So viele politische Großereignisse hat Jacques Tilly vor Rosenmontag noch nie erlebt. US-Wahl, Bundestagswahl, und dann demütigt US-Präsident Donald Trump auch noch am Tag nach Altweiber seinen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj, den Präsidenten eines überfallenen Landes, vor den Augen der Welt. All das galt es zu deuten und in Bilder zu bringen. 13 Mottowagen hat der Rosenmontagszug 2025, hinzurechnet das Carnevals Comittee (CC) zwei Auftragsarbeiten für ein Bündnis armer Städte sowie ein Ministerium, bei denen es um die Schuldenlast für Kommunen und Schwimmkurse geht.
Hochaktuelle Themen
als Wagenmotive
Das Schicksal der Ukraine bannt Tilly in ein brutales Motiv. Trump und der russische Präsident Putin schütteln sich die Hände. Die beiden Hünen zerquetschen dabei Selenskyj, er wirkt wie eine Puppe in den Pranken von Riesen. Das Blut spritzt, aber es ist wohl (noch) nicht das Blut des Staatschefs, sondern dass seiner gebeutelten Landsleute. Amerika lässt die Ukraine fallen, das ist die Angst dieser Tage, und macht gemeinsame Sache mit dem Mörder und Diktator Putin.
Das erinnert fatal an das Schicksal Polens, das Deutschland und Russland vor Beginn des Zweiten Weltkriegs unter sich aufteilten. Deswegen ist auf den Armen von Trump und Putin auch vom Hitler-Stalin-Pakt 2.0 zu lesen. Trump erinnert Tilly an Nero: Als Herrscher, der die Welt in Flammen setzen kann, zeigt den US-Präsidenten ein weiterer Wagen. Der russische Staatschef gehört nach dem Überfall auf die Ukraine ins Gefängnis: „Putin Jail“ steht auf dem Sträfling Putin, der mit blutigen Händen in Ketten liegt.
Ein dritter Staatschef ist ähnlich potent und hat imperialistische Triebe. Putin will sich die Ukraine und halb Europa krallen, Trump schielt auf Kanada, Grönland und den Panama-Kanal. Da wirkt der chinesische Staatschef Xi ja fast bescheiden mit seiner Gier auf Taiwan. Tilly stellt die drei mächtigsten Männer als Nackedeis dar, deren gigantische Säcke vor ihnen auf dem Boden stehen.
Nicht genug des Größenwahns. Der reichste Mann der Welt darf in diesem Panoptikum nicht fehlen. Elon Musk trägt im Zoch einen Napoleonshut und rennt vor einem Pfleger weg, der ihn in eine Zwangsjacke stecken will. Musk hat in der einen Hand ein Megafon, aus dem eine braune Soße in die Welt dringt. In der anderen Hand schwenkt er eine US-Flagge, die zum Hakenkreuz zurechtgeschnitten wurde. Mit einer solchen Fahne hat Tilly auch schon Trump dargestellt. Ach ja: Musk darf untenrum was anhaben, auf dem Höschen ist das AfD-Logo zu sehen.
Die Partei steht im Mittelpunkt eines der beiden Wagen, die schon in der Fernsehsitzung gezeigt wurden. Neben Alice Weidel als Nazi-Hexe tauchte auch schon der Kanzler im TV auf – beziehungsweise ab, denn zu sehen ist er auf einem Mottowagen an Bord eines abgesoffenen Kahns. Als Letztes baute Tilly an diesem Wochenende einen Wagen, bei dem es um Friedrich Merz geht. Eine schwierige Aufgabe, weil die Welt jetzt vor allem wissen will, ob der CDU-Mann der Aufgabe gewachsen ist, Deutschland in schwerer Zeit zu führen. Bei Tilly ist der Sauerländer der Gaul, der den überschwer beladenen Karren ziehen muss. Ausgang offen.
Kompromisse wären gut. Der liebe Gott zieht einem Israeli und einem Palästinenser an den Ohren. Sie sollen endlich nach politischen Lösungen suchen. Manches hört wohl nie auf.
Das gibt auch für den Ausschluss von Frauen. Da reichen sich die Düsseldorfer Jonges, die Taliban und manche Karnevalisten (etwa in Niederkassel) die Hände. Weitere Themen auf Mottowagen sind die Künstliche Intelligenz, die selbst Narren verschreckende Wokeness mit ihren teils abstrusen Vorgaben und – damit verwandt – gleich zu Beginn des Roenmontagszugs die Triggerwarnung, dass einige Motive im Zoch verstörend sein könnten. Zum Glück und Düsseldorf Helau!
