Fußball Rückstände – dann sind Punkte weg

Krefeld · Der KFC kämpft mit einem Muster: Dem Team gelingt es kaum, Gegentore zu korrigieren. Nur gegen Zwickau holte es danach noch einen Sieg.

Muhammed Kiprit beschwert sich nach einer vergebenen Chance von Adriano Grimaldi gegen Kaiserslautern.

Foto: BRAUER-Fotoagentur/Oliver Kaelke

Keinesfalls wollte Stefan Krämer den Eindruck aufkommen lassen, seine Mannschaft sei da am Samstag von den heranstürmenden Kaiserslauterern überrumpelt worden. „Uns war klar, dass der Gegner mit genau dieser Einstellung ins Spiel gehen wird“, sagte der Trainer des Fußball-Drittligisten KFC Uerdingen auf der Pressekonferenz, auf der der 53-Jährige am Samstagnachmittag die siebte Saisonniederlage zu erklären hatte. Doch anders als in den Spielen zuvor blieben die Krefelder läuferisch und kämpferisch hinter den zuletzt selbst gesetzten Maßstäben zurück. „Wir haben es nicht hinbekommen, die Griffigkeit auf den Platz zu bringen“, bemängelte Krämer. Gedanklich sei sein Team nicht so auf der Höhe gewesen wie noch beim 2:0-Sieg gegen Viktoria Köln am Mittwoch.

Irgendwie kamen die Uerdinger gegen den krisengeschüttelten 1. FC Kaiserslautern immer einen Schritt zu spät. „Wir können in dieser Liga nicht punkten, wenn wir nicht 90 Minuten lang ans Limit gehen“, bilanzierte der KFC-Trainer. „Lautern hat uns das Leben schwer gemacht“, befand Rechtsverteidiger Gino Fechner: „Wir sind nicht gut ins Spiel gekommen.“ Und Mike Feigenspan, seines Zeichens offensiver Flügelspieler, fällte ein gnädiges wie nachsichtiges Urteil über das Scheitern: „Fehler können allen mal passieren. Wir sind auch nur Menschen.“

Niemand wird ihm in Bezug auf diese Tatsache widersprechen. Wohl aber zeigt sich immer mehr, dass solche folgenschweren Pannen gerade für den KFC Uerdingen in den ersten 17 Spielen kaum noch zu korrigieren waren. So gesehen hatte auch das erste Gegentor gegen Kaiserslautern, dem ein Eckball voranging, bei dem sich die Gastgeber eigentlich bisher überaus abwehrbereit präsentiert hatten, schon so etwas wie eine spielentscheidende Wirkung. Acht Mal gerieten die Krefelder in dieser Saison mit 0:1 in Rückstand, sechsmal waren sie dann am Spielende auch die Verlierer. Nur beim 2:1-Erfolg beim FSV Zwickau drehten die Krefelder einen Rückstand in einen Sieg. Gegen die U 23 des FC Bayern München reichte es immerhin noch zu einem 1:1. Gegen den SC Verl unterlagen die Uerdinger sogar noch nach eigener Führung. Umgekehrt gilt aber auch: Gelingt dem KFC ein Führungstreffer, dann ist dies in fünf Fällen auch gleichzeitig die Weiche zu drei Punkten gewesen - ausgenommen das 1:2 gegen Verl.

Dass sich die Krefelder so schwer tun, einen Rückstand zu egalisieren oder gar noch zu drehen, hat weniger mit ihrem Eifer zu tun. Die Mannschaft zeigt einen gesunden Siegeswillen. Sie ist in der Regel engagiert, sie ist versucht, dem Gegner Schaden zuzufügen, wohl aber stößt sie an bestimmten Stellen immer wieder an ihre eigene Grenze, ihr größtes Problem: Sie kann nicht so wie sie will. „In der Offensive müssen wir ganz sicher noch weiter feilen, um mehr Treffer zu erzielen“, hat Mike Feigenspan die Aufgabenstellung für die nächsten Trainingswochen nach Weihnachten schon einmal angerissen. Eine neue Erkenntnis ist das gewiss nicht. In acht von 17 Spielen schoss der KFC überhaupt kein Tor. Nur einmal gelangen drei Treffer binnen 90 Minuten – beim 3:1 gegen Unterhaching. Ein seltenes Schauspiel von Torejagd. In nur drei Begegnungen durften die Uerdinger zweimal über ein Tor jubeln. In fünf Spielen kam nicht mehr als ein Treffer trotz aller Bemühungen zusammen. 14 Saisontore nach 17 Spielen ist der niedrigste Wert aller Teams in der 3. Liga. Auf der anderen Seite: Nur ein Team, das wie der KFC bereits 17 Spiele bestritten hat, ließ weniger Gegentreffer zu als die Krefelder: Tabellenführer Dynamo Dresden (15) - Uerdingen kommt auf 17. „Mit der Defensive bin ich alles im allem einverstanden“, hat Stefan Krämer nach dem Spiel gegen Kaiserslautern über die bisherigen Leistungen gesagt.

Nur mit einer stabilen Defensive ist kein Erfolg möglich

Die Abwehrstärke ist bislang die Erfolgsgarantie. Doch viel besser kann sie eigentlich nicht mehr werden. Fehler und Gegentore machen das Wesen des Fußballs aus. Keine noch so gute Torverhinderungstaktik hat dauerhaft den gleichen Erfolg, vor allem in einer so ausgeglichenen Liga. Es gehört also zu den Hausaufgaben dafür zu sorgen, dass die Offensive auch Fehler der Defensive künftig besser korrigieren kann, um häufiger Rückstände auszugleichen. Umgekehrt hat das schon geklappt.