Düsseldorf Aaper Wald: Eine Schneise bleibt
Wenn die Sanierung der Gasleitung im Aaper Wald fertig ist, darf auf einem 5,70 Meter breiten Streifen kein Baum mehr stehen.
Düsseldorf. Die Diskussion um die 650 Bäume, die im Aaper Wald für die Erneuerung einer Erdgasleitung gefällt werden müssen, entwickelt sich zu einem Politikum. Thyssen-Gas und Open Grid Europe (OGE), sind für die Sanierung der gesamten Niederrheinleitung zwischen Duisburg und Köln verantwortlich. Die wichtigsten Fakten im Überblick.
Darum geht es: Die Leitung stammt aus dem Jahr 1930 und wird abschnittweise erneuert, weil es Korrosionsschäden gibt und die Muffenverbindungen zwischen den Rohren undicht zu werden drohen. Der Vertrag mit der Stadt wurde 1966 verlängert. Eigner der Rohre und der Rechte ist die OGE, der Aaper Wald gehört der Stadt. Bisher wurden im Düsseldorfer Bereich schon drei Sanierungen durchgeführt, ohne dass es Ärger gab. In Eller ging es 2010 um Leitungen von 1,7 Kilometern Länge, in Duisburg-Entenfang 2011 um 780 Meter und 2013/2014 in Grafenberg 1,6 Kilometer.
Da die Rohre auf der gleichen Trasse nur ausgetauscht werden, ist kein Planfeststellungsverfahren notwendig. Bei einer Reparatur der Bestandsleitung ist daher auch keine Öffentlichkeitsbeteiligung erforderlich. Peter Ehlen, Sprecher der OGE, erklärt: „Die Genehmigung erfolgt nicht über die Politik, sondern die Bauverwaltung. Die Politiker haben daher auch kein Vetorecht. Wir haben die Informationen lediglich auf Wunsch der Stadt gegeben, aber eben nur als Information.“
Das letzte Teilstück im Düsseldorfer Stadtwald verläuft entlang des Weges „Aaper Schneise“ zwischen der Fahneburgstraße und der Straße Am Bauenhaus. Dort muss eine über 14 Meter breite Baustraße angelegt werden, da Schwerlastverkehr für die Anlieferung der Rohre und für die Abfuhr von Mutterboden möglich sein muss. Der Aushub wird an drei Flächen außerhalb der Baustelle zwischengelagert, da eine Lagerung vor Ort die Bautrasse auf 22,5 Meter verbreitern würde.
Vorgesehen ist die Erneuerung der Leitungsrohre in einer Länge von jeweils zwölf Metern. Die Altrohre werden entsorgt, die neuen Rohre verschweißt und gegen Korrosion geschützt. Sie liegen vollständig unter dem Wanderweg. Anschließend wird aufgeforstet. Allerdings ist inzwischen ein freier Schutzstreifen von 5,70 Metern gesetzlich vorgeschrieben. Würden die Bäume zu nahe an der Leitung stehen und bei Sturm umfallen, bestünde nach Auskunft von Peter Ehlen die Gefahr, dass die Wurzeln die Rohre mitreißen.
Bei der Aufforstung wird auf heimischen Bestand geachtet, auch die Unterpflanzung erfolgt ausschließlich mit heimischen Baumarten. Zusätzlich wird eine 1,5 Hektar große Fläche auf dem ehemaligen Truppenübungsgelände Grütersaap am Aaper Wald gepflanzt.
Der Landschaftsbeirat hat sich am 9. September sehr ausführlich mit der Aaper Schneise befasst und bei nur einer Gegenstimme die Sanierung akzeptiert. Hierzu erklärt der Vorsitzende Gerd Spiecker: „Der Sanierungsplan war für uns sehr überzeugend, es gibt praktisch keine Alternative. Die Versorgung mit Gas wiegt schwer. Die Trasse muss sowieso freigehalten werden.“ Spiecker betont sogar: „Wenn der Betreiber der Leitung in früheren Jahren sehr sorgfältig betreut hätte, stünden jetzt keine Bäume auf der Leitung. Die Trasse muss sowieso von Bäumen frei bleiben.“
Zu den Rechten des Betreibers meint Spiecker: „Das ist eine Dienstbarkeit, die im Grundbuch eingetragen ist. Die Firma hat das Recht, Sanierungsarbeiten an ihrer Leitung durchzuführen.“
Am 23. September wurde die Planung den Rather Stadtteilpolitikern vorgestellt, die Vorlage wurde praktisch durchgewunken. Die CDU machte noch keinen Aufstand. Sie wollte nur wissen, ob es eine schonendere Variante gibt, was verneint wurde. Und die Grünen fanden es zwar schade, dass die Bäume abgeholzt werden, aber die Wiederaufforstung sei erfreulich. Ohne weitere Kommentare nahm die Politik das Projekt zur Kenntnis.
Am 28. September tagte der Ordnungs- und Verkehrsausschuss. CDU-Fraktionssprecher Rüdiger Gutt machte aus dem Thema ein Politikum. Der neue Tenor: „Die CDU-Ratsfraktion hat kein Verständnis für die geplante Fällung von 650 Bäumen.“ Hier deutete sich der Protest an, der in der Sitzung des Umweltausschusses am 1. Oktober zu einer emotionalen Debatte führte.
Auf Bitten aller Politiker soll die Verwaltung nun den Vertrag von 1966 prüfen, Aussagen zu den Alternativen bringen, das Tüv-Gutachten vorlegen und rechtliche Fragen noch einmal juristisch prüfen lassen.