„Hühnermobil“ besucht Kindergärten, Grundschulen, Senioren- und Behinderteneinrichtungen Das Vollplaybacktheater macht jetzt in Federvieh
Ronsdorf · Hühner, sagt Britta Cronauge, sind sehr charakterstarke Tiere. Jedes eine eigene Persönlichkeit. Hinter dem Zaun picken sie auf der Wiese zwischen Spielhaus und Kinderrutsche: Klärchen, die Sulmtaler Henne, die aussieht, als trage sie Toupet.
Die zerrupfte Tiffy, die für ihre Favoritinnenrolle im Hühnerharem so lange Federn ließ, bis der Hahn seiner überwältigenden Zuneigung wegen ausziehen musste. Das voluminöse Brahma-Huhn Dobby, benannt nach Harry Potters Hauself. Bibo, der Gentleman-Hahn, jeden Abend der Letzte im Stall.
Zusammen sind die zurzeit 14 Hühner die tierische Besetzung von „Deine Farmfreunde“, einem Kreativprojekt, entstanden aus dem Stillstand der Corona-Zeit: Theater und Aktion rund ums Huhn, Aufklärungs- und Beratungsarbeit zu Ernährung, Nachhaltigkeit, Tierwohl.
Mit ihren drei Kindern, 7, 9 und 13 Jahre alt, wohnen Britta Cronauge und ihr Mann Thomas an der Stadtgrenze zwischen Lüttringhausen und Ronsdorf. Die Hühner im Garten hinter dem Haus, ursprünglich nur zu dritt, angeschafft kurz vor Ausbruch der Pandemie, waren eigentlich als Hobby gedacht. Und wurden, ganz ungeplant, zur Inspiration.
Als Britta Lemon und Dokter Thomas stellt das Schauspielerpaar die Hälfte des Wuppertaler Vollplaybacktheaters (VPT), das mit der pantomimisierten Hörspielcollagen-Comedy ein eigenes Genre geschaffen hat. Seit 25 Jahren geht das Theater regelmäßig auf Tournee quer durch Deutschland, gerade einmal zwei Wochen waren sie im vergangenen Jahr mit dem neuen Stück „Helden der Galaxis“ unterwegs, als der Lockdown kam. Die Tour, mit der sie das Geld fürs ganze Jahr verdienen wollten: abgebrochen und mehrmals verlegt, inzwischen auf Mai 2022.
Kinder lernen, wie die
Eier in den Karton kommen
„Wir wollten uns nicht nur von Finanzhilfe zu Finanzhilfe hangeln“, sagt Britta Cronauge. Stattdessen: Kreativ bleiben. Die Idee zu „Deine Farmfreunde“ entstand, als die Mittagsbetreuung der Offenen Ganztagsgrundschule anfragte, ob sie Lust hätte, ein Projekt zum Thema Ernährung zu gestalten. Mit einer Kulturförderung der Stadt Remscheid und einem Corona-Stipendium des Landes NRW wurden daraus die „Farmfreunde“. Mit dem Einpersonen-Mitmach-Theaterstück „Frühling auf dem Hühnerhof“, das Kindern Nachhaltigkeit und gesunde Ernährung näherbringen soll, besucht die Schauspielerin und Theaterpädagogin Kindergärten und Grundschulen. Mit dem „Hühnermobil“, zwei handzahme Hennen im Gepäck, auch Behinderteneinrichtungen, Seniorenheime, Kindergeburtstagsfeiern. Kindern will sie eine Idee davon vermitteln, wie die Eier in den Karton im Supermarkt kommen. Und wie viele Hühner leben, die diese Eier legen. Die „Farmfreunde“ seien ihr Baby geworden, sagt Britta Cronauge, ein Herzensding.
Besucher lassen sich im Garten der Familie gerne auf der Bank nieder, um ein bisschen zu versinken im Bullerbü-Frieden, den die Hühner auf der Wiese nebenan verbreiten. Man könne im Hühnerstall regelrechte Meditationszeiten einlegen, sagt Thomas Hartung-Cronauge. Einfach hinsetzen und beobachten und die Zeit vergehen lassen. Vor der Pandemie wollte er eigentlich eine Auszeit nehmen von der Schauspielerei: „Das Schöne an Corona ist, dass ich mich jetzt freue, wieder mit dem Vollplaybacktheater aufzutreten.“ Die „Farmfreunde“ arbeiten bis dahin schon am nächsten Stück.