Ärztemangel im Gesundheitsamt: Leistungen werden gekürzt

Zehn Mediziner fehlen. Dass alle Stellen wieder besetzt werden, ist unwahrscheinlich, räumt Stadtdirektor Abrahams ein.

Düsseldorf. Die negativen Nachrichten rund um die Personalsituation im Gesundheitsamt reißen nicht ab. Letzte Woche im Ausschuss für Gesundheit und Soziales wurde bekannt, dass 40 Stellen im Amt unbesetzt seien. Nun liegen der WZ neue Fakten vor. Demnach herrscht im Gesundheitsamt ein echter Ärztemangel.

Fast zehn volle Mediziner-Stellen sind nicht besetzt. Dazu kommen etwa neun vakante Stellen für Sozialpädagogen. Hintergrund ist neben unattraktiver Tarife für Mediziner im öffentlichen Dienst — sie verdienen seit einigen Jahren dort weniger als in einem Krankenhaus — auch das Spardiktat der Stadt: zwölf Millionen Euro sollen im Personaletat eingespart werden.

Mit Neueinstellungen zögert die Verwaltung deswegen. Das trifft auch das Gesundheitsamt.

Zudem laufen derzeit im Gesundheitsamt Untersuchungen zum Überstunden-Skandal um den beurlaubten Amtsleiter Heiko Schneitler. Solange die nicht abgeschlossen sind, wird nicht neu eingestellt, heißt es aus dem Rathaus.

„Wir untersuchen die Organisationsform des Gesundheitsamtes insgesamt und treffen danach die Entscheidungen für Stellenneubesetzungen“, sagt Stadtdirektor Abrahams, der den nach Neuss versetzten Gesundheitsdezernenten Wilfried Kruse vertritt. Dabei habe man aber die Gegebenheiten des Arbeitsmarktes zu berücksichtigen.

Im Klartext heißt das: Einige Stellen werden nicht neu besetzt. Freiwillige Leistungen, die das Gesundheitsamt bisher erbracht hat, fallen weg oder werden zumindest gekürzt. Dazu gehören wohl vor allem sozialpsychiatrische Betreuungsleistungen.

Zwar betont die Stadtverwaltung, dass das Amt nach wie vor handlungsfähig sei, doch an manchen Stellen ist die Personalknappheit akut.

Eine davon ist nach WZ-Informationen der Bereich der Methadon-Vergabe für Schwer-Drogenabhängige. Dort arbeiten derzeit nur drei Mediziner, sieben würden eigentlich gebraucht. Durch das Fehlen von Sozialpädagogen leidet auch die psychosoziale Betreuung der Süchtigen.

Was bei der aktuellen Arbeit mit Drogensüchtigen schon Schwierigkeiten macht, könnte für die seit zwei Jahren beschlossene aber noch nicht umgesetzte Heroinambulanz zur existenziellen Bedrohung werden. Denn eine solche Einrichtung, die Abhängige von der Beschaffungskriminalität fernhalten soll, muss rund um die Uhr mit einem Arzt besetzt sein. Dazu bräuchte man allein vier neue Mediziner.