Lesereihe „Kunstkiosk“ Poesie auf Ukrainisch

Düsseldorf · Bei der Reihe „Kunstkiosk“ gastiert Yuliia Iliukha, eine Literaturpreisträgerin aus dem Kriegsland. Marlon Bösherz experimentiert mit Sprache und Text.

Yuliia Iliukha tritt im „Kunstkiosk“ am 29. August auf.

Foto: Natascha Reiterer

Poesie kann eine Wirkung entfalten, egal, in welcher Sprache sie vorgetragen wird. Davon ist Vera Vorneweg überzeugt. „Es ist reizvoll, Gedichte in einer Sprache zu hören, die man nicht versteht“, sagt die Kuratorin der Düsseldorfer Lesereihe „Kunstkiosk“. Dann könnten auch einmal Aspekte wie Melodie, Klang und Rhythmus eines Gedichts stärker in den Vordergrund treten, die man sonst vielleicht weniger beachten würde. Für die siebte Ausgabe des „Kunstkiosks“ am 29. August setzt Vorneweg wieder auf ein bewährtes multilinguales Konzept. So stellt neben Marlon Bösherz, dem Lyriker und Meisterschüler der Düsseldorfer Kunstakademie, auch Yuliia Iliukha aus der Ukraine ihre Texte vor.

Iliukha ist Autorin zweier Romane und schreibt Kurzgeschichten, Gedichte und Kinderbücher. Ihre Werke, mehrfach mit Literaturpreisen ausgezeichnet, sind in verschiedene Sprachen übersetzt. Derzeit ist sie Stipendiatin im Heinrich-Böll-Haus in Langenbroich. Beim „Kunstkiosk“ im Skotti’s & Aga’s (Stoffeler Straße 3, ehemals Elona Café) wird Iliukha die Gedichte in ihrer Muttersprache vortragen. Die deutsche Version liest anschließend Alois Woldan vor, Übersetzer und ehemaliger Professor der Universität Wien, der auch Iliukhas Gedichtband „Das letzte Ahornblatt“ übertragen hat. „Indem die Übersetzenden vor Ort sind, erfährt das Publikum auch viel Wissenswertes über die Zusammenarbeit zwischen Autorin und Übersetzer“, sagt Vorneweg.

Der zweite Autor des Abends ist Marlon Bösherz. Seit 2013 veröffentlicht er handgebundene Gedichtbände mit seinen Texten als Editionen. Neben der Lyrik nimmt er dabei auch das Buch als Kunstobjekt in den Fokus. Er experimentiert mit Schreibmaschinen, Handschriften und analogen Aufnahme- und Abspielgeräten; auch das Skizzenbuch hat für ihn Bedeutung. So bewegen sich seine Auseinandersetzungen mit Lyrik und Schrift an einer Schnittstelle zwischen Poesie und Kunstobjekt.

Um 19 Uhr beginnt die Lesung, deren frühere Ausgaben auf der Webseite www.vorneweg.com dokumentiert sind. Dort finden sich auch Mitschnitte der sechsten Veranstaltung, bei der Regina Ray und Lina Atfah aufgetreten sind. Für die regelmäßige Lesereihe „Kunstkiosk“ werden vor allem Autorinnen und Autoren der visuellen und konkreten Poesie eingeladen. Die Idee, die Texte zunächst in der Muttersprache der jeweiligen Verfassenden vortragen zu lassen, hat sich mittlerweile etabliert. Der Eintritt ist frei.

(ctri)