Düsseldorf 90 Millionen Euro ergaunert? Prozess ohne Boss

Verfahren gegen Jürgen-Adolf Schlögel wurde eingestellt. Strohmann und Steuerberater vor Gericht.

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In Leipzig sorgt Jürgen—Adolf Schlögel seit Jahren für Schlagzeilen. Mit seiner Immobiliengesellschaft Leipzig-West soll der 52-Jährige dort 38 000 Anleger um rund 339 Millionen Euro betrogen haben. Eigentlich sollte der Kaufmann seit Dienstag auf der Anklagebank des Düsseldorfer Landgerichtes sitzen. Denn auch hier hat Schlögel angeblich 9000 Kunden über den Leisten gezogen. Schaden: rund 90 Millionen Euro. Doch der Platz des Finanz-Jongleurs blieb leer. Das Verfahren wurde eingestellt, weil er aus gesundheitlichen Gründen nicht verhandlungsfähig ist. Stattdessen müssen sich nur ein mutmaßlicher Strohmann und sein Steuerberater wegen Betruges verantworten.

Weil es in Leipzig so gut lief, soll Schlögel auf die Idee gekommen sein, auch in Düsseldorf eine Kapitalgesellschaft zu gründen. Für die „DM Beteiligungen AG“ wurden Flyer und Werbebroschüren gedruckt, die Verzinsungen zwischen 5,5 und sieben Prozent versprachen. Doch tatsächlich wurden die Anleger mit gefälschten Bilanzen getäuscht. Außerdem wurde mit einem hohen Eigenkapital geworben, das tatsächlich gar nicht vorhanden war.

Zunächst wurden auch einige Einlagen zurückgezahlt. Doch im September 2006 war das Unternehmen zahlungsunfähig und musste Insolvenz anmelden. 90 Millionen Euro sind verschwunden. Einen Großteil davon soll Schlögel für seinen aufwändigen Lebensstil ausgegeben haben.

Bereits seit Jahren wird in Leipzig gegen ihn verhandelt. Dort hat der 52-Jährige eine mehrjährige Haftstrafe zu erwarten. Zurzeit wird geprüft, ob Schlögel zumindest eingeschränkt verhandlungsfähig ist.

Ein 55-jähriger Kaufmann soll als Strohmann Geschäftsführer der Düsseldorfer Firma gewesen sein. Der 52 Jahre alte Steuerberater soll die Bilanzen erstellt haben. Beide haben am Dienstag angekündigt, dass sie am 4. Oktober auch zur Sache Aussagen machen werden.