Die Orgel in der Kirche St. Andreas dürfte vielen Düsseldorfern bekannt sein. Denn seit 1991 findet jeden Sonntag die beliebte Konzertreihe „Sonntagsorgel“ statt, die im Schnitt von 100 Musikfreunden besucht wird. Doch zurzeit schweigt die Orgel in dem prächtigen Gotteshaus, das als Hofkirche gebaut und 1629 eingeweiht wurde. Denn seit Anfang des Jahres wird das Instrument saniert und gereinigt.
Das ist bei Orgeln normalerweise nach 20 bis 30 Jahren notwendig. In St. Andreas verkürzt sich aber dieses Intervall auf rund 15 Jahre, und das hat mehrere Gründe. „Die Orgel wird ungewöhnlich viel gespielt. In St. Andreas finden 15 Messen in der Woche, zudem Taufen, Beerdigungen und Trauungen statt, alles mit Orgelbegleitung. Und hinzu kommen noch die Sonntagskonzerte“, erklärt Pater Thomas Möller von den Düsseldorfer Dominikanern, die seit 1972 die Kirche an der Andreasstraße betreuen.
Zudem ist St. Andreas eine offene Kirche, die auch außerhalb der Gottesdienste besucht werden kann. „Das ist ja eigentlich erst einmal positiv. Aber dadurch gelangt auch viel Schmutz in die Kirche. Das erhöht den Verschmutzungsgrad der Orgel“, erklärt Orgelbauer Axel Birnbaum. Denn das Gebläse der Orgel saugt diese Luft an, sodass sich im Pfeifenbereich der Schmutz ablagern kann. Die Töne werden dadurch nach und nach dumpfer.
Axel Birnbaum kommt von der Firma Rudolf von Beckerath aus Hamburg, die weltweit tätig ist. Diese hat die heutige Orgel 1970/71 erstellt und in das prächtige Barockgehäuse aus dem Jahr 1782 eingebaut. Die Firma übernimmt die jährlichen Wartungen und führt nun die Sanierungsarbeiten durch. Mit sechs Mitarbeitern, darunter eine Pfeifenbauerin, ein Tischlermeister, Fachleuten für Elektrik und den Orgelbauer und Mitgesellschafter der Firma Rolf Miehl führt Birnbaum die umfangreichen Arbeiten durch. Dafür mussten unter anderem alle 3480 Pfeifen ausgebaut und auf Materialermüdung und Verschmutzungen hin überprüft werden.
Zudem wird die elektrische Anlage und Steuerungssysteme modernisiert und ein sogenannter MIDI-Rekorder eingebaut. Dieses Gerät speichert das Orgelspiel und kann die Stücke mithilfe von elektrischen Impulsen von der Orgel exakt nachspielen lassen. „Der Organist kann sich dabei von der Orgel weg in den Kirchenraum begeben und dort hören, wie sich sein Spiel in der Kirche überhaupt anhört“, sagt Miehl. „Das hilft auch beim Üben und der Verbesserung der Spielpraxis“, ergänzt Alexander Niehues, der seit fünf Jahren als Lambertus-Kantor auch für die Andreas-Orgel zuständig ist. Diese nutzt er gerne, denn man könne auf ihr, natürlich mit einigen Kompromissen, alles spielen.
Niehues wird zwar in einigen Wochen nach Köln wechseln, denn dort wird er Domkapellmeister. Er betont aber, dass die Orgel den Düsseldorfern ein wichtiges Instrument sei. Das würde sich zum Beispiel in den vielen Musikreihen wie die winterlichen und sommerlichen Orgelkonzerte und dem Internationalen Düsseldorfer Orgelfestival (IDO) zeigen.
Die Pflege der „Königin der Instrumente“, wie die Orgel bezeichnet wird, lässt sich die Gemeinde einiges kosten. Zwischen 80.000 und 100.000 Euro wird die Reinigung und Sanierung kosten. „Da die Kirche St. Andreas aber dem Land gehört, übernimmt dieses 75 Prozent der Kosten“, sagt Pater Thomas.
Bis zum 4. April sollen die Arbeiten abgeschlossen sein, die Sonntagsorgel wieder am 6. April erklingen. Bis dahin wird Miehl gemeinsam mit Birnbaum jede einzelne Pfeife auf ihren Ton hin überprüfen. Sollte dieser zu leise oder zu laut ausfallen, wird der Spalt, durch den die Luft fließt, vorsichtig verbreitert oder verkleinert. Ist der Ton kratzig, muss schon einmal die Pfeife mit einer Feile bearbeitet werden. „Dafür braucht man tolle Ohren und eine gute Musikalität“, sagt Miehl. Nur einer von 25 Orgelbauern wäre in der Lage, diese Aufgabe zu übernehmen. „Ich passe deshalb sehr gut auf mein Gehör auf.“