Thema des Tages Die neue Macht, die aus dem Internet kommt

Düsseldorf. · Interview Die PR-Expertin Alexandra Iwan erklärt, was Influencer eigentlich tun und welch großen Einfluss sie mittlerweile haben. Und warum das neue Werbe-Modell wahrscheinlich nicht wieder verschwinden wird. Letztendlich handelt es sich um bezahlte Werbe-Spots.

Alexandra Iwan  betreut mit ihrer Agentur Textschwester viele Kunden aus dem Mode- und Fashion-Bereich.

Foto: Textschwester

Seit ein paar Jahren sind sie plötzlich da, die Influencer. Nicht nur im Internet, sondern auch im täglichen Leben. So wurde der Prozess gegen Bonnie Strange, die den Verkäufer eines Modegeschäftes übel beleidigt hatte, zu einem Medien-Spektakel. Überregional für Schlagzeilen sorgte Influencer „Concrafter“, der sich und seine Freunde umsonst in einen Düsseldorfer Club einladen wollte und sich im Internet bitterlich beschwerte, dass der Gastronom dazu keine Lust hatte. Ein Schuss, der nach hinten losging. Aber wer steckt eigentlich hinter diesem Phänomen? PR-Expertin Alexandra Iwan berät viele Firmen aus dem Mode-, Event- und Beauty-Bereich und arbeitet inzwischen auch mit Influencern zusammen. Im Gespräch mit der WZ erklärt sie diese neue Form der medialen Selbstinszenierung.

Frau Iwan, was sind eigentlich Influencer?

Alexandra Iwan: Ein Influencer beeinflusst die Meinung anderer Menschen. Inzwischen gibt es dafür das neues Wort ‚Digital Content Maker’. Das bedeutet, Menschen inszenieren sich in einer digitalen Parallelwelt. In den vergangenen Jahren ist das zu einem echten Hype geworden und es ist ein komplett neuer Markt entstanden. Nicht nur für die Influencer selbst. Es gibt zum Beispiel Firmen wie Juno Fashion, die sich inzwischen darauf spezialisiert haben, Modelinien für Influencer zu entwickeln.

Der offenbar Millionen Menschen erreicht...

Iwan: Ja. Am erfolgreichsten ist die Italienerin Chiara Ferragni, die inzwischen 16,5 Millionen Follower und einen zweistelligen Millionenbetrag damit verdient hat. Sie hat eine eigene Modemarke. Vermarktet und verkauft wird das alles übers Internet, viel geht über Instagram. Das funktioniert inzwischen 360 Grad digital. Aber es gibt auch in Deutschland sehr erfolgreiche Influencer.

Wer fällt Ihnen ein?

Iwan: Zum Beispiel Caro Daur, die 6,5 Millionen Menschen erreicht und zur Ersten Liga gehört. Sie ist auch schon als Model für große Marken gelaufen. Es gibt aber genauso den anderen Weg. Auch Schauspieler oder Models wie Lena Gercke werden inzwischen zu Influencern, weil sie damit ihre Karriere unterstützen können. Das vermischt sich.

Sind Influencer vor allem Frauen?

Iwan: Frauen sind deutlich in der Überzahl. Aber es gibt auch erfolgreiche Männer. Der mit den meisten Followern in Deutschland ist übrigens Daniel Fuchs alias ‚Magic Fox’ aus Düsseldorf. Der sieht auch verdammt gut aus.

Sie arbeiten selbst mit Influencern zusammen. Was ist Ihnen dabei wichtig?

Iwan: Dass sie authentisch geblieben sind. Ich rate meinen Kunden eher dazu, nischige Influencer zu buchen. Wer zum Beispiel Werbung für junge Mütter machen will, ist mit einer Mama-Bloggerin erfolgreicher, auch wenn sie keine so große Reichweite hat. Wichtig ist auch, wie ein Influencer mit seiner Fan-Gemeinde kommuniziert und ob da ein Austausch stattfindet. Wir prüfen übrigens auch, ob jemand sich möglicherweise Follower dazu gekauft hat. Auch das gibt es.

Gerichte beschäftigen sich inzwischen damit, dass Influencer verbotene Werbung machen. Ist das ein Problem?

Iwan: Ich finde absolut richtig, dass das inzwischen gesetzlich geregelt wird. Den Followern muss klar ein, dass es sich bei Influencern im Prinzip um bezahlte Werbung handelt und nicht um echte persönliche Erfahrungen, die jemand aus eigenem Antrieb weitergibt. Neu an der dieser Form der Werbung ist, dass sie an bestimmten Personen fest gemacht ist.    

Wer kann Influencer werden?

Iwan: Das kann im Prinzip jeder machen. Wichtig ist, dass er eine eigene Community generieren kann. Ganz wichtig ist der Kontakt zu den Followern. Jeder muss sich aber auch darüber klar sein, dass dies ein massiver Eingriff in die Privatsphäre ist. Dazu sollte man schon einen hedonistisch ausgerichteten Lifestyle haben.

Welche Bedeutung haben Influencer heute?

Iwan: Eine erhebliche. Sie können zum Beispiel wie im Fall von Bonnie Strange in kurzer Zeit einen Shit-Storm im Internet auslösen. Das kann im schlimmsten Fall Existenzen vernichten.

Wird dieses Phänomen nach ein paar Jahren wieder verschwinden?

Iwan: Das glaube ich nicht. Inzwischen beschäftigen große Firmen Mitarbeiter, die sich ausschließlich mit Influencern beschäftigen, weil man junge Kunden erreichen will. Dieser Prozess wird sich dynamisch weiterentwickeln. Letztendlich bedeutet dies in der Werbung, dass die Torte aufgeteilt wird.