Als Arzt und Pilot: Hochstapler richtet Riesenschaden an
Verlesung der Anklageschrift dauerte fast eine Dreiviertelstunde. Tom B. muss für mehr als drei Jahre hinter Gitter.
Düsseldorf. Im vergangenen Jahr kam Tom B. (Name geändert) noch einmal mit einem blauen Auge davon. Weil er die Herzen von attraktiven Damen, am liebsten Stewardessen, leichter erobern wollte, hatte der 25-Jährige sich immer wieder als Pilot ausgegeben und sogar Uniformen im Internet bestellt, aber nicht bezahlt.
Die Bewährungsstrafe von einem Jahr hatte den jungen Mann offenbar völlig kalt gelassen. Denn am Donnerstag saß er wieder wegen Betruges auf der Anklagebank. Es dauerte eine Dreiviertelstunde, bis die Staatsanwältin die Anklage verlesen hatte — so lang war die Liste der Missetaten des Hochstaplers.
Um seine damalige Freundin, eine Flugbegleiterin, zu beeindrucken, hatte Tom B. als Co-Pilot verkleidet im Düsseldorfer Porschezentrum zwei Porsche Boxster in rot und carreraweiß bestellt. „Sie hat gesagt, ein Pilot muss einen Porsche fahren. Ich konnte einfach nicht Nein sagen“, erklärte der 25-Jährige, der genau wusste, dass er die Sportwagen nicht bezahlen kann.
Wie in der Gauner-Komödie „Catch me if you can“ mit Leonardo di Caprio wechselte Tom B. das Milieu und gab sich als Arzt aus. An seiner Wohnungstür in Derendorf ließ er sogar das Namensschild ersetzen und nannte sich „Dr. Stettler“. Als Mediziner bestellte er im Internet teure Repliken des Künstlers August Macke, ließ sich Prostituierte nach Hause kommen und sogar beim Pizza-Service funktionierte die Masche problemlos. Bezahlen musste Tom B. nie.
Besonders hart traf es einen Diplom-Ingenieur aus Cottbus, der schon von dem Vater des 25-Jährigen mit betrügerischen Aktiengeschäften an den Rand des Ruins getrieben worden war. Der gab dem Hochstapler ein Darlehen über 220 000 Euro. Das Geld ist weg: „Ich habe das ins Nachtleben investiert.“
Warum er immer wieder Straftaten verübt, konnte Tom B. nicht erklären: „Vielleicht will ich immer wieder meine Grenzen austesten.“ Ein Psychiater bescheinigte ihm hohe Intelligenz und eine Persönlichkeitsstörung. Eine verminderte Schuldfähigkeit sah der Gutachter nicht. Diesmal gab es keine neue Chance: Für drei Jahre und drei Monate landet Tom B. im Gefängnis.