Tarif-Reform auch in Landeshauptstadt Neue Ticketvarianten – was sich ab 1. März in Düsseldorf ändert

Düsseldorf · Die Ticketreform des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr stößt in Düsseldorf nicht auf Begeisterung.

Auch für Fahrten mit der Rheinbahn gilt die Tarifreform.

Foto: Endermann, Andreas (end)

(mbo) Beim Ticketkauf für die Bahnen und Busse in der Landeshauptstadt gelten seit Samstag, 1. März, neue Regeln. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) hat mit Zustimmung der angeschlossenen Kommunen und Verkehrsunternehmen – darunter auch die Rheinbahn – eine umfassende Reform beschlossen. Damit soll das Ticketangebot vereinfacht werden. Die Änderungen kommen allerdings nicht bei allen Fahrgästen in Düsseldorf gut an.

Leserin Martina Wolf ärgert sich unter anderem darüber, dass zukünftig die Preisstufe „Kurzstrecke“ gestrichen wird. Sie befürchtet, dass viele Fahrten dadurch teurer werden. Bislang kostete ein Ticket für eine Kurzstreckenfahrt mit Bus oder Straßenbahn 2,20 Euro, damit konnten in der Regel drei Haltestellen bzw. maximal eineinhalb Kilometer zurückgelegt werden.

Zur Reform, dem sogenannten Tarif-Frühling, gehört nun allerdings, dass die Preisstufen von insgesamt sieben Wählbaren auf drei reduziert werden. So gibt es künftig nur noch eine einheitliche Preisstufe A für Fahrten innerhalb einer Stadt. Die Preisstufe B gilt weiterhin für Fahrten bis in die Nachbarstadt oder das direkte Umland, die neue Preisstufe C ist für Fahrten im gesamten VRR-Gebiet gedacht.

Preissprünge wegen
weniger Ticketstufen

Iko Tönjes vom gemeinnützigen Verkehrsclub Deutschland (VCD) erklärt auf Anfrage: „Ja, gerade die Abschaffung der Kurzstrecke und der bisherigen Preisstufe C schafft für einige Fahrgäste tatsächlich erhebliche Preissprünge.“ So hätte der VCD gerne einen Mischpreis zwischen „C alt“ und der bisherigen Preisstufe D gesehen. Bislang deckten Tickets der Preisstufe D den gesamten Verbundraum ab, während zur Stufe „C“ mittlere Reiseweiten gehörten. Für kurze Einzelfahrten sei nun tatsächlich der Eezy-Tarif günstiger, so Tönjes. Dieser ist aber nur elektronisch nutzbar, die per App gebuchten Fahrten werden per Luftlinienkilometer abgerechnet.

Martina Wolf ist außerdem mit einem „Ticket 2000“ in der Landeshauptstadt und Umgebung unterwegs. Zwar soll dieses erhalten bleiben, die Düsseldorferin befürchtet aber, dass das Angebot unattraktiver wird, weil durch die Tarifreform auch das bisheriger Vierer-Zusatzticket wegfällt. Mit diesem konnten für Einzelfahrten die Leistungen des „Ticket 2000 erweitert werden – zum Beispiel um die Nutzung der ersten Klasse.

Insgesamt sei der Tarif-Frühling eine Antwort darauf, dass die meisten Abonnenten ins supergünstige und attraktive Deutschland-Ticket gewechselt seien, sagt Iko Tönjes. Dass die Tarifstruktur und das Sortiment nun erheblich vereinfacht werden sollen, sei aus Sicht des VCD richtig. „Dann gibt es aber meist auch Verlierer, deren Zahl und Nachteile aber klein bleiben müssen“, so der Experte.

Auf Anfrage heißt es vom VRR zur Preisstufe Kurzstrecke, dass die Nachfrage in den vergangenen Jahren zurückgegangen sei. „Allein in den vergangenen zwölf Monaten sind die Umsätze in diesem Segment um mehr als 30 Prozent zurückgegangen“, teilt ein Sprecher mit. Häufig komme es in dem Tarifsystem auch zu Missbrauchsfällen, wenn die erlaubte Strecke unbewusst überschritten werde. Außerdem entstehe durch diese Preisstufe ein überproportional hoher Aufwand bei den Verkehrsunternehmen, zum Beispiel für die Programmierung in den digitalen Systemen.

Insgesamt seien mehr als 95 Prozent der VRR-Stammkunden in die Deutschlandticket-Produktfamilie gewechselt. Auch deshalb wird das Ticketsortiment nun um 75 Prozent verkleinert. So entfallen beispielsweise einige Tickets für gelegentlich Fahrende (das 48-Stunden-Ticket in allen Varianten, HappyHour-, Vier-Stunden- und Vierer-Zusatzicket, sowie das Zehner- und das Vierer-Ticket in der digitalen Version.

Auch regelmäßige Nutzer müssen auf einige Angebote verzichten, darunter das Ticket1000, YoungTicketPLUS, BärenTicket, FirmenTicket- und Großkunden-Rabattmodell, das Vorkursticket und die Ergänzungsaufpreise zu den VRS- und AVV-Jobtickets.

(mbo hal )