Vom Reisen auf dem Rhein Der Traum von Wasserbussen in Düsseldorf – noch immer möglich?
Düsseldorf · Die lebhafte Debatte um die Kirmesfähre hat eine simple Wahrheit ins Licht gerückt: Die Düsseldorfer reisen gerne auf dem Wasser. Umso verwunderlicher, dass der Traum von den Wasserbussen inzwischen weitgehend vom Tisch ist. Aber ist er das komplett?
Man wird ja noch träumen dürfen, morgens in einer vollen Bahn in die Innenstadt, im Rücken den Rucksack des Stehplatznachbarn. Davon, wie es wäre, wenn man nun stattdessen an Deck eines flotten Boots stehen könnte, den Wind in den Haaren, den Blick auf das vorbeieilende Ufer gerichtet. Der Traum rückte zuletzt wieder in die Aufmerksamkeit, als halb Düsseldorf über den Wegfall der Kirmesfähre debattierte. Natürlich kommt man auch mit der U75 auf die andere Rheinseite, aber die ist dann eben noch ein wenig voller – und es fehlt etwas vom Erlebnis.
Gar so romantisch und eventgetrieben war die Idee der Wasserbusse freilich nicht, die die Düsseldorfer Verwaltung und Politik bis zum vergangenen Jahr immer wieder einmal beschäftigt hat. Es soll schließlich um ein Verkehrsmittel gehen; eines, das einen Teil des großen Pendlerstromes aufs Wasser verlegt, Straße, Schiene und vor allem Brücken entlastet.
Die Hauptfrage der 2021 gestarteten Machbarkeitsstudie lautete: „Funktioniert der Rhein auch als vollwertiger Bestandteil in einem ÖPNV-Netz?“ Düsseldorf wurde darin zusammen mit den Nachbarstädten von Leverkusen bis Duisburg betrachtet, die ebenfalls am Rhein liegen und dabei bei einer regional angelegten Verkehrsplanung wichtige Rollen spielen würden. Ein Blick auf die Karte offenbart allerdings selbst für Unkundige das sichtbarste Problem an der Sache. Denn der Rhein ist hier besonders verschlungen, auf dem Düsseldorfer Abschnitt von Benrath bis Wittlaer reiht sich Schleife an Schleife – sodass es weit unattraktiver wird, die genannte Strecke auf dem Wasser zurückzulegen.
Zu diesem Ergebnis kam dann Ende des vergangenen Jahres auch die genannte Machbarkeitsstudie. Sie hatte drei Varianten untersucht – etwa eine Linie von Leverkusen bis Duisburg mit Haltepunkten an 25 Anlegern, in Düsseldorf, in Kaiserswerth, an der Messe, der Theodor-Heuss-Brücke, in Oberkassel, Altstadt, Landtag, Volmerswerth und Benrath. Fahrzeit: alle 30 Minuten. Als weitere Varianten waren ein Streckenabschnitt mit einer Schnelllinie in Kombination mit Zubringern sowie nur das kurze Stück zwischen Stürzelberg, Benrath und Zons untersucht worden. Die Idee war, das neue Angebot in das bestehende Liniennetz zu integrieren, samt der bestehenden Tarifstrukturen.
Laut Studie würden zuwenig Pendler das Angebot nutzen
Um es kurz zu sagen: Die Studie zeigte, dass zu wenige Pendler das neue Angebot nutzen würden, die Reisezeiten zu lang wären und vor allem die Kosten-Nutzen-Rechnung nicht aufginge, weil noch Schiffe und neue Anleger gebraucht würden. Da war man schnell bei dreistelligen höheren Millionenbeträgen, jüngste Kostensteigerungen noch nicht eingerechnet.
Indes waren andere Punkte bei der Studie noch gar nicht berücksichtigt, worauf etwa Bezirkspolitiker Rolf Tups (CDU) hinweist. Der Fraktionschef ist ein bekennender Fan der Wasserbus-Idee und mag noch nicht dauerhaft davon lassen: „Natürlich kann man die Ergebnisse der Studie nicht ignorieren, aber mir wäre es wichtig, dass man für die Idee offen bleibt und Entwicklungen berücksichtigt“, sagt er. „Als die Studie in Auftrag gegeben wurde, war beispielsweise der schlimme Zustand unserer Brücken noch nicht so deutlich wie jetzt“, sagt er. Zudem habe sich die massive Belastung durch den Schwerlastverkehr noch einmal deutlich verstärkt. Argumente also, die Wasserbus-Idee noch nicht in die unterste Schublade zu verbannen. Tups weist zudem darauf hin, dass es Abschnitte gibt, die weniger schnörkelig verlaufen, etwa von der Messe in Richtung Duisburg.
In mancher anderen Stadt sind Wasserbusse ein zentraler Bestandteil des Nahverkehrs. In Rotterdam kann man mit ihnen weite Strecken über die Maas zurücklegen. Ich habe das Angebot zuletzt in Antwerpen erlebt, wo Wasserbusse auf der Schelde von frühmorgens bis spätabends fahren und täglich viele hundert Pendler mit den Booten in die Innenstadt oder von dort in die äußeren Bezirke reisen. Sie sind damit deutlich schneller als Busse auf den gleichen Strecken. Die flotte Fahrt mit rund 40 km/h macht übrigens auch als Tourist Spaß, man wird aber darauf hingewiesen, dass Pendler bei einem vollen Boot den Vorrang haben.