Daten neu ausgewertet Warnung vor rascher Omikron-Ausbreitung - aber Entwarnung für Kinder

Die Omikron-Variante kann auch in Deutschland für eine erneute Zuspitzung der Corona-Pandemie sorgen - darin sind sich Experten einig. Doch in einem Bereich gibt nun ein Mediziner aus Köln Entwarnung.

 Die Befürchtung, Omikron könnte schwerere Krankheitsverläufe bei Kindern verursachen, hat sich laut einem Mediziner aus Köln glücklicherweise nicht bestätigt.

Die Befürchtung, Omikron könnte schwerere Krankheitsverläufe bei Kindern verursachen, hat sich laut einem Mediziner aus Köln glücklicherweise nicht bestätigt.

Foto: dpa/Jens Büttner

Die neue Corona-Variante Omikron besorgt Regierungen und Gesundheitsexperten weltweit. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach erwartet eine massive fünfte Corona-Welle in Deutschland, erklärte er am Freitag.

Lauterbach setzt auf eine verstärkte Booster-Strategie, um die Omikron-Welle abzubremsen. Booster-Impfungen der Älteren seien das „absolut Vordringliche“, erklärte auch Professor Jörg Dötsch, Direktor der Kinderklinik der Uniklinik in Köln in der „Aktuellen Stunde“ des WDR. Denn: „Wir wissen glücklicherweise, dass die anfängliche Sorge, Omikron könnte bei den Kindern schwerer verlaufen, nicht stimmt.“ Daten aus Südafrika seien erneut ausgewertet worden. Es würden demnach keine wesentlich schwereren Verläufe als bei der Delta-Variante auftreten und Delta sei bereits schwächer als andere Varianten, was die „Krankenhausaufenthaltshäufigkeit“ angehe. Nach ersten Einschätzungen hatte sich zum Beispiel auch der Virologe Christian Drosten besorgt zu einem möglicherweise schwereren Krankheitsverlauf bei Kindern geäußert.

RKI warnt vor Omikron-Verbreitung in Deutschland

Um die Ausbreitung der Variante zu verlangsamen, hatte der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, am Donnerstag dazu aufgerufen, Weihnachten nur im kleinsten Kreis zu feiern. „Wir alle möchten ja die Feiertage mit Familie und Freunden verbringen, aber wir alle müssen auch gemeinsam dafür sorgen, dass Weihnachten nicht zu einem Kickstart für Omikron wird“, sagte er in Berlin. Er bat die Bürger „eindringlich“, die Feiertage so zu verbringen, dass sie „nicht für das Virus ein Fest“ würden.

Um auch die Kliniken vor der erwarteten Omikron-Welle zu entlasten, sei außer der Intensivierung der kontaktbeschränkenden Maßnahmen eine rasche Erhöhung der Impfquote dringend erforderlich, heißt es im RKI-Bericht weiter. 24 Prozent der 18- bis 59-Jährigen und 12 Prozent der über 60-Jährigen seien nach wie vor ungeimpft.

Die neue Coronavirus-Variante Omikron löst in Südafrika auch nach Angaben der örtlichen Gesundheitsbehörden zwar steigende Infektionszahlen aus, aber offenbar weniger schwere Erkrankungen und Todesfälle als bei früheren Pandemie-Wellen. Angesichts der schnellen Ausbreitung der Omikron-Variante habe Südafrika am Mittwoch die höchste Zahl an täglichen Neuinfektionen seit Pandemie-Beginn registriert, sagte Michelle Groome von Südafrikas Nationalem Institut für übertragbare Krankheiten (NICD) am Freitag bei einer Pressekonferenz. Die Zahl der Krankenhauseinweisungen wachse hingegen "nicht in solch dramatischem Ausmaß".

"Wir beginnen, ein paar Zuwächse, aber relativ kleine Zuwächse bei den Todesfällen festzustellen", fügte Groome hinzu. NICD-ExpertinWassilaJassat führte aus, die Zahl der Covid-19-Patienten, die zusätzlichen Sauerstoff benötigten, sei "niedriger als sie bei jeder vorherigen Welle war". Außerdem schienen die Patienten kürzer im Krankenhaus bleiben zu müssen als bei vorherigen Pandemie-Wellen.

Nach Einschätzung von Gesundheitsminister Joel Phaahla bedeuten die Beobachtungen aber nicht, dass Omikron weniger gefährlich als frühere Corona-Varianten sei, sondern vielmehr, dass die Corona-Impfungen schwere Erkrankungen verhinderten. Die geringeren Hospitalisierungs- und Sterberaten seien "wahrscheinlich zurückzuführen auf eine bedeutende Impf-Abdeckung" insbesondere bei älteren Menschen, sagte Phaahla.

In Südafrika sind erst rund 31 Prozent der Bevölkerung vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Bei Menschen über 60 Jahren liegt die Impfquote jedoch bei 66 Prozent. Ältere Menschen sind besonders gefährdet, bei einer Corona-Infektion schwerwiegende Symptome zu entwickeln.

Die Omikron-Variante war vergangenen Monat erstmals von Wissenschaftlern in Südafrika nachgewiesen worden. Die neue Variante unterscheidet sich an 50 Stellen vom Wildtyp des Coronavirus, darunter 32 Veränderungen im Gen des Spike-Proteins, mit dem das Virus sich an menschliche Zellen anhaftet. Wegen der vielen Mutationen wird davon ausgegangen, dass Omikron deutlich ansteckender ist als frühere Coronavirus-Varianten.

Die Gruppe der führenden sieben Industriestaaten (G7) stufte die Omikron-Variante am Donnerstag als "größte aktuelle Bedrohung für die weltweite öffentliche Gesundheit" ein. Es sei daher "wichtiger denn je, eng zusammenzuarbeiten", betonten die G7-Gesundheitsminister in einer gemeinsamen Erklärung. Die EU-Staaten setzen im Kampf gegen Omikron auf beschleunigte Auffrischungsimpfungen. "Impfungen für alle anzubieten und Booster-Dosen bereitzustellen, ist entscheidend und dringend", erklärten die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union bei ihrem Gipfel in Brüssel.

(pasch/AFP/dpa)