Streit um Kündigung: Das Apollo soll ausziehen

Vorwurf des Eigentümers: Das Varieté ist nicht in Schuss. Der reguläre Mietvertrag endet am 31. Dezember des Jahres 2012.

Düsseldorf. "Das Varieté ist der kleinere und feinere Bruder des Zirkus’", lautet einer der Lieblingssätze von Bernhard Paul. Das Haus der Akrobaten, Jongleure und Gaukler ist vielleicht auch a bisserl schlampig. Sagt jedenfalls der Eigentümer des Komplexes unter der Rheinkniebrücke - und hat dem Apollo nach langem Streit die außerordentliche Kündigung geschickt.

Bis 31. Dezember 2009 sollen die Artisten den Bau unter der Rheinkniebrücke geräumt haben. Dagegen wehrten sich die Apollo-Betreiber am Freitag vor Gericht. Sie klagen gegen die Kündigung durch die Eigentümergesellschaft, die Grundstücksgemeinschaft Düsseldorf GbR, und pochen auf den Mietvertrag, der bis Ende 2012 läuft.

Die beiden Parteien stehen sich schon zum wiederholten Mal vor Gericht gegenüber. Immer wieder ließen sie ihre Querelen vom Richter lösen. Meist drehte es sich um ein Grundproblem, das Richter Joachim Matz für das aktuelle Verfahren so zusammenfasst: "Der Vermieter wirft dem Apollo vor, dass es das Objekt vergammeln lässt."

Unstrittig ist: Das Apollo als Mieter ist für den Unterhalt des Gebäudes verantwortlich. Seit 2005 hält ein externer Dienstleister das Varieté in Schuss. Unstrittig ist auch, dass das Haus marode ist und die Sanierung 300.000 Euro kosten würde.

Eine konkrete Mängelliste wurde am Freitag nicht verlesen. Ebensowenig wurde ein konkreter Anlass für die außerordentliche Kündigung vom 21. Oktober genannt. Auf diese Art kann der Vermieter nur kündigen, wenn er eine akute Bedrohung für seine Immobilie sieht. Richter Matz sagte: "Ich sehe nicht, durch was sich diese Sorge ums Eigentum im Oktober 2008 verdichtet haben könnte." Wohl am 4.September will er sein Urteil verkünden.

Für Roncalli-Chef Bernhard Paul ist der Fall klar: "Wir haben uns nichts zu Schulden kommen lassen. Wir haben die Küche auf eigene Kosten renoviert und sogar die Klimaanlage selbst bezahlt." Das sei eigentlich Aufgabe des Vermieters gewesen, meint der Österreicher.

Düsseldorf hat sehr für das Apollo-Varieté gekämpft. Als die WZ 1996 das Geheimnis exklusiv mit allen Details lüftete, befürchtete der damalige Stadtdirektor Jörg Bickenbach Abwerbeversuche aus Köln. Sparkassenchef Hans Schwarz, aus Münster gekommen, besorgte als Investor die Münsteraner AFG Immobilien- und Finanzierungsberatung, die einen kleinen Kreis vermögender Privatleute für das Projekt gewinnen konnte. Ein kompletter Weiterverkauf scheiterte später, lediglich eine Vermögensverwaltung stieg ein. Gemeinsam wurde daraufhin die Grundstücksgemeinschaft gegründet.