Der hintere Teil des großen Ausstellungsraums der Städtischen Galerie erstrahlt in einem ungewohnten, leuchtenden Gelb – ein perfekter Hintergrund für die präsentierten Bilder. Die Besucherinnen und Besucher sind eingeladen, mit den Blicken zu wandern, sich kurz durch die Fenster den Weg in den die Galerie umgebenden Park zu bahnen, bevor sie in die gemalten Räume von Birgit Huebner eintauchen.
Kunst eröffnet Räume – was banal klingt, ist im Fall der neuen Ausstellung in der Städtischen Galerie Viersen wörtlich zu nehmen. Denn der Titel der Ausstellung der Düsseldorfer Künstlerin Birgit Huebner, die am Sonntag, 16. März, 11 Uhr, eröffnet wird, lautet „Räume“.
„Aus der Bewegung“ ist der Titel einer Rauminstallation aus Objekten und Gemälden, die neben den Fenstern den Blick auf sich zieht. Statische Kreise werden malerisch durch Linien miteinander verbunden. Man mag sich an einen Tanz, an ein Hüpfen von einer Orientierungsmarke zur nächsten erinnert fühlen. Die orange, schwarzen und gelben Kreise aus den Bildern scheinen sich verselbstständigt, den sicheren Ort der Leinwand verlassen und einen Platz im Raum gefunden zu haben. Denn dort auf dem Boden liegen eingefärbte kreisrunde Metall- und Acrylglasplatten. „Bewegung“, so Huebner, „spielt immer eine Rolle in meiner Kunst.“
Birgit Huebner ist 58 Jahre alt. Sie studierte an der Fachhochschule Köln und an der Kunstakademie Düsseldorf, wo sie 1993 ihr Studium als Meisterschülerin von Alfonso Hüppi abschloss. Künstlerisch bewegt sich Huebner zwischen Malerei, Installation und Fotografie. Privat, so erzählt sie, habe sie sich lange Zeit intensiv mit dem Tanz sowie mit dem Gesang befasst.
Das Bild mit dem Titel „Les Arrondissement“ erinnert an ihren Arbeitsaufenthalt in Paris. 2017 war Birgit Huebner in der französischen Hauptstadt, ihrer Lieblingsstadt. Sie machte sich Paris im Gehen zu eigen und klebte an den Nachmittagen die zurückgelegten Wege mit Klebebändern auf farbige Untergründe. Es war für sie eine Art Tagebuchaufzeichnung: Jedes Band ein Gedanke, in jedem Streifen eine besondere Erinnerung, in jeder Linie ein Stück Paris. Es ist also nicht nur Farbe, mit der Huebner „malt“, auch ein Klebeband kann die Funktion der Linie im Bild übernehmen. Von den erinnerten Wegen, die sie in Paris auf Papier bannte, ist Huebner über die größeren Formate in der Rauminstallation angekommen.
Auf der zweiten Etage der Galerie begegnen die Besucher dem Medium Fotografie. Auf ihren Reisen nach Frankreich, Ägypten oder in die USA nimmt Huebner Menschen, Landschaften, Skulpturen in den Fokus. Die Fotografien werden bearbeitet und zu Installationen zusammengefügt. Eine ist „Hände und Füße“: Drei Meter hoch sind die Fotografien von Fragmenten der Skulpturen aus der Kirche St. Denis in Paris. Sie werden so präsentiert, dass sie einen Weg bilden, durch den der Ausstellungsbesucher hindurchschreiten kann. Eine Reihe von der Decke hängenden, im Kreis arrangierten Fotografien von Männern und Frauen laden ein, in ihre Mitte zu treten und Teil der Gruppe zu werden.
Dann gibt es einen Raum, in dem es um das Sprechen, Singen, Tanzen und Dirigieren geht. Hier wird das Thema des Raums um den des Körpers erweitert.
30 Jahre künstlerischen Schaffens sind in der Städtischen Galerie zu sehen – und eine ganze Reihe an Wegen und Räumen zu erschließen.