Thema des Tages Fotografieren, essen, posten

Düsseldorf. · Ludwig Chung (38) gilt als Influencer in der Gastro-Szene. Seit 2009 teilt er sich in den sozialen Netzwerken mit, zeigt, was er isst und ob es ihm schmeckt.

Ludwig Chung ist unter dem Namen Lous grand crew auf Instagram als Gastro-Influencer aktiv.

Foto: Sophia Schillik

Ludwig Chung bezeichnet sich selbst als mitteilungsbedürftig. Zuweilen sogar als rampenlichtaffin. Und er geht gerne gut essen. Diese Eigenschaftten brachten den Düsseldorfer Anfang 2009 dazu, seine Facebook-Timeline mit Eindrücken seiner Restaurantbesuche zu bespielen. Von jedem Gericht machte er ein Foto und lud es bei Facebook hoch. „Essen müssen alle. Und Essen spricht die meisten Leute an“, sagt er. Dass er sich und sein Leben im sozialen Netzwerk ausschweifend präsentierte, schmeckte nicht allen. „Einige waren genervt davon, immer wieder Fotos von Gerichten zu sehen. Sie sperrten mich dann einfach“, sagt er. Von anderen kamen positive Rückmeldungen. Sie sahen in den Fotos Anregungen für eigene Restaurantbesuche. „Man kann in Düsseldorf so gut essen gehen. Man muss halt nur in die richtigen Läden gehen“, sagt der 38-Jährige.

Auch bei Instagram ist Ludwig Chung aktiv. Sein Profil zeigt mittlerweile knapp 40 000 so genannte Follower an, das heißt Nutzer, die seine Aktivitäten verfolgen. Heute lädt er unter dem Namen „lousgrandcrew“ nicht nur Fotos hoch, er bewertet das Essen auch. Und, wie er sagt, „gnadenlos ehrlich“. Seine Meinung sei nicht gekauft, nach wie vor verdiene er mit seinen Bewertungen keinen Cent. Auch das Essen lässt er sich nicht sponsern. „In der Szene gibt es so viel Unehrlichkeit. Für eine gute Bewertung sind viele bereit, Geld zu bezahlen. Aber damit habe ich nichts zu tun.“

Seine Bewertungen seien ehrlich, aber immer mit Bedacht formuliert. „Und bevor es zu hart wird, lasse ich Foto und Post lieber ganz sein. Ich will ein kleines Familienunternehmen nicht schlecht machen.“ Mit anderen Läden, die es sich laut Ludwig Chung leisten können, geht er härter ins Gericht. Weil er Restaurants aber mehrfach besuche, revidiere er manchmal auch seine Meinung. Konstruktive Kritik helfe neuen Läden dabei, Dinge zu verbessern. „Zuletzt hatte ich den Fall. Da war ich in einem Laden, in dem mir die Atmosphäre und das Konzept sehr gut gefielen. Beim Essen hatte ich aber doch einiges zu beanstanden“, sagt er. Beim dritten Besuch wurde er positiv überrascht. „Die Inhaber haben sich die Kritik zu Herzen genommen und nachgebessert. Ich war total zufrieden und habe das auch geschrieben.“

Beruflich hat Chung nichts mit der Gastro-Szene zu tun. Zuletzt arbeitete er in einer Unternehmensberatung. Als Influencer bezeichnet er sich selbst ungern. „Ich gehe einfach nach wie vor gerne essen und lasse andere an meinen Erfahrungen teilhaben“, sagt er. Über seinen Einfluss sei er selbst immer wieder erstaunt. Manchmal werde er auf Facebook angeschrieben und nach Restauranttipps gefragt. Und es sei auch schon vorgekommen, dass Leute ihn auf der Straße ansprechen.

Nach all den Jahren ist er in der Gastro-Szene bekannt und gut vernetzt. „Ein roter Teppich wird mir aber nicht ausgerollt und das ist auch gut so.“ Auch nicht in seinem absoluten Lieblings-Stammladen Takumi. „Der Laden hat eine gleichbleibende gute Qualität und bietet authentisches Essen“, sagt er.