89-Jähriger Flatrate angedreht
Ein Callcenter hat angeblich mit Anneliese Müller einen Vertrag abgeschlossen. Die wusste davon nichts.
Düsseldorf. Wer ärgert sich nicht über die Anrufe von Callcentern, die einem eine neue Telefon-Flatrate, Kabelanschluss oder wer weiß was andrehen möchten? Besonders ärgerlich ist es, wenn bei der sogenannten Kalt-Akquise am Telefon alten Menschen etwas aufgeschwatzt wird, was die weder wollen, noch brauchen.
Zum Beispiel Anneliese Müller. Die Oberbilkerin wird im Herbst 90 Jahre alt und ist seit Jahren Kundin der Telekom. Jetzt bekam sie eine Auftragsbestätigung vom 5. Juni ins Haus, wonach sie ihren Vertrag mit T-Home anpassen ließ, von T-Net zu Call Basic/ Standard.
Doch Anneliese Müller weiß nichts davon. Ihr Sohn Lutz Ternes glaubt, dass das stimmt. "Denn am Tage der angeblichen Auftragserteilung musste meine Mutter mit Verdacht auf Oberschenkelhalsbruch ins Krankenhaus. Zum Glück bestätigte sich das nicht, am Nachmittag war sie wieder zu Hause, aber allein durch die Schmerzmittel ans Bett gebunden. Sie konnte unmöglich telefonieren."
Auch bei den vielen Anrufen zuvor habe Anneliese Müller Offerten immer abgelehnt. Also rief Lutz Ternes den Kundenservice der Telekom an und bat um sofortige Stornierung des Auftrags, da der ohne Einwilligung seiner Mutter zustande gekommen sei.
Doch so leicht, wie man Verträge mit der Telekom (am Telefon) abschließt, kann man sie nicht kündigen: "Ich müsse eine schriftliche Kündigung einreichen", gibt Ternes sein Gespräch mit dem Kundenservice wieder. "Das stimmt", bestätigt TelekomSprecher George-Stephen McKinney, "und muss auch so sein.
Die Schriftform dient vor allem dem Schutz der Kunden, sonst könnte jeder Jux-Anrufer einem das Telefon abbestellen." Auf den Brief von Ternes reagierte der Telekommunikationsriese dann aber prompt: "Wir haben Frau Müller einen Brief geschrieben, uns entschuldigt und den neuen Vertrag sofort storniert", sagt McKinney.
Auch wenn die Telekom in diesem Fall den Ärger letztlich rasch aus der Welt schaffte, ärgert sich die Verbraucherzentrale NRW schon lange über Telefonwerbung: "Wir hatten mehr als 40.000 Beschwerden über untergeschobene Verträge allein im vorigen Jahr", sagt Vorstand Klaus Müller.
Er rät allen Betroffenen, Angebote kurz und knapp, aber unmissverständlich abzulehnen. Müller: "Leider hat der Bundestag jüngst eine Kernforderung von uns nicht berücksichtigt - das nämlich jeder Vertragsabschluss vom Kunden schriftlich bestätigt werden muss."