Opfer meist Senioren Falsche Polizisten erbeuten 23 Millionen in NRW

Düsseldorf · Der Trick ist dreist, raffiniert eingefädelt und äußerst lukrativ: Falsche Polizisten versetzen Senioren am Telefon in Angst und Schrecken und bringen sie dazu, ihre Wertsachen ausgerechnet bei ihnen „in Sicherheit“ zu bringen. Ein Millionengeschäft für Betrüger.

Foto: Jörg Knappe

Fast 23 Millionen Euro haben falsche Polizisten seit 2017 in Nordrhein-Westfalen ergaunert - meist mit Trickbetrug per Telefon zulasten von Senioren. Das geht aus einer Vorlage von NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) für den Düsseldorfer Landtag hervor. Seit Anfang 2017 bis zum Ende des ersten Quartels 2019 listet die Polizei-Statistik dazu 638 vollendete Straftaten auf - mit stark steigender Tendenz. Der Innenausschuss befasst sich an diesem Donnerstag mit dem Thema.

Reul erklärt in seinem Bericht den Modus Operandi: „Die Opfer von falschen Amtsträgern werden aus Callcentern in der Türkei angerufen und gegebenenfalls über Stunden am Telefon instruiert und drangsaliert, um schließlich den Tätern Geld und Wertsachen im üblicherweise vier- bis sechsstelligen Euro-Bereich auszuhändigen oder außerhalb der Wohnung zu hinterlegen.“

Die Initiatoren seien hauptsächlich türkischer Abstammung. Sie bedienten sich in Deutschland eines Netzwerks aus Logistikern und Abholern, das banden- und gewerbsmäßig mit ständig wechselndem Aktionsradius handle. „Alle Polizeibezirke sind betroffen“, berichtete Reul.

Opfer seien in der Regel über 60-Jährige. Dabei nutzten die Trickbetrüger körperliche und mentale Gebrechen gezielt aus. Das Phänomen stehe im Fokus intensiver polizeilicher Bekämpfung und werde in einem darauf spezialisierten Kommissariat bearbeitet.

Vor dem Landgericht Bielefeld müssen sich derzeit zwei Mitglieder einer Trickbetrügerbande verantworten, die mit dieser Masche mehr als eine halbe Million erbeutet haben sollen. Laut Anklage wurden aus einem Callcenter in der Türkei Opfer angerufen und psychisch massiv unter Druck gesetzt. Die Anrufer gaben sich demnach mithilfe der vorgegaukelten „Notrufnummer“ 110 als Polizisten aus und warnten vor angeblichen Betrügereien der Banken oder Wohnungseinbrüchen. Mehrere Senioren händigten schließlich ihre Wertsachen aus.

(dpa)