Düsseldorf Der Kürbis und die Stadt am Rhein
Er ist ein Symbol für den Herbststart — aber er hasst die Kälte. Wie wir Rheinländer. Die WZ hat dem Kürbis nachgespürt.
Düsseldorf. Es ist ein gelebtes Klischee wie kaum ein anderes: Die Temperaturen fallen — und schwupps wird Düsseldorf orange. Von Esstischen, Fensterbänken, aus Türeingängen und Blumenläden starren sie einem entgegen — oft buchstäblich, weil mit eingeschnitztem Grinsen: die Kürbisse. Kaum etwas steht so symbolhaft für den Herbstbeginn. Dabei ist das Gemüse selbst sogar ein ausgemachter Kältehasser. Die WZ ist dem Kürbis mal auf die Pelle gerückt und hat geschaut, was ihn mit Düsseldorf verbindet.
Zum Beispiel, dass er hier wächst. Bei Hans Peter van der Wingen an der Fährstraße türmen sich in einer Halle blaue Kunststoffkisten mit Kürbissen, und noch immer sind viele seiner Felder Orange in Orange. Eine beachtliche Ranke schießt aber auch aus dem Kompost. „Der Kürbis ist eine ziemlich anspruchslose Kultur“, erklärt Van der Wingen. Er gedeiht gut im Mist. Man könnte ihn auch genügsam nennen. Irgendwie ein echter Rheinländer eben.
Im Mai und Juni setzt der 48-jährige Landwirt die zarten Kürbispflänzchen in die Erde — früher geht es eben nicht. „Sie sind ganz frostempfindlich“, erklärt Van der Wingen. Tatsächlich sehen die ersten Blätter vom Raureif gestern Morgen schon ganz angefressen aus, von nun an werden sich die Kürbisse weigern, weiter zu wachsen. Jetzt wird im Akkord geerntet — aber immer nur für einige Stunden; immerhin hängen an den einst zarten Pflänzchen jetzt dicke Dinger von fünf Kilo. Alle müssen von Hand abgeschnitten und vom Feld geschleppt werden.
Um dann die Stadt zu erobern. Van der Wingens Ernte geht zum Großmarkt, in Discounter — aber auch auf den Carlsplatz. Dort verkauft etwa Thomas Wollziefer am Stand von Schier die Kürbisse. Und macht Appetit. „Hokkaido wird schön sämig, super für eine Suppe. Muskatkürbis kann man toll mit Krabben und Zwiebeln anbraten, bisschen Sahne dazu und über Nudeln — hmmm.“ Der Butternusskürbis daneben ist etwas härter; die etwa einen halben Meter langen Champagnerkürbisse, die scheibchenweise verkauft werden, sind sehr aromatisch. Kürbisse kann man bei Schier eigentlich das ganze Jahr über kaufen. Wollziefer: „Aber dann kommt der Hokkaido eben aus Japan und kostet acht Euro.“
Jetzt indes gibt es am Blumenstand von Arno Lichterveld wenige Meter weiter die kleinsten Kürbisse schon für 40 Cent. Aber nur Zierkürbisse. Zwar kann man laut Landwirt Van der Wingen im Prinzip jeden Kürbis essen, der gelb und nicht weiß blüht. „Aber da sitzt ein bisschen wenig Fleisch dran“, sagt Lichterveld. Er selbst hat Kürbisse als Deko auf dem Wohnzimmertisch. Sein Tipp: „Man muss sie unten anstechen, damit Feuchtigkeit austropfen kann.“ Auch Hokkaido und Co. können bei richtiger Lagerung übrigens bis in den Dezember durchhalten, sagt Landwirt Van der Wingen. Drinnen, schön trocken, nicht zu kühl. Ja, echte Rheinländer eben.