Umfrage Aldi-Kunden sind gegen Fifty-Fifty-Verbot
Bei vielen Kunden stößt auf Unverständnis, dass der Discounter die Verkäufer vor seinen Filialen nicht mehr dulden will.
Düsseldorf. Jahrelang war es Fifty-Fifty-Verkäufern gestattet, ihre Obdachlosenzeitschrift vor den 70 Aldi- Filialen in Düsseldorf und Umgebung anzubieten. Damit soll zum 1. Juni Schluss sein. Als Grund führt der Discounter Kundenbeschwerden an. Von aggressivem Verhalten der Mitarbeiter und nicht eingehaltenen Vereinbarungen ist die Rede. Eine Blitzumfrage vor einer Aldi-Filiale im Düsseldorfer Osten zeigt aber: Viele Kunden sind mit dem Verbot nicht einverstanden und sympathisieren mit den Verkäufern.
„Ich finde das Verbot sehr schade, denn an den Verkäufern gab es nie etwas zu bemängeln. Es war immer ein freundliches Miteinander, berichtet Aldi-Kundin Sophie M.: „Wenn es wirklich Beschwerden gegeben hat, sollte Aldi die Vorfälle konkretisieren.“ Ähnlich äußert sich auch Herbert Bruns. „Ich habe die Verkäufer immer als sehr höflich und niemals aggressiv wahrgenommen“, sagt der 58-Jährige. „Aldi verhält sich in diesem Fall total kleinkariert. Da empfinde ich das Betteln in der Innenstadt als viel nerviger.“
Eine weitere Kundin, die anonym bleiben will: „Im Supermarkt sucht man hilfsbereite Mitarbeiter oft vergebens. Dagegen grüßen die Zeitungsverkäufer immer freundlich.“
Ulrike Cirak ist selbst eine der 140 betroffenen Fifty-Fifty-Verkäufer. Über die Entscheidung des Aldi-Konzerns wurde sie im März informiert. Nachvollziehen kann sie das Verbot bis heute nicht. „Viele Stammkunden haben mich schon auf das Verkaufsverbot angesprochen“, sagt die 63-Jährige. „Die schütteln alle nur mit dem Kopf.“
Andere Erfahrungen hat Werner Schiebig mit einem Verkäufer der Zeitschrift gemacht. „Der Mann war sehr lästig und aufdringlich und hat mich wüst beschimpft, als ich ihm kein Geld geben wollte“, sagt der Rentner. Ein Komplettverbot hält der 71-Jährige aber für falsch: „Es gibt ja auch sehr viele freundliche Verkäufer, die darunter leiden würden.“
Dem pflichtet eine weitere anonyme Kundin bei: „Es mag vielleicht ein paar schwarze Schafe geben, aber deswegen alle Verkäufer unter Generalverdacht zu stellen, ist nicht richtig.“
Wie es für Ulrike Cirak und ihre Kollegen weitergeht, ist ungewiss. Magdalena Risch, Büroleiterin von Fifty-Fifty, rechnet mit einem harten Verteilungskampf um die besten Standorte und auch mit finanziellen Einbußen. Kampflos aufgeben will das Blatt aber nicht. Per Newsletter hat die Zeitschrift ihre Stammkunden bereits aufgefordert, sich bei Aldi über das Verkaufsverbot zu beschweren.