Top-Center gefunden DEG verpflichtet neuen Center
Sportlich könnte der Transfer von Phil Varone ein Coup sein, aber nicht alle Fans sind darüber begeistert.
(bs-) Plötzlich ging alles schnell. Noch Mitte vergangener Woche erzählte Niki Mondt von einigen Absagen auf dem Transfermarkt. Er sei zwar bereits in Gesprächen mit neuen Mittelstürmer-Kandidaten für die Düsseldorfer EG, aber überstürzen müsse er nichts. Und überhaupt: „Generell verfalle ich da nicht in Panik“, sagte der Manager – um dann nur wenige Tage später doch einen Vertragsabschluss zu verkünden: Philip, genannt Phil, Varone, wird die DEG verstärken. Der 32-jährige Kanadier hat für ein Jahr unterschrieben. Geht es nach Mondt, ist das genau der Spielertyp, der der DEG nach den Abgängen von Alexander Barta, Daniel Fischbuch und Tobias Eder gefehlt hat. Varone soll nämlich nicht bloß den Kader auffüllen, „mit ihm haben wir den lange gesuchten Top-Center gefunden“, sagt Mondt. „Er wird uns in der Offensive deutlich verbessern und soll natürlich in unser Mannschaft eine wichtige Rolle einnehmen.“ Also eine in den ersten beiden Sturmreihen, wo er für Tore und Vorlagen sorgen soll. So wie er das zuletzt häufiger tat. Varone habe in „überaus starken Ligen konstant seine Qualitäten bewiesen“, sagt Mondt.
Das hat er in der Tat, spielte er doch in den besten Ligen der Welt: in Nordamerika in der NHL und der AHL, in der russischen KHL sowie der National League in der Schweiz, zuletzt wieder in der KHL. Das hat einige DEG-Fans allerdings die Nase rümpfen lassen. Varone war nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine nach Moskau gewechselt. In einer Zeit, in der andere Ausländer und sogar ganze Teams wie Jokerit Helsinki und Dinamo Riga die multinationale Liga verlassen hatten.
Die KHL ist ja keine gewöhnliche Eishockeyliga, sie ist seit ihrer Gründung 2008 ein geopolitisches Sportprojekt, um Russlands wiedergewonnene Stärke auf dem Eis zu demonstrieren. Bis heute werden die Klubs nicht selten durch Staatskonzerne oder Putin-freundliche Oligarchen finanziert. Im November rügte der Eishockey-Weltverband IIHF den russischen Verband, weil es bei Klubs in seinem Zuständigkeitsbereich – auch aus der KHL – Propaganda für den Krieg gegen die Ukraine gab.
Der schwedische Verband lehnte es daher ab, KHL-Spieler für seine Nationalmannschaft zu berufen. Und auch einige DEG-Fans sind wenig begeistert, dass ihr Klub nun einen Spieler aus dieser Liga holte. Andere wiederum verweisen auf die hohen Gehälter in der KHL und dass Eishockeyprofis nun mal nur eine begrenzte Anzahl an Karrierejahren haben. Und generell sollte man bei Urteilen vorsichtig sein, ohne die Details zu kennen: Wann Varone den Vertrag in Moskau unterschrieben hatte, ist nicht bekannt. Aber er wird sich diese und andere Fragen zu seinem Engagement in der KHL stellen lassen müssen – wenn er dann in einigen Wochen nach Düsseldorf kommen wird.
Varone verließ bereits mit 15 Jahren sein Elternhaus, um den Traum von der Profikarriere zu verwirklichen. Schon in der kanadischen Juniorenliga OHL sorgte Varone für Aufsehen, später wurde er in der starken Ausbildungsliga AHL gar zum wertvollsten Spieler (MVP) gekürt. 2018 war das für die Lehigh Valley Phantoms, dem Kooperationspartner der Philadelphia Flyers. Varone hatte es aber vorher bereits in die NHL geschafft, machte erste Spiele für die Buffalos Sabres und die Ottawa Senators, später auch für Philadelphia. Insgesamt lief er 97 Mal in der NHL auf, erzielte acht Tore und bereitete neun weitere vor. Hinzu kommen fast 550 AHL-Spiele mit mehr als 420 Scorerpunkten. 2020 verließ der Mittelstürmer dann die Heimat, wechselte erstmals in die KHL, in die kasachische Hauptstadt Astana. Von dort ging es in die Schweiz, nach Lausanne und Bern, ehe Varone vergangenes Jahr nach Moskau ging.