WDR-Sinfonieorchester in der Tonhalle Die Schönheit des Klavierkonzerts

Düsseldorf · Das WDR-Sinfonieorchester unter Cristian Macelaru und Pianist Mikhail Pletnev spielten eine Hommage an den Komponisten Camille Saint-Saëns.

Am Dirigentenpult in der Tonhalle: Cristian Macelaru.

Foto: Adriane White/WDR

Weder das Russische Nationalorchester aus Moskau noch der Dirigent Kristjan Järvi konnten wegen der aktuellen Infektionslage nach Düsseldorf kommen. Wie es hieß, sprang „in letzter Minute“ aus dem nahen Köln das WDR Sinfonieorchester unter Cristian Macelaru ein. Es gelang sogar, den zentralen Teil des geplanten Programms in der Tonhalle beizubehalten, das 2. Klavierkonzert in g-moll von Camille Saint-Saëns. Diese wichtige Hommage an den französischen Komponisten zu dessen 100. Todestag (16. Dezember) wurde nicht zuletzt dadurch ermöglicht, dass der Pianist Mikhail Pletnev der Einladung folgen konnte.

Pletnev, neben seinem Hauptberuf auch als Komponist und Dirigent tätig, zeigte die gesamte Schönheit dieses Klavierkonzerts. Einerseits spielte er mit unbestechlicher Präzision auch kleinste Notenwerte, band diese mit großer Leichtigkeit in den pointierten Allegro-scherzando-Satz ein und entfaltete im Presto französischen Esprit. Er zeigte sich als Musiker, der die Nuancen schätzt, nicht den groben Pinsel. Stets spielte sich Pletnev in seinen Soli nur so weit in den Vordergrund, wie es der Notentext vorsah. Mit dem Dirigenten und seinem Orchester trat er immer wieder in angeregte Dialoge. Denn auch Cristian Macelaru am Dirigentenpult führte das WDR-Orchester wie mit angespitztem Taktstock. Zuvor war Sergej Rachmaninows „Caprice bohémien“ zu hören. Bei vielen Bläsersoli entfaltete sich eine tiefe Melancholie, besonders bei der Klarinette. Eine Tanzszene steigerte sich am Ende bis zur Ekstase. Da legten sich die WDR-Sinfoniker mächtig ins Zeug. Das taten sie auch in Dvoraks 9. Sinfonie „Aus der Neuen Welt“. Der Dirigent animierte das Orchester stets zu dramatischen bis eruptiven Momenten und führte Tempowechsel in Extreme.

Die Formteile schälten sich dadurch umso besser heraus, die Entwicklungen und Verwerfungen der sinfonischen Form wurden zur fesselnden Erzählung. Das Herz ging auf bei den große Räume öffnenden Blechbläser-Akkorden im langsamen Satz, gefolgt vom vielleicht schönsten Solo des Englisch Horns, das bisher geschrieben wurde.