Kunst in Düsseldorf Eiserne Werke
Düsseldorf · Der Künstler Peter Schwickerath stellt in der Galerie Beck & Eggeling aus. Seine Skulpturen kennt man von anderen Orten im öffentlichen Raum.
Im Zeitalter flüchtiger Aktionen ist eine Ausstellung mit Stahlskulpturen von Peter Schwickerath (81) bei Beck & Eggeling ein mutiges Unterfangen. Der Künstler aus Lohausen präsentiert wohldurchdachte Arbeiten aus Walzstahl. Sie sind geklappt und gewinkelt, aufgefaltet, geschlitzt oder gedreht. Obwohl statisch und klassisch, erhalten all diese Verschränkungen einen Zug ins Dynamische.
Schwickerath sollte nach der Vorstellung des Vaters Ingenieur werden, aber der Filius kam über einige Industrie-Praktika nicht hinaus. Er versuchte es in der Folkwang-Schule in Essen, wechselte zum Steinbildhauer Curt Beckmann nach Düsseldorf, landete für zwei Jahre an der Kunstakademie bei Norbert Kricke und Manfred Sieler und machte sich 1968 selbstständig. Eisen und Stahl wurden seine Materialien. Fachfirmen aus der Region bieten ihm maßgefertigte Brennteile und Freiformschmiedestücke.
Einige seiner Arbeiten stehen in Düsseldorf, darunter sein berühmtestes Werk „Penetration“ (1978) an der Oberkasseler Brückenrampe auf linksrheinischen Gebiet. Spaziergänger stehen oft davor und rätseln, wie sie zwischen der sich neigenden und der sich beugenden Form aus Edelstahlrohren eine Verbindung herstellen könnten. Merkwürdig nur, wie die Höhlen in beiden Teilen aufeinander bezogen sind.
Der Fachmann erklärt: „Es sind zwei zylindrische Körper, die eine gemeinsame Bohrung haben, die beide verbindet.“ Beim Entwurf dachte er an drei runde Körper, wobei sich der dritte Körper schräg durch die beiden anderen schieben sollte, aber dann ließ er die dritte Röhre einfach weg. Sie ist nur noch imaginär vorhanden.
Seit 1987 gibt es eine rostige „Knickung“ mitten im Nordpark. 2014 kamen gleich zwei Skulpturen hinzu. „Im Kontext“, ein Geschenk des Fördervereins Kaiserswerth, steht am Rand der denkmalgeschützten Ruine der Kaiserpfalz. Aus einer 25 Zentimeter dicken Stahlbramme wurde das großräumige Werk per Brennschneidverfahren hergestellt. Es bezieht sich auf die romanischen Bögen der Barbarossa-Burg.
Und im Lantz’schen Park hat eine „Dreiteilige Vertikale“ drei Profilträger, die schräg eingeschlitzt, ineinander geschoben und verschweißt sind. Man findet seine geometrisch konzipierten Großskulpturen sogar in Uruguay, wo sein Sohn lebt, in der Sammlung Punta del Este.
Bei Beck & Eggeling ist eine quadratische Platte diagonal geschlitzt und in glühendem Zustand auseinandergebogen. „Wenn Eisen glüht, kann man alles damit machen. Erst dann überlege ich, was es werden soll“, sagt der Künstler. Seit mehr als einem halben Jahrhundert verwandelt er schwere Stahlplatten oder Würfel durch Verformen, Zerschneiden, Falten und Zusammenfügen zu abstrakten Werken, die oft leicht und beweglich wirken.
Eine Drehung, Verschiebung oder Klappung genügen für eine Änderung aus der Grundform heraus. Ein geschlossener Körper wird durch Einschnitte geöffnet und in ein Spannungsverhältnis gebracht.
Der Kunstgänger sieht sich permanent herausgefordert, den Regeln dieses Spiels auf die Spur zu kommen und Bewegung und Balance selbst zu eruieren.
Beim Betrachten seiner „Verschränkten Kreisring-Auffaltung“ lacht Schwickerath plötzlich auf und meint: „Schade, dass kein Jurist im Raum ist. Eigentlich sehen die verschränkten Walzstahlbänder wie ein Paragraf aus.“ Der Paragraf in Schwickeraths Auffaltung will sich allerdings aus der Juristerei davonmachen.
Info „Ferrum“ nennt Peter Schwickerath seine Ausstellung bei Beck & Eggeling, Bilker Straße 5. Geöffnet bis 17. August, Dienstag bis Freitag, 14 bis 18 Uhr, Samstag, 12 bis 16 Uhr.