Großes Interesse an der Verkehrswende in Düsseldorf „Lastenräder sollen selbstverständlich werden“

Düsseldorf · Die Nachfrage nach Alternativen zum Auto ist ungebrochen. Bei einem Aktionstag wurden zwölf Lastenräder vorgestellt und getestet.

Andreas Lörcher von Cargobike Roadshow erklärt Svenja Kruse-Glitza ein Lastenrad, dessen Transportbox man bei Bedarf auch platzsparend einfach zusammenklappen kann.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Die drei Mitarbeiter der Cargobike Roadshow haben auf dem Düsseldorfer Burgplatz alle Hände voll zu tun. „Zum Glück haben wir endlich mal wieder gutes Wetter“, freut sich Gina Lacroix. Sie berät zusammen mit ihren Kollegen die Interessierten, die sich näher an das Thema Lastenrad heranwagen wollen. „Die Beratungsdauer ist ganz unterschiedlich. Manche haben keine Vorerfahrung, andere wollen nur ein bestimmtes Modell testen und sind schon in der Materie“, erzählt sie.

Zwölf Lastenräder von unterschiedlichen Herstellern hat das Berliner Unternehmen im Zuge des Projekts mit dabei, im April geht es durch NRW, im Mai nach Niedersachsen. „Wir haben die Vision, Lastenräder zu einer selbstverständlichen Mobilitätsform zu machen“, erklärt Lacroix. Dabei gebe es keine Gewinnabsicht, die Beratung am Testtag erfolgt „hersteller- und händlerneutral“.

Die Besucher jedenfalls haben ganz unterschiedliche Interessen. Insgesamt 30 haben Probefahrten durchgeführt, im Schnitt seien dabei sechs Räder ausprobiert worden, so Lacroix. Eine Frau möchte ihren großen Hund mit dem Fahrrad mitnehmen können und sucht dafür ein passendes Lastenrad, das groß genug ist, sie aber auch nicht überfordert. Nach mehreren Testfahrten dürfte ein Infoflyer mit passenden Rädern die Auswahl erleichtern.

Jan Biesenbach ist gemeinsam mit seiner Frau und dem Baby am Burgplatz. Drei Lastenräder haben sie ausprobiert, alle mit einer großen Transportbox vorne. „Wir haben noch einen dreijährigen Sohn und suchen nach einer besseren Transportmöglichkeit beider Kinder zum Tagesvater und in die Kita“, erklärt er. Das Ausprobieren sei eine gute Möglichkeit, ein erstes Gefühl für die Räder zu bekommen.

Lastenräder sind schließlich keine kleine Investition, je nach Anbieter und Ausstattung sind Preise über 6000 Euro keine Seltenheit. Günstigere Modelle ab 2000 Euro gibt es aber auch. „Wir wollen den Menschen die Möglichkeiten zeigen, die es jetzt schon gibt“, erklärt Gina Lacroix. Einerseits ist die Bandbreite jetzt schon groß, „aber je größer die Nachfrage, desto mehr bringen die Hersteller Modelle zu niedrigeren Preisen auf den Markt“, so Lacroix.

Für viele ein Problem: Die großen Lastenräder nehmen mehr Platz weg, das macht das Parken schwierig. „Am besten ist eine ebenerdige, gut gesicherte Abstellfläche, am besten auch wettergeschützt“, meint Andreas Lörcher von der Cargobike Roadshow.

Gleichzeitig dürfte es einfacher sein als mit dem Auto, hofft zumindest Svenja Kruse-Glitza. „Jetzt sind die Kinder zwar schon groß, aber ich biete auch Nähkurse an. Mit einem Lastenrad könnte ich einfacher Hausbesuche machen.“ Ob sie dafür das Auto komplett abschafft, weiß sie noch nicht. Aber einen ersten Eindruck hat sie schon einmal erhalten

Simon Höhner von der Verkehrswacht Düsseldorf, die ebenfalls vor Ort war, findet es bemerkenswert, dass sich die Menschen auch ohne Förderung für Lastenräder interessieren. „Das ist ein gutes Zeichen.“ Dennoch müsse noch viel an der Radinfrastruktur gemacht werden.

Ähnlich sehen das auch Kilian Wiesemann und Rolf Ribbert. Beide sind aktive ADFC-Mitglieder, die schon länger aufs Lastenrad setzen. „Wir sind Teil der Gruppe ‚Lastenhelfer‘. Vor Kurzen haben wir etwa bei einer Gemüsefahrt emissionsfrei vom Lammertzhof an die Tafel geliefert“, erzählt Wiesemann.

Zweimal im Jahr fahre eine Gruppe außerdem bis nach Amsterdam. „Bei unseren Schokotouren holen wir Schokolade ab. Der Kakao kommt per Segelschiff nach Amsterdam und wird dort in einer solarbetriebenen Fabrik weiterverarbeitet. Wir bringen ihn dann emissionsfrei zum Handel“,sagt Rolf Ribbert.

Die Möglichkeiten sind vielfältig, das Interesse ist groß – trotz des Skandals um den niederländischen Hersteller Babboe, der Anfang des Jahres eine große Rückruf-Aktion wegen der Gefahr von Rahmenbrüchen hatte.

„Wir werden manchmal darauf angesprochen und einige Menschen dürfte das auch abgehalten haben, hier vorbeizukommen. Aber es hält sich in Grenzen“, erklärt Gina Lacroix.