Galerie Töchter & Söhne Foto-Werkschau mit vielschichtigen An- und Einsichten

Düsseldorf · In der Galerie Töchter & Söhne in Holthausen sind Fotografien der Gruppe Acht/8 zu besichtigen.

Rainer Bergner (l.) und Simon Plugge helfen sich gegenseitig beim Aufhängen der Fotografien.

Foto: Georg Salzburg(salz)/Georg Salzburg

Die Fotogruppe Acht/8, die in der Galerie Töchter & Söhne ihre Werkschau präsentiert, liefert mit ihren Ansichten nicht nur neue Einsichten, sondern stellt auch die Mathematik auf den Kopf, denn offenbar können auch Sechs/8 ein künstlerisch einheitliches Ganzes ergeben. Vor mehr als 20 Jahren fanden acht ambitionierte Fotografinnen und Fotografen zusammen und gaben sich als Gruppe den Namen Acht/8. „Inzwischen sind zwei Mitglieder gestorben, doch der Name ist geblieben“, erklärte Rainer Bergner, als Fotokünstler in Düsseldorf kein Unbekannter und bereits seit mehreren Jahren Mitglied im Verein Düsseldorfer Künstler.

Die zahlenmäßig auf Sechs/8 reduzierte Fotogruppe, zu der neben Bergner, Anselm Faust, Eva Lindner, Anita Muth, Simon Plugge und Natalie Wiegand zählen, trifft sich einmal im Monat zu einem Jour fixe. An diesem Termin wird sich künstlerisch ausgetauscht und es werden gemeinsame Ausstellungen geplant, wobei allerdings nie ein gemeinsames, bindendes Thema vorgegeben wird. „Die Freiheit, sich individuell in unterschiedliche künstlerische Richtungen zu entwickeln, das ist wohl auch der Grund, warum wir immer noch gern und kreativ zusammen sind“, sagte Anita Muth.

In ihren Anfängen in den 90er-Jahren hat sie noch analog gearbeitet. „Ich habe meine Filme selbst entwickelt und hatte immer viel Spaß in meinem kleinen Labor zu Hause“, so Muth, die mittlerweile zur digitalen Fotografie gewechselt ist. Dennoch haftet ihren Tableaux vivants, auf denen sie unterschiedliche Pflanzen abgelichtet hat, das geheimnisvoll Verschwommene einer alten Analogtechnik an. Dem Geheimnisvollen von Museumsatmosphären, verschlungenen Treppenaufgängen oder Vorhangfalten ist sie bei ihrer Serie „Museen“ auf der Spur.

Einen ähnlich dokumentarischen Ansatz wie Bernd und Hilla Becher verfolgt Rainer Bergner, wenngleich er sich nicht auf Gasometer und Wassertürme beschränkt. Die Architektur, formale Kontraste wie das Eckige des Dreischeibenhauses, das Runde des Schauspielhauses, die fast florale Anmutung des Tonhallen-Konzertsaals oder des Sitzungssaals im NRW-Landtag, haben ihn seit jeher interessiert. Aktuell hinzugekommen sind industrielle Fertigungsprozesse in Verbindung mit Kunst. So hat er einzelne Entstehungsphasen eines Bronzegusses für eine Arbeit von Tony Cragg bei der renommierten Düsseldorfer Kunstgießerei Schmäke festgehalten.

Komplett inszeniert balancieren die Bilder der Serie „Bever“ von Eva Lindner, die sich selbst in einem Söller, einer schweizerischen Bauernkate, aufgenommen hat, auf einem schmalen Grat zwischen Authentischem und Mysteriösem. „Ich habe den Raum wirken lassen, hatte alle Kleidungsstücke vor Ort gefunden und habe mich mit Selbstauslöser fotografiert“, so Eva Lindner, die auch scherenschnitthafte Studien zweier konträrer Formen, einerseits ihr Bein und andererseits eine Arbeitslampe, zeigt.

An René Magritte erinnert Simon Plugges Aufnahme von einem Apfel in einer Hecke, dessen Grün im eher anthrazit-grauen Blattwerk eine übernatürliche Signalwirkung erhält. Zwischenmenschliche Beziehungen, zentriert auf glückliche junge Menschen in einer Behinderten-Werkstatt sind bei Anselm Faust und gläserne Sammelleidenschaft und deren familiärer Hintergrund sind bei Natalie Wiegand die zentralen Themen.

Info Die Acht/8 Werkschau ist bis zum 4. Mai zu sehen. Öffnungszeiten der Galerie, Reisholzer Werftstraße 73, sind Mi, Do, Sa und So von 13 bis 17 Uhr. Besichtigungen sind auch auf Anfrage möglich: 0173-5230540.

(rö)