Düsseldorf 4073 Erstis: Die Uni startet wieder
Viele haben eine Aufgabe bereits vor dem Semester gelöst: eine Wohnung zu finden.
Düsseldorf. Thomas (17) wirkt noch etwas verloren auf dem Uni-Campus. „Seid ihr auch wegen Anglistik hier?“, fragt er zwei Mädchen, die sich vor der Bibliothek postiert haben und ebenso unsicher wie kontaktfreudig sind. Thomas ist einer von 4073 Studenten, die in diesem Wintersemester ihr erstes Studium begonnen haben. Derzeit läuft die Einführungswoche, bevor am Montag das Semester für alle startet. Schnell haben sich die „Erstis“ in kleinen Gruppen zusammengefunden, quatschen über die Herausforderung und über eine Hürde, die viele bereits vor dem Semesterstart genommen haben: eine bezahlbare Wohnung zu finden.
Julia Riensche hat Glück gehabt: Die 19-Jährige aus Bingen hat einen von rund 4000 Wohnheimplätzen des Studierendenwerks ergattert. „Die Anlage ist direkt an der Uni, recht neu, und die Zimmer sind ziemlich modern“, sagt die Erstsemesterin. Für 18 Quadratmeter zahlt sie 315 Euro inklusive Nebenkosten. „Nur W-Lan und GEZ muss ich noch selbst zahlen. Das ist echt in Ordnung“, sagt sie. Schon Ende Juli hatte sie sich um den Platz im Wohnheim gekümmert. Ihre Neu-Kommilitonin Helena Wagner (19) bewarb sich erst im August um den Wohnheimplatz. Mit Erfolg: „Ich hatte Glück, dass offensichtlich ein anderer Bewerber abgesprungen war“, sagt sie. Nun steht ihrem BWL-Studium nichts mehr im Wege.
So reibungslos wie bei den beiden Studienanfängerinnen läuft es nicht bei allen. Günstige Wohnungen sind gerade zum Start des Wintersemesters rar in Düsseldorf. Die rund 4000 Plätze in den Wohnheimen des Studierendenwerks sind längst ausgebucht. Sprecherin Kerstin Münzer sagt: „Unsere Wohnplätze sind sehr begehrt, weil das Preis-Leistungsverhältnis einfach stimmt.“ In den vorigen Jahren habe man auf die große Nachfrage der Studenten nach bezahlbarem Wohnraum reagiert und nachgelegt: 2007 bot das Studierendenwerk noch 2900 Plätze an, in diesem Wintersemester sind es 4000. Kerstin Münzer glaubt, dass sich die Lage auf dem Wohnungsmarkt vielleicht auch deshalb beruhigt hat. „Ich habe den Eindruck, dass es in Düsseldorf nicht so dramatisch um den Wohnraum für Studenten bestellt ist wie in anderen Städten wie Köln oder Münster“, sagt sie.
Viele Studenten widersprechen: „Meine Wohnungssuche war die reinste Tortur“, sagt Charlotte Wegmann. Die 20-Jährige aus Ennepetal wollte nicht pendeln, fand keinen Platz im Wohnheim und suchte deshalb im Internet nach einer Wohnung. „Ich habe mir zig Wohnungen angesehen, alle waren überteuert. 20 Quadratmeter kosteten locker 450 Euro Kaltmiete. Dennoch hatte ich bei jeder Wohnung an die 30 Mitbewerber“, sagt sie. Schließlich versuchte sie ihr Glück über ein Internetportal, auf dem Privatpersonen Nachmieter suchen. „Jetzt habe ich in Holthausen eine 36 Quadratmeter große Wohnung, die 350 Euro Warmmiete kostet“, sagt sie.
Für Studenten, die keine Wohnung gefunden haben, bieten der Asta Notschlafplätze im Keller der Wohnheime an. Er sieht nach wie vor ein Problem bei der Suche nach bezahlbarem Wohnraum und versucht, die Studenten mit diesem Angebot zu unterstützen. Ein Monat kostet in den Gruppenunterkünften mit Gemeinschaftsküche und Duschmöglichkeiten 30 Euro. Laut Asta sind die Plätze nach wie vor regelmäßig belegt.
Thomas will das Angebot erstmal nicht in Anspruch nehmen. Er bleibt bei seinen Eltern in Gevelsberg wohnen. „Für die erste Zeit finde ich das Pendeln völlig in Ordnung“, sagt er. So wie er machen es offenbar viele. „Ein Großteil unserer Studenten kommt aus Düsseldorf und der direkten Umgebung“, sagt Uni-Sprecher Julius Kohl. Was wohl mit ein Grund dafür sein könnte, dass die Lage auf dem Wohnungsmarkt nicht eskaliert.