Studie mit Förderung aus Düsseldorf Kann man schlafend Alzheimer bekämpfen?

Düsseldorf · Tief zu schlafen, unterstütze die Geschirrspülfunktion des Gehirns, sagt eine Forscherin. Wie das im Kampf gegen Alzheimer kämpfen könnte.

Nach einer Nacht mit einer langen Tiefschlafphase fühlen sich viele Menschen fitter, körperlich und geistig.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

(semi) Wer in der Nacht lange tief geschlafen hat, ist am nächsten Tag fitter – körperlich und geistig. Doch könnte Tiefschlaf auch eine entscheidende Rolle im Kampf gegen Alzheimer spielen? Mit dieser Frage hat sich die mehrfach preisgekrönte Demenzforscherin Merle Hönig in einem von der Düsseldorfer Alzheimer Forschung Initiative geförderten Projekt beschäftigt und herausgefunden: Tiefschlaf unterstützt die wichtige Spülmaschinenfunktion des Gehirns.

„Man geht davon aus, dass im gesunden Gehirn während des Schlafs bestimmte Reinigungsprozesse ablaufen, bei denen schädliche Substanzen aus dem zentralen Nervensystem abtransportiert werden – unter anderem auch Amyloid-beta und Tau, Proteine, deren Ansammlungen im Gehirn als eine der möglichen Ursachen für Alzheimer gelten“, sagt Merle Hönig. Bei Menschen mit Alzheimer könnte dieser Reinigungsprozess gestört sein, was zur Anhäufung dieser Proteine und schließlich zum Absterben von Nervenzellen führen könne. Insbesondere die Dauer des Tiefschlafs scheint dabei eine Rolle zu spielen, weshalb vor allem verkürzte Tiefschlafphasen über einen längeren Zeitraum als Risikofaktor für Alzheimer gelten.In einer gemeinsamen Studie der Uniklinik Köln und des Forschungszentrums Jülich hatte Hönig mit ihrem Team den Zusammenhang zwischen Schlafstörungen und Alzheimer untersucht. Um den Zusammenhang zwischen der Dauer des Tiefschlafs und der Ablagerung schädlicher Proteine bei Menschen mit Alzheimer zu erforschen, untersuchte Hönig den Tiefschlaf von Testpersonen im Frühstadium der Alzheimer-Krankheit und verglich die Ergebnisse mit denen einer gesunden Kontrollgruppe. Die Dauer des Tiefschlafs wurde mit elektronischen Stirnbändern überwacht, die eine genaue Aufzeichnung der Schlafphasen ermöglichten. Um die Menge der schädlichen Proteinablagerungen im Gehirn zu bestimmen und über den Untersuchungszeitraum vergleichen zu können, wurde die sogenannte Positronen-Emissions-Tomographie (PET) eingesetzt – ein bildgebendes Verfahren, das die schädlichen Proteine der Alzheimer-Erkrankung sichtbar machen kann. Erste Ergebnisse zeigen nun, dass kürzere Tiefschlafphasen mit einer stärkeren Ablagerung der Proteine Amyloid-beta und Tau einhergehen. Die PET-Scans zeigten einen deutlichen Zusammenhang zwischen verkürztem Tiefschlaf und vermehrten Proteinablagerungen im Gehirn. Zudem wurde beobachtet, dass die an Alzheimer erkrankten Probandinnen und Probanden kürzere Tiefschlafphasen hatten und nachts häufiger aufwachten. Dies könnte die weitere Ablagerung von Amyloid-beta und Tau und damit das Fortschreiten der Erkrankung bei Menschen mit Alzheimer weiter beschleunigen.Die Düsseldorfer AFI hat das Projekt mit 28 500 Euro Fördermitteln unterstützt.