Air-Berlin-Lücke soll bis Ende des Jahres gefüllt sein
Ein halbes Dutzend Fluglinien wächst in Düsseldorf, eine von ihnen wird am Ende 40 Prozent Marktanteil haben.
Die Düsseldorfer müssen sich nicht mehr fragen, ob sie dieses Jahr vom hiesigen Flughafen in den Urlaub kommen, sondern nur noch, wer sie bringt. Die Lücke, die nach dem Aus der Air-Berlin entstanden ist, schließen im wesentlichen sechs Fluglinien. Aktuell werden noch die Slots vergeben, Ende Januar sollten die Angebote für den Sommer stehen. „Alle Verbindungen, die mit dem Air-Berlin-Marktaustritt weggefallen sind, werden innerhalb eines Jahres wieder von Düsseldorf aus angeflogen“, sagt Flughafen-Chef Thomas Schnalke.
Der Airport hatte im vergangenen Jahr trotz des Aus einen Passagierrekord verbucht und kann auch für 2018 mit hohen Werten rechnen: Die Nachfrage nach Start- und Landefenstern ist laut Flughafen höher denn je. Das Unternehmen rechnet damit, dass im Sommer erstmals an 50 Tagen jeder verfügbare Slot von einer Airline genutzt wird.
Eurowings wird im veränderten Bild die mit Abstand stärkste Rolle spielen. Mit Blick auf die Passagiere wird die Low-Cost-Airline der Lufthansa-Gruppe 40 und mehr Prozent Marktanteil am Standort haben. Zum Vergleich: Der Anteil von Air-Berlin lag um 30 Prozent.
Eurowings hat im Herbst mehrere Transatlantik-Strecken (Kuba, Mexiko, Dominikanische Republik) übernommen. 2018 soll hier ein Langstrecken-Drehkreuz entstehen (zum Beispiel mit USA-Zielen) und mehrere neue Langstrecken-Maschinen sollen fest stationiert werden.
Auch Condor, Tuifly und Germania wachsen in der NRW-Landeshauptstadt. Condor hatte im Herbst nach 14 Jahren wieder die Langstrecke ab Düsseldorf aufgenommen, etwa nach Mexiko und Barbados — überwiegend für Kreuzfahrt-Passagiere, ergänzt um freie Platz-Kontingente. Hinzu kamen 70 Flüge nach der Insolvenz von Niki. In diesem Jahr erweitert Condor ihr Streckennetz ab Düsseldorf um weitere Ziele, etwa in Italien, Griechenland, Kroatien, Bulgarien und Ägypten.
Tuifly wird im Vergleich der Sommer 2017 und 2018 voraussichtlich 28 Frequenzen mehr anbieten (insgesamt 83). Neu hinzu kommen Madeira, Tunesien und Ägypten, erweiterte Angebote gibt es unter anderem für die Kanaren und die Balearen.
Germania hat im Herbst La Palma hinzugenommen, in diesem Jahr bietet das Unternehmen auch Verbindungen zu verschiedenen Zielen in Griechenland, nach Gran Canaria und auf die Azoren an.
Luftfahrtexperte Cord Schellenberg sieht in den Plänen von Eurowings eine belebende Entwicklung für den Flughafen. „Dass Eurowings 40 Prozent Marktanteil anstrebt, ist die klare Zielsetzung, künftig die Nummer eins in Düsseldorf zu sein. Und das wird für den Fluggast im Hinblick auf die Ticketpreise interessant. Denn solange auch die anderen Airlines viele attraktive Slots zugeteilt bekommen, ist der Wettbewerb nicht nur gewährleistet sondern wird auch angekurbelt.“ Denn an einem konkurrenzstarken Flughafen wie Düsseldorf könne auch der Marktführer es sich nicht erlauben, die Preise nach Belieben hochzuschrauben. Konkurrenz gebe es sowohl durch junge, bewegliche Airlines als auch die vielen Flughäfen in NRW oder sogar den Niederlanden mit Amsterdam-Schiphol. „Innerhalb der Lufthansa-Gruppe wird man sich aber nicht in die Quere kommen“, ist sich Schellenberg sicher. Die Langstrecken-Hoheit behalte Lufthansa in Frankfurt und München, Eurowings fliegt ferne Ziele von Düsseldorf an. Kartellamtschef Andreas Mundt hatte es kürzlich treffend formuliert: Es wäre das erste Mal, dass ein Unternehmen sich einen Konkurrenten im eigenen Haus erschafft.