Nach Schwierigkeiten bei Evakuierung Ärger mit Evakuierungs-Verweigerern

Update | Mönchengladbach · Vor der Bombenentschärfung an der Eisenbahnstraße mussten Polizei und Ordnungsdienst wiederholt einschreiten, weil sich Menschen weigerten, ihre Häuser zu verlassen. Das kommt nicht nur in Mönchengladbach immer häufiger vor.

Bei der Bombenentschärfung an der Eisenstraße waren Polizei und Feuerwehr am Samstag im Großeinsatz.

Foto: Sascha Rixkens

. Rund 30 Minuten hatte Tim Hoferichter vom Kampfmittelbeseitigungsdienst der Bezirksregierung Düsseldorf am Samstag gebraucht, um die 250-Kilo-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg zu entschärfen, die am Abend zuvor an der Eisenbahnstraße gefunden wurde. Wenn alles glatt gelaufen wäre, hätten 1900 Menschen, die aus Sicherheitsgründen das Sperrgebiet im 250-Meter-Radius rund um die Fundstelle verlassen mussten, gegen 13 Uhr wieder in ihre Wohnungen zurückkehren können. Doch die Evakuierung dauerte länger als geplant. Und das lag nicht am Team um Tim Hoferichter. Es waren Evakuierungs-Verweigerer, die die ganze Sache in die Länge zogen.

Um 12 Uhr sollte der Bereich geräumt sein. Um 12.45 Uhr mussten Polizei und Kommunaler Ordnungsdienst Menschen mit erhöhtem Druck aus dem Sperrgebiet drängen. Um 13.45 Uhr gab es immer noch Personen, die sich weigerten, ihre Wohnung zu verlassen. Wieder musste die Polizei Unterstützung leisten. Erst um 14 Uhr konnte das Team vom Kampfmittelräumdienst mit seiner Arbeit beginnen, zwei Stunden später als geplant. Erst da war das Sperrgebiet geräumt.

In Köln werden
Bußgelder erhoben

Dass Menschen sich weigern, Evakuierungsmaßnahmen nachzukommen, gibt es immer häufiger – und das nicht nur in Mönchengladbach. In Köln kam es 2019 bei mehr als der Hälfte der rund 20 Räumungen wegen Bombenentschärfungen zu Problemen. In der Domstadt werden deshalb Bußgelder erhoben, wenn sich Personen wehren, das Sperrgebiet zu verlassen. Auch in Mönchengladbach mussten schon tausende von Menschen länger warten, weil einige Personen sich den Evakuierungsaufforderungen widersetzten. Doch in der Vitusstadt setzt man bisher noch nicht auf das Druckmittel Geldstrafe. „Nach unserer Erfahrung hilft in der akuten Situation die Androhung eines Bußgeldes wenig“, sagt ein Stadtsprecher. Da, wo es durch Ansprache nicht gelinge, Personen zur Kooperation zu bewegen, drohe man aber – auch mit Unterstützung der Polizei – Zwangsmaßnahmen an. Zur Not würden die Personen auch gegen ihren Willen aus dem Sperrgebiet gebracht. In den allermeisten Fällen führe aber Kommunikation zum Erfolg, so der Stadtsprecher. Die Gründe, weshalb sich die Fälle von Evakuierungs-Verweigerungen mehren, sind vielfältig. Manche verstehen schlicht und einfach die Sprache nicht.

Andere aber wollen sich einfach nicht vorschreiben lassen, was sie zu tun und zu lassen haben. „Auch wieder eigentlich anmaßend und überflüssig, die Räumaktion. Wenn die Bürger lieber daheim das Risiko einer Detonation im Stadtviertel tragen, als deswegen für Stunden oder Tage draußen oder in irgendeiner zugigen Halle warten zu müssen, dann ist das doch deren Sache“, lautete auch ein Kommentar zu der Bombenentschärfung am Samstag an der Eisenbahnstraße. Doch auf eigene Gefahr zu Hause zu bleiben, ist keine Option. Bei Bombenentschärfungen gibt es eine ordnungsbehördliche Allgemeinverfügung, die besagt, dass die gesamte Sperrzone evakuiert werden muss, betont der Stadtsprecher. Wahrscheinlich hätten sich auch alle Polizisten, Feuerwehrleute, Ordnungsleute, Hilfsdienstleister und Sprengmeister Schöneres vorstellen können, als am Samstagmorgen mehr oder weniger überraschend bei den Evakuierungsmaßnahmen in Rheydt zu helfen. Zumindest bei Polizei und Feuerwehr war man eigentlich auf Heinsberg vorbereitet, das überörtliche Hilfe angefordert hatte. Auch dort wurde am Samstag eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft, und dort musste die Innenstadt geräumt werden, 9000 Menschen waren betroffen.