Abwasserkanäle in der Altstadt bekommen neues Innenleben
Sanierung: Zwischen Marktplatz und Burgplatz werden defekte Rohre mit Kunststoff versiegelt.
Düsseldorf. Die Kanäle in der Altstadt sind zwischen 80 und 100 Jahre alt. Einige Röhren sind stark beschädigt, haben Risse, müssen dringend erneuert werden. Seit Mittwoch saniert der Stadtentwässerungsbetrieb das 140 Meter lange Abwasserrohr zwischen Marktplatz und Burgplatz - allerdings ohne dafür die Straßenfläche völlig aufzureißen. "Der Kanal wird nicht komplett erneuert, sondern bekommt nur ein neues Innenleben", sagt Claus Henning Rolfs, Technischer Leiter des Stadtentwässerungsbetriebes. Die Kanalarbeiter setzen auf ein modernes Verfahren, bei dem die defekten Kanalwände mit Kunststoff ausgekleidet werden.
Das Prinzip: Der so genannte Inliner, ein mit flüssigem Kunstharz getränkter Nadelfilzschlauch, wird durch den Schacht in das Altrohr eingezogen. So wie man per Hand einen umgestülpten Socken wieder auf rechts dreht, schieben Wassermassen das zugeknotete Schlauchende vom Schacht bis zum Ende der Röhre. Integrierte Heizstäbe erwärmen das Wasser bis zu 90 Grad - die Harzschicht härtet aus. Anschließend schneidet ein per Fernbedienung gesteuerter Roboter den Knoten ab. Das Abwasserrohr ist wieder frei und vor allem dicht. Die rund 50 Hausanschlüsse fräst der Roboter dann wieder auf.
Nach 24 Stunden, also Mittwochabend, ist die Kanal-Kosmetik laut Bauleiter Andreas Schneider abgeschlossen: "Wir haben die Anwohner gebeten, bis dahin mit ihrem Wasser sparsam zu sein. Bei Problemen können sie uns anrufen, wir haben eine Nummer verteilt." Das gelte auch für die Gastronomen. "Wenn das Wasser beim Spülen nicht mehr abläuft, pumpen wir vor Ort ab." Es seien Kanalarbeiter vor Ort.
Bundesweit wird die Inliner-Methode seit zehn Jahren praktiziert. "Die Qualität des Verfahrens ist enorm gestiegen", sagt Rolfs, der die Schnelligkeit, den geringen Lärm und die niedrigen Kosten betont. "Ein Kanalneubau schluckt pro Meter rund 10000Euro. Hier kostet der Meter nur 400 Euro." Dass der Inliner mit rund 50 Jahren nur halb so alt wird wie eine neue Röhre, falle daher kaum ins Gewicht.
Allerdings eignet sich die Schlauch-Methode nicht für jeden Kanal. "Wenn das Altrohr deformiert ist, können wir den Inliner nicht verwenden", sagt Rolfs. Für die sanierungsbedürftigen Kanäle im Bereich Markplatz, Burgplatz, Zollstraße und Kapuzinergasse gelte das aber nicht. Bis 29. Oktober möchte der Betrieb dort weitere Kanäle mit einer Gesamtlänge von 252 Meter versiegeln. Die Gesamtkosten sollen bei 166000 Euro liegen.