wenn ich ein Vöglein wär´“ findet er die Melodie ganz toll, „außerdem wollte ich zeigen, wie schön und gar nicht marschmäßig ein Dreivierteltakt sein kann, wenn man ihn modern und poppig arrangiert“.

Lieder von DJ Ötzi und Pur schafften es in die Sammlung

Ungewöhnlich kommt „Grenzenlos“ daher. Hier verquickte Falk die DDR-Hymne „Auferstanden aus Ruinen“ gefällig mit „Einigkeit und Recht und Freiheit“. Dies sei sein Beitrag zur Wiedervereinigung, die leider noch immer nicht vollendet sei. Möglich, dass es bei DDR-Hymne Kritik gebe, beugt der Musiker vor, verteidigt aber seine Wahl: „Ich habe viele Erinnerungen an sie, bei früheren Olympischen Spielen wurde sie häufig gespielt.“

DJ Ötzi und sein Popsong „Ein Stern, der deinen Namen trägt“ gelangte in die Mischung, weil Falk den Sänger vor Jahren produziert hat und sein Sohn Paul dies heute tut. „Außerdem ist es ein wirklich klasse Schlager“, sagt er und scheute nicht den unmittelbaren Anschluss von „Guten Abend, gute Nacht“ von Brahms („das schönste Abendlied neben ‚Der Mond ist aufgegangen’, mein Lieblings-Lullaby“) und „Großer Gott, wir loben dich“. Dazu habe ihn Angela Merkels Wahl bei ihrer Verabschiedung mit dem Großen Zapfenstreich angeregt.

„Abenteuerland“ geht auf seine langjährige Verbindung mit der Band „Pur“ zurück, er habe es ordentlich gegen den Strich gebürstet. „Über sieben Brücken“ von Karat begegnete er erstmals bei einer DDR-Tournee, als Pianist von Katja Ebstein: „Durch Peter Maffay wurde es zum gesamtdeutschen Lied.“

Den herrlich verschnulzten Schlager „Liebling, mein Herz lässt dich grüßen“ liebte er schon als Student in Köln, damals sang er mit einem Chor Hits der Comedian Harmonists nach. Mit zwei religiösen Liedern („auch das gehört zu meiner Geschichte“) beendet Dieter Falk sein „German Songbook.“

Weniger bekannt dürfte „Schönster Herr Jesu“ sein. Er hörte es bei einer Tournee durch Skandinavien mit dem schwedischen Text „Deilig er jorden“, erstaunt, dass eine deutsche Melodie international verwertet wurde.

Zuletzt noch „O du fröhliche“, mit „Stille Nacht“ sicherlich das bei uns bekannteste Weihnachtslied. „Ich hatte es als Teenie in der Kirche gesungen und mal nachgeschaut, von wem es ist“, erzählt er. „Zu meiner Überraschung entdeckte ich den Namen Johannes Daniel Falk. Er hatte ein Waisenhaus gegründet und den Kindern die christlichen Feste in drei Versen erklärt, Ostern, Pfingsten, Weihnachten. Der Weihnachtsvers hat alle anderen überdauert.“

Mit seinem Album, wünscht sich der Komponist, könne er die Zuhörer vielleicht dazu anstiften, ihre persönlichen musikalischen Erinnerungen hervorzukramen: „Und dann geht bei denen hoffentlich ihr eigenes Kopfkino los.“