„Es war, als hätt‘ der Himmel die Erde still geküsst“ – so lautet eine der berühmtesten romantischen Gedichtzeilen. Robert Schumann ließ sie sich für seinen Eichendorff-Liederkreis op. 39 nicht entgehen. Beim Düsseldorfer Schumannfest 2025 kommt es umgekehrt dazu, dass die Erde sich dem Himmel zum Kuss entgegen reckt. In vier „Skyline“-Konzerten in exklusiven Düsseldorfer Hochhäusern spielt die Musik sozusagen in der Luft; diesmal ist der Cellist Alban Gerhardt der Integralkünstler der vier abgehobenen Events vom 24. bis 28 Juni.
Das Programm des Schumannfests wurde jetzt von Michael Becker, dem Intendanten der Tonhalle, und Maja Plüddemann als Festivalleiterin vorgestellt. Sie stellen sich das Fest als „pulsierenden Strom“ vor, „der die musikalischen Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Klang und Stille, Traum und Wirklichkeit auflöst“. Abermals ist das Motto „Romantisiere dich“, dazu habe das Festival „in der ganzen Stadt Quellen der Romantik“ aufgedeckt.
So zeigt uns das Schumannfest vielleicht stärker als in vergangenen Jahren, dass es bewusst in der Stadt verankert sein will. Dazu zählt die häufige Bespielung des Palais Wittgenstein an der Bilker Straße, dessen vorzüglich klingender Kammermusiksaal ohnedies seit Jahrzehnten ein Lieblingsort im Düsseldorfer Musikleben ist. Diesmal singt dort ein Künstler, der anderswo auch größere Säle füllt, nämlich der Tenor Julian Prégardien, der mit dem Pianisten Daniel Heide die „Dichterliebe“ Schumanns sowie Lieder von Franz Schubert vorträgt (17. Juni).
In diesem Saal gastieren weitere Künstler. Das Boulanger-Trio führt Kompositionen von Clara und Robert Schumann, Franz Schubert und Wolfgang Rihm auf. Die Düsseldorfer Symphoniker sind mit mehreren Kammermusik-Ensembles vertreten. Der Flötist Fabian Johannes Egger (der 2024 den Aeolus-Wettbewerb gewann) stellt sich ebenso vor wie das Pacific Quintet, der aktuelle Preisträger des ARD-Wettbewerbs. Auch die Gewinner der diesjährigen „Schumann Competition“ sind vertreten. Porträtkonzert gelten Riccardo Teran (Fagott) und Michiaki Ueno (Violoncello). Das Signum-Quartett stellt das Programm „Schumann in Soweto“ vor.
Wichtige Achse ist
weiterhin die Bilker Straße
Die Bilker Straße als historische Heimstatt der Schumanns bleibt gleichsam eine wichtige Achse dieses Jahrgangs, auch in der Destille wird beim Schumannfest musiziert. Das Signum-Quartett zieht nach dem Konzert im Palais ein paar Häuser weiter und verwandelt die alteingesessene Kneipe in eine „Rock Lounge“ mit Musik von Mozart bis Led Zeppelin. Bleiben wir in der Innenstadt und begeben uns zum Künstlerverein Malkasten: Dort gibt es am 15. Juni unter dem Motto „Evergreen?“ Kammermusik für Streichquartett und Marimbafon mit Mitgliedern der Jungen Deutschen Philharmonie. Es erklingen Werke von Caroline Shaw, Misato Mochizuki und Malika Kishino. Die Sicht der Moderne unter dem Motto „Blicke auf Schumann“ steht auch bei einem Konzert in der Tonhalle im Fokus, bei dem das Notabu-Ensemble unter Leitung von Mark-Andreas Schlingensiepen unter anderem Werke von Günther Becker ertönen lässt.
In früheren Jahrzehnten ging es bei Schumannfesten – man setzte auf Glanz und große Namen – bisweilen etwas einseitig zu. Neuerdings ist auch Abseitiges erwünscht. Im weiteren innenstädtischen Umfeld geht es am 14. Juni in die Jazz-Schmiede. Dort treten The Erlkings mit „Franz & Robert“ auf, einer Singer-Songwriter-Version von Schumanns „Dichterliebe“ und „einer Portion Schubert als Vorspeise“.
Einen Tag später sind dort Johanna Summer (Klavier) und Malakoff Kowalski (Piano und Vocals) zu erleben. Im FFT gibt es am 20. und 21. Juni „ein Theaterstück über die Liebe“ zur Musik von Brahms’ Zyklus „Die schöne Magelone“. Text und Regie verantwortet Robert Zeigermann, es singen Marie Seidler (Mezzosopran) und Äneas Humm (Bariton).
Die Schumann-Fans von morgen treffen sich am 8. Juni in der Tonhalle. Unter dem Motto „Symphonic Youth @Tonhalle“ sind das Jugendsinfonieorchester der Städtischen Musikschule Chemnitz, die Clara Schumann Players und das Jugendsinfonieorchester der Tonhalle. Sie bietet Werke von Tschaikowski, Schumann und Schostakowitsch. „Disco“ heißt es am 22. Juni im Tanzhaus NRW, der Saal wird zum Club mit dem „Orchester im Treppenhaus“.