8000 Demonstranten legen City lahm
Telekom-Mitarbeiter aus mehreren Bundesländern zogen durch Düsseldorf. Vor allem der Nahverkehr war beeinträchtigt.
Düsseldorf. Es ist 11.45 Uhr, als am Dienstag Motorradpolizisten mit Blaulicht die Kreuzungen am Graf-Adolf-Platz besetzen. Um 12 Uhr erreicht die Spitze des Demonstrationszuges das Hochhaus Gap 15. Rund 8000 Mitglieder der Gewerkschaft Verdi ziehen vom Landtag Richtung Hauptbahnhof, um im Tarifstreit mit der Telekom Druck zu machen.
Sie legen den Straßenbahnverkehr durch die Innenstadt zeitweise lahm. Die Bühne für die Kundgebung steht auf der Karlstraße, die wichtige Verkehrsachse in die City muss fast den kompletten Tag gesperrt bleiben.
Immerhin: Entgegen der Ankündigung gelingt es der Polizei, die Karlstraße in Richtung Worringer Platz bis 11 Uhr freizuhalten. Erst danach geht zwischen Immermannstraße und Stresemannplatz nichts mehr — bis zum späten Nachmittag. Die übrigen Sperrungen werden so kurzzeitig wie möglich eingerichtet. „Die Verkehrsstörungen haben den erwarteten Rahmen nicht erreicht“, berichtet Polizeisprecher Jochen Schütt. „Die Veröffentlichungen haben wohl Wirkung gezeigt.“ Viele Pendler umfahren die City offenbar oder steigen auf die U-Bahn um.
Delfin Wasilba hingegen, der mit dem Lieferwagen eines Getränkemarktes unterwegs ist, wird von dem Protestzug überrascht. An der Kreuzung Kasernenstraße/Graf-Adolf-Platz steckt er um kurz nach zwölf fest. „Ich habe jede Menge Termine, die gehen jetzt den Bach runter“, schimpft er. Aber gute 20 Minuten später rollt der Verkehr rund um das Gap 15 wieder — direkt hinter dem Ende des Demo-Zuges, der sich in die Kö schlängelt.
Auch die Sperrungen an der Oststraße und Berliner Allee werden rasch wieder aufgehoben. Lange Staus gibt es dennoch auf der Graf-Adolf-Straße in Richtung Hauptbahnhof, wo der Verkehr nur noch über die Mintrop- und Scheurenstraße abfließen kann.
Weitaus gravierender indes sind die Auswirkungen auf den Nahverkehr. „Wir waren arg betroffen. Es hat viel länger gedauert als geplant“, sagt Rheinbahnsprecherin Heike Schuster am Nachmittag. Die Stationen der Busse, die sonst über die Karlstraße fahren, müssen ohnehin ganztägig verlegt werden.
Bereits um 11.40 Uhr muss die Leitstelle aber auch den Straßenbahnverkehr am Graf-Adolf-Platz einstellen — und somit viele Verbindungen vom Süden in die Innenstadt kappen. Und: Einige Linien fahren erst um 13.30 Uhr — also nach fast zwei Stunden — wieder auf ihren gewohnten Routen.
Das erwischt etwa Faramarsz Shnaz (62), der mittags an der Friedrichstraße auf die Bahn wartet, kalt. „Ich muss zu einem Zahnarzttermin im Zooviertel. Ich habe keine Wahl: Ich muss warten.“ Laufen hingegen kann Heinrich Janning (74), der es bis zum Carsch-Haus nicht weit hat. „Ich habe Verständnis für die Demonstranten.“
Für Verwirrung sorgt bei einem 66-jährigen Düsseldorfer, dass auf der Anzeigetafel zwar auf mögliche Umleitungen hingewiesen wird. Darüber sind aber wie gewohnt die Linien sowie die Minuten bis zu ihrer angeblichen Ankunft angeschlagen. „Die Linien alle zu sperren, ist sehr aufwändig“, erklärt Rheinbahnsprecherin Schuster. Man arbeite aber an einem Programm, um in Zukunft auch die Umleitungen der Bahnen ins System einzuspeisen.
Und umgeleitet werden die Bahnen auch noch einmal am Nachmittag, als die Demonstranten zurück zu ihren Bussen am Rhein strömen — zwischen 14.15 und 15.15 Uhr. Aufsehen zu erregen, ist der Gewerkschaft Verdi gelungen. Dass dies aber auch etwas bringt, bezweifelt Anja Dresen, die in Düsseldorf für die Telekom arbeitet. „Ob hier zehn oder 10 000 Leute stehen, interessiert die da oben doch nicht. Wir stören hier ja vor allem die kleinen Leute. Aber man darf nichts unversucht lassen . . .“