Corona-Krise Kultusminister wollen Schulen offen halten - Lehrerverband sieht das anders

In der Corona-Krise bleiben die Kultusminister bei ihrer Linie: Schulen sollen offen bleiben. Beschlossen haben sie nach langem Streit außerdem den langfristigen Sommerferienkalender und Maßnahmen gegen Lehrkräftemangel und für besseren Matheunterricht.

Die Schulen sollen offen gehalten werden - der Deutsche Lehrerverband würde lieber nichts ausschließen.

Foto: dpa/Oliver Dietze

Die Kultusministerinnen und -minister der Länder haben ihren Kurs für offene Schulen in der Corona-Pandemie bekräftigt. „Der Plan heißt, die Schulen offenzuhalten. (...) Und der Plan ist, das auch durchzuhalten“, sagte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) und brandenburgische Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) am Freitag. In einem Beschluss der KMK heißt es, der kontinuierliche Präsenzunterricht habe weiterhin höchste Priorität, um das Recht der Kinder und Jugendlichen auf Bildung und Teilhabe zu gewährleisten. Auch an den Hochschulen soll der Präsenzbetrieb weiterlaufen. Von Bildungsgewerkschaften und vom Lehrerverband kam Zustimmung und Kritik.

Beschlossen hat die KMK darüber hinaus auch Maßnahmen gegen den Lehrkräftemangel, gegen schwache Matheleistungen deutscher Schülerinnen und Schüler, Empfehlungen für Unterricht in der digitalen Welt und die langfristigen Sommerferientermine von 2025 bis 2030.

Schulschließungen: Die Kultusminister appellieren in ihrem Beschluss: „Das Offenhalten der Schulen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“ Nach den Schließungen im letzten und vorletzten Schuljahr müssten nun Erwachsene Verantwortung übernehmen und die verschärften Regeln im öffentlichen Leben konsequent einhalten. Berücksichtigt werden müssten bei Einschränkungen auch die damit einhergehenden psychosozialen Belastungen von Kindern, Jugendlichen und Familien. Kinder und Jugendliche erkrankten „weiterhin selten“ schwer an Covid-19, heißt es weiter. In der vergangenen Woche waren laut Daten aus den Ländern mehr als 100 000 Corona-Infektionen bei Schülerinnen und Schülern bekannt. Insgesamt gibt es rund elf Millionen Schüler in Deutschland.

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, kritisierte den KMK-Beschluss und sagte im Sender ntv, die Politik sollte möglichst nichts ausschließen. „Angesichts neuer Virusmutationen zu sagen, wir halten Schulen offen auf Teufel komm raus, wäre der falsche Schritt.“ Man wolle nicht wieder in den Wechselunterricht, aber es sei nicht auszuschließen.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) nannte das Ziel, Bildungseinrichtungen so lange wie möglich offen zu halten, grundsätzlich richtig, kritisierte aber unzureichende Maßnahmen für den Gesundheitsschutz der Beteiligten. Es müssten umgehend Luftfilteranlagen, „eingebettet in Raum-, Lüftungs- und Hygienekonzepte, eingebaut werden“, sagte die GEW-Vorsitzende Maike Finnern. Auch der Bildungsverband VBE forderte von der Politik, „alle technischen Möglichkeiten für einen bestmöglichen Infektionsschutz auszuschöpfen“.

Sommerferien: Die Termine der Sommerferien bis 2024 stehen fest. Nun kann bald auch für die Jahre 2025 bis 2030 geplant werden. Die Kultusminister haben sich nach langen Diskussionen auf die Ferientermine in diesem Zeitraum geeinigt. Details will die KMK am Wochenanfang bekanntgegeben. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur erstrecken sich die Sommerferien je nach Jahr über jeweils 80 bis 87 Tage, starten frühestens am 18. Juni und enden spätestens am 15. September. Beim Ferienanfang rotieren die Länder in Gruppen. Bayern und Baden-Württemberg machen dabei nicht mit und starten immer als letzte in die Ferien. Das sorgt im Norden regelmäßig für Unmut. Bayern und Baden-Württemberg bestätigten am Freitag, dass es bei dieser Sommerferienregelung bleibt.

Maßnahmen gegen Lehrkräftemangel: Bei steigenden Schülerzahlen mangelt es vor allem an Lehrkräften im Sekundarbereich I - also oberhalb der Grundschule - in den Bereichen Mathe-, Chemie-, Physik- oder auch Musik. Die KMK hat nun Vorschläge vorgelegt, wie mehr junge Menschen für ein Lehramtsstudium vor allem auch in diesen Bereichen begeistert werden können. Schon in der Schule solle etwa das Interesse bei Abiturientinnen und Abiturienten durch Sommerunis, Workshops oder frühe Einblicke in den Beruf geweckt werden. Dazu soll es Imagekampagnen mit Lehramtstudierenden als Botschafter geben und Werbung, die auf die guten Einstellungschancen in dem Bereich hinweist.

Mathe besser machen: „Wir haben in Deutschland ein Mathematikproblem, dass man nicht kleinreden soll“, sagte Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe (SPD) am Freitag und verwies darauf, dass viele Schüler in dem Fach nicht die Mindeststandards erreichten. Die Länder legen nun nach seinen Worten ein „gewaltiges“ Mathelehrer-Fortbildungsprogramm über zehn Jahre auf. Rabe rechnet mit Kosten von rund 150 Millionen Euro. Erreicht werden soll damit rund jede dritte Schule.

Digitales Lernen: Kreide, Tafel und Schwamm werden langfristig immer seltener zu sehen sein. Die KMK hat weitere Empfehlungen aufgestellt, wie der Unterricht im Digitalzeitalter verbessert werden kann. Die Länder sollen Institute beauftragen, die Konzepte dafür entwickeln. Es geht zum Beispiel um den gezielten Einsatz von digitalen Medien zur Steigerung von Motivation und Lernfreude und auch um deren Einbindung in Prüfungen. Zudem sollen neue Prüfungsformate entwickelt werden, in denen neben Fachwissen auch andere Kompetenzen geprüft werden, wie Kreativität, kritisches Denken, Kommunikation.

(dpa)