Die Musikerin Christina Lux tritt in Tönisvorst auf „Es ist alles sehr dynamisch und durchdacht“

St Tönis · Am 26. Januar tritt die Kölner Musikerin Christina Lux in der evangelischen Kirchengemeinde St. Tönis auf. Was sie bewegt, und was zu erwarten ist, verrät sie im Interview mit unserer Redaktion.

Die Sängerin Christina Lux tritt am 26. Januar in Tönisvorst auf. Im Gespräch erzählt die Wahl-Kölnerin was sie in der aktuellen Zeit bewegt, und betont, es sei wichtig, sich zu positionieren.

Die Sängerin Christina Lux tritt am 26. Januar in Tönisvorst auf. Im Gespräch erzählt die Wahl-Kölnerin was sie in der aktuellen Zeit bewegt, und betont, es sei wichtig, sich zu positionieren.

Foto: Manfred Pollert

Das Gespräch führte Thorsten Hengst

Die Musikerin Christina Lux blickt auf lange Bühnenerfahrung zurück und hat gerade ein neues Album mit dem Titel „Live DeLuxe“ herausgebracht. Am Freitag, 26. Januar, tritt sie in der evangelischen Kirchengemeinde St. Tönis in der Reihe „Götterspeise“ auf. Thorsten Hengst sprach vorab mit der 58-Jährigen.

Frau Lux, Sie haben gerade Ihr viertes Live-Album namens „Live DeLuxe“ veröffentlicht. Wieso jetzt dieses neue Bühnendokument?

Christina Lux: Es passte ganz wunderbar in diese Zeit. Mein musikalischer Partner Oliver George und ich sind seit 2017 mit den vorigen zwei Studioalben viel unterwegs und hatten schon einige Male darüber nachgedacht, endlich ein gemeinsames Live-Album mitzuschneiden.

Wie ist diese Aufnahme entstanden?

Lux: Unser Tonmann kam nach dem Konzert in Wermelskirchen auf uns zu und sagte, er habe mal mitgeschnitten. Das passte perfekt zu unseren Überlegungen. Es stellte sich schnell heraus, dass die Qualität großartig war und wir ohne das Wissen um den Mitschnitt auch sehr frei und spontan abgeliefert haben. Es sind einige ganz spontane Improvisationen zu hören, und dadurch ist es sehr lebendig geworden.

Wie ging es dann weiter?

Lux: Als wir das Material durchhörten, war die Entscheidung schnell gefallen, daraus ein Doppel-Live-Album zu machen. Da Oliver George ein toller Soundmann ist, hat er es gemischt, und wir haben es dann nur noch mastern lassen. Alles passte. Es gab nur wenige Stellen, die überarbeitet werden mussten, was dank der Mehrspuraufnahme auch möglich war.

Warum die Entscheidung für ein Doppel-Album?

Lux: Das Album ist exakt wie das Konzert. Zwei CDs mit dem ersten und zweiten Set. Man kann es genauso hören, als wäre man am Abend dabei gewesen. Wer das Album nach einem Konzert mit nach Hause nimmt, kann sich noch einmal komplett in die Atmosphäre hineinversetzen. Wir haben uns mächtig über die ersten Resonanzen gefreut, und auch der Sound wird zu unserer großen Freude sehr gefeiert.

Wie würden Sie „Live DeLuxe“ im Vergleich zu Ihren früheren Live-Alben einschätzen?

Lux: Wir sind sehr gewachsen in den vergangenen Jahren – und das hört man. Durch den Einsatz kleiner angetriggerter Einspieler ist ein teils sehr großer Sound entstanden mit vollem Schlagzeug. Dann wieder spielen wir ganz intim und nah mit nur zwei Gitarren und unseren Stimmen. Es ist alles sehr dynamisch und durchdacht, ohne das Verspielte zu verlieren. Für nur zwei Menschen auf der Bühne ist das eine sehr runde Sache. Unsere Musik ist im Vergleich zu alten Aufnahmen weniger Jazz als Pop, ohne die besonderen freien Momente zu verlieren. Auch die deutsche Sprache hat noch mal einiges sehr viel klarer für mich gemacht: Was will ich erzählen und was braucht es, damit die Geschichte klar nach vorne kommt ...

Wie wichtig ist Oliver George mittlerweile für Ihre Musik?

Lux: Oliver und ich verstehen uns inzwischen blind und haben die gleiche Vision. Ich habe unverschämtes Glück, so einen vielseitigen Musiker gefunden zu haben. Wir trafen uns das erste Mal 1983 und spielten damals in einer Rockband zusammen. Seit zehn Jahren sind wir nach langer Pause wieder gemeinsam unterwegs. „Live DeLuxe“ ist nach zwei Studioalben unser drittes gemeinsames Lauschwerk.

Gibt es auch schon Pläne für ein neues Studio-Album?

Lux: Wir werden uns in diesem Jahr wieder mehr auf das Schreiben neuer Songs konzentrieren. Damit neue Songs kommen, braucht es aber eine Art Ruhezeit. Ich muss erst das Hirn leer bekommen, um dann mein Herz wieder neu befüllen zu können. Es ist aber so viel los gerade, dass es mir ehrlich gesagt recht schwer fällt, die Dinge in Poesie zu packen, die mich beschäftigen.

Zum Beispiel?

Lux: Nach Corona haben wir alle gehofft, dass mal ein wenig Ruhe einkehren würde. Für uns persönlich hat sich die Konzertsituation gut erholt, und die Menschen sind wieder gekommen, was mich sehr erleichtert hat. Was aber die gesamte Lage anbelangt, so habe ich es bisher noch nie erlebt: Jeden Tag bricht irgendwo ein neuer Konflikt auf, und einige von ihnen wirken sich in beängstigende Dimensionen aus. Es gibt viel zu viele selbsternannte Experten und Meinungen. Es ist nicht leicht, in all dem noch zu verstehen, was die Wahrheit ist und was nicht. Das kratzt so langsam ernsthaft an unserer Demokratie, was mich sehr besorgt. Auf so komplexe Fragen wie die, die gerade brennen, gibt es keine einfachen Antworten und wer glaubt, sie zu haben, dem traue ich nicht über den Weg.

Was kann man da Ihrer Meinung nach tun?

Lux: Als Musikerin auf der Bühne kann ich nur immer wieder Haltung zeigen, und das halte ich für sehr wichtig. Wir alle brauchen gerade sehr viel Mut, Halt und Zuversicht, um nicht komplett einzufrieren. Musik kann das geben. Nach einem Zwei-Stunden-Konzert in Gesichter zu blicken, die leise leuchten, ist für mich ein unfassbares Geschenk. Dann denke ich, ein bisschen kann jeder etwas in diese Welt packen, was uns zusammen hält – und wir müssen das mehr und mehr tun.