Kunst in Düsseldorf Verschlungene Körper, kraftvoll in Szene gesetzt

Düsseldorf · Künstlerin Aline Regese schert sich nicht um Traditionen. Die Motive ihrer Bilder geben Rätsel auf und sind doch nur Momentaufnahmen von intensiver Innigkeit. Für den Verkauf der Arbeiten hat sie ihren eigenen Weg gefunden.

Aline Regese hat ihren ganz eigenen Stil kreiert.

Foto: Marc Ingel

Aline Regese hält nicht viel von Staffeleien oder auch Tischen, sie malt am liebsten auf dem Boden – sitzend, liegend, manchmal kniend, sie muss sich ausbreiten können. Das hat mehrere Gründe: Ihre Formate werden immer größer, außerdem hat sie das Aquarell als Technik für sich entdeckt, und da müssen die Farben im wahrsten Sinne des Wortes fließen. „Außerdem male ich meist an mehreren Arbeiten parallel, das braucht dann natürlich Platz“, sagt die Künstlerin.

Den hat Regese seit gut anderthalb Jahren in ihrem Atelier an der Börnestraße, das sie sich mit mehreren anderen Künstlerinnen teilt. Von außen eher unscheinbar öffnet sich hinter dem Garagentor der „RfK“ (Raum für Kunst), mit diversen offenen Arbeitsstätten, in denen sich die Kreativität mit voller Wucht entfalten kann. Aline Regese hat sich gerade auf eine Motivserie eingeschossen, die sie gar nicht mehr loslässt: Ineinander verschlungene Körper, Menschenknäuel, die in ihrer Intensität ebenso kraftvoll wie vielschichtig wirken. Teilweise könnte man meinen, die abgebildeten Figuren sind in einen Kampf verwickelt.

„Das habe ich schon öfters gehört, ich sehe das aber eher positiv: Mir ist die Berührung an sich, das Gar-nicht-mehr-loslassen-wollen viel wichtiger“, sagt die 46-Jährige, die ihre Bilder immer auch mit einer Emotion besetzt und einen psychologischen Hintergrund transportieren will. „Wie wollen wir uns fühlen? Das ist doch letztendlich die Frage, die hinter allem Streben steckt“, sagt die Künstlerin. Freude, Lebendigkeit, Leichtigkeit und die Verbundenheit, sowohl mit anderen Menschen, als auch mit dem eigenen Inneren, „das sind dabei die Antworten, die sich in meinen Bildern zeigen“.

Sind in älteren Arbeiten zumindest angeschnitten auch noch Gesichter zu erkennen, fokussiert sich Aline Regese mittlerweile zunehmend auf das Festhalten eines Momentes, auf Hände und Beine, Rücken und Hinterköpfe, die Abstrahierung setzt sich durch. Der weiße Hintergrund lenkt den Blick auf das Wesentliche. Und natürlich sind da diese kraftvollen Aquarell-Farben, die das Auge gefangen halten. Tatsächlich holt sich Regese gerne Modelle in ihr Atelier, die manchmal selbst entscheiden können, wie sie sich spontan ineinander verschlingen, das bisweilen aber auch unter ihrer Anleitung machen. Dann skizziert und fotografiert die Künstlerin die Szenerie, um sie so für eine spätere Ausarbeitung, vorzugsweise auf Büttenpapier und immer ohne Rahmen, festzuhalten.

Aline Regese arbeitet in ihrem Atelier vorzugsweise auf dem Boden. Meistens malt sie an mehreren Bildern parallel.

Foto: Marc Ingel

Überhaupt steht am Anfang immer die Zeichnung. „Da komme ich eigentlich auch her und daher war ich so schockverliebt in die Aquarellmalerei, weil die Zeichnung nicht verschwindet, sondern Teil des Werkes bleibt“, sagt die Autodidaktin, die auch Mitglied in der Deutschen Aquarellgesellschaft ist. „Im Gegensatz zu Großbritannien führt das Aquarell in Deutschland eher ein Schattendasein. Wir wollen es aus seiner Nische herausholen. Nur Landschaften als Motiv, gedeckte Farben, kleine Formate, das hat alles keine Gültigkeit mehr“, sagt Regese, die zudem 1. Vorsitzende des 1911 gegründeten Vereins Düsseldorfer Künstlerinnen ist, um dort den Verjüngungsprozess aktiv mitzugestalten.

Aline Regese kann inzwischen ganz gut mit der Kunst ihre Brötchen verdienen, und das hat vor allem einen Grund: Sie bietet ihre Arbeiten bei Instagram zum Kauf an. „Das funktioniert ganz gut, die Reichweite ist endlos und man spart sich einen Galeristen. Ich bin manchmal nur zu faul, Bilder hochzuladen“, erklärt sie. Das liegt dann meistens aber daran, dass sie bei der Arbeit im Atelier extrem fleißig ist, und darauf kommt es bei einer Künstlerin ja nun mal primär an.

Aline Regese will jetzt noch großformatiger werden, „ich sehe da für mich keine Grenzen“. Und so wird auch weiterhin in ihrem Atelier jenes produktive Chaos herrschen, mit großen Wasserpfützen, diversen Farbpaletten und halb fertigen Bildern auf dem Boden sowie fertigen Werken an der Wand.

(arc hal)